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# taz.de -- Fußballstar bleibt bei Paris SG: Liebe für Kylian Mbappé
> Der Fußball schreibt einfach schöne Geschichten. Herzzerreißend ist etwa
> die des Pariser Bengels Mbappé, der nicht zu Real Madrid wechseln wollte.
Bild: Reine Herzensentscheidung: Kylian Mbappè kann dem Scheichklub einfach ni…
Wer da nicht weint, hat keine Seele. Kylian Mbappé, das
Geschwindigkeitsphänomen mit dem Zug zum Tor, kann Dinge sagen, so schön,
dass einem schier das Herz zerbrechen mag. „Der Park ist etwas Besonderes,
weil ich dort als junger Mann hingegangen bin“, sagte der gerade 18 Jahre
alte Stürmer über das Prinzenparkstadion, als er 2017 bei Paris
Saint-Germain einen Vertrag unterzeichnet hat. „Ich war ein Fußballfan, ein
Kind, das den Fußball liebt. Das Besondere an PSG ist, dass es nur einen
Verein in der Stadt gibt, und die Kinder, die in der Stadt aufwachsen,
gehen natürlich zu PSG.“ Schluchz! Waren wir Fußballfans nicht auch mal
Kinder, die davon geträumt haben, für den Verein arbeiten zu dürfen, für
den das Herz von klein auf geschlagen hat?
Beinahe noch schöner ist es, dass diese wunderbare Liebesgeschichte
[1][zwischen einem der besten Fußballer der Welt] und dessen geliebten Klub
nun im Jahr 2023 eine Fortsetzung erfährt. Kylian Mbappé wird weiter für
PSG spielen. Wie sagte er es in der für ihn so typisch emotionalen Art?
„Ich bin sehr glücklich, dass ich mich in Frankreich weiterentwickeln kann,
dem Land, in dem ich geboren wurde, in dem ich aufgewachsen bin und mich
selbst verwirklichen konnte.“ Es gibt sie also noch, die schönen
Geschichten von wahrer Vereinstreue, von der Liebe eines Fußballers zu
seinen Wurzeln.
Und was bitte kann der junge Mann mit dem Herz aus Gold auch dafür, dass
man ihn mit Geld überhäuft, nur weil er in seiner Heimatstadt Fußball
spielen möchte? Von 200 Millionen Euro Handgeld ist die Rede, und von einem
Jahresgehalt von 50 Millionen Euro. Soll er das etwa ausschlagen? Soll er
etwa Nein sagen, wenn man seinen Rat holt bei Transferentscheidungen im
Klub um den Trainerposten oder den des Managers? Auch das soll man ihm
angeboten haben.
Mbappé kann nun auch wirklich nichts dafür, das all das Geld, mit dem er
nun zugeschüttet wird, aus Katar kommt. Warum sollte er auch auf die Idee
kommen, dass daran etwas nicht stimmen könnte. In Katar findet schließlich
im Winter die Fußball-WM statt, bei der er mit der französischen
Nationalmannschaft den Titel verteidigen kann. Außerdem ist der Präsident
des Klubs, für den er von Kindesbeinen an brennt, aus Katar. Nasser
Al-Khelaifi heißt der und ist alles andere als ein Patriarch im
europäischen Fußball. Immerhin ist er Präsident der Europäischen
Clubvereinigung ECA und gehört als solcher der Führungsspitze der
Europäischen Fußballunion Uefa an.
## Viele Gefühle
Gut, er hätte vielleicht nicht auch noch mit Real Madrid verhandeln sollen,
während er weiter an der Vollendung seiner Jugendliebe zu Paris gearbeitet
hat. Vielleicht hätte er auch nicht immer wieder sagen sollen, dass Real
Madrid seine große Liebe ist, wo sein Herz doch längst vergeben war. Mbappé
ist eben noch ein junger Kerl, der vielleicht bisweilen hin- und hergezogen
wird von seinen Gefühlen. Er hat sich ja auch längst entschuldigt [2][bei
Florentino Pérez, dem Präsidenten von Real Madrid.] Und er wünscht ihm
alles Gute für das Champions-League-Finale von Real gegen Liverpool.
Wahre Größe hat er da gezeigt. Dass Perez ein wenig sauer war, weil er
Mbappé nun doch nicht nach Spanien holen kann, obwohl auch er ihm sehr viel
Geld geboten hat, das kann man beinahe schon verstehen. Es hat auch
wirklich nicht besonders viel gefehlt. Vielleicht hat ja auch nur die
richtige Liga gefehlt. Pérez träumt schon lange von einer Super League,
doch in eine solche will man ihn mit dem königlichen Klub nicht ziehen
lassen. Dabei war doch alles so schön vorbereitet mit Investorenmilliarden
von der Investmentbank J. P. Morgan.
Hätte das mit der Super League geklappt, vielleicht hätte der arme Pérez ja
genug Geld gehabt, um Mbappeś dann sicher großen Abschiedsschmerz von Paris
aufwiegen zu können. Der junge Mann hätte in einem solchen Fall gewiss auch
die richtigen Worte gefunden. Und er hätte Paris Saint-Germain bestimmt
auch alles Gute für das Champions-League-Finale gewünscht, wenn der Klub
denn jemals wieder ein solches erreichen sollte.
Ach, der Fußball, er schreibt einfach schöne Geschichten.
23 May 2022
## LINKS
[1] /WM-Finale-Frankreich--Kroatien/!5522278
[2] /Real-Madrids-Praesident-Florentino-Perez/!5398112
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Paris St. Germain
Real Madrid
Kylian Mbappé
Kolumne Press-Schlag
Liebeserklärung
Finale WM 2018
Frauen-WM 2019
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