# taz.de -- Museen warnen vor Artensterben: Ein dringender Appell | |
> Forschungsmuseen legen eine „Berliner Erklärung“ vor. Sie warnen vor den | |
> drohenden Verlust von bis zu einer Million Arten. | |
Bild: Im Sommer nicht von allen Menschen geliebte Art: Bienen | |
BERLIN taz | Das Artensterben ist neben dem Klimawandel die zweite große | |
ökologische Krise, die die Zukunft der Menschheit bedroht. [1][In einem | |
eindringlichen Appell] haben die drei naturkundlichen Forschungsmuseen der | |
Leibniz-Gemeinschaft die Politik zu drastischen Maßnahmen gegen den Verlust | |
der [2][Biodiversität] aufgefordert. Die „Berliner Erklärung“ wurde am | |
Donnerstag im Berliner Museum für Naturkunde vorgestellt. | |
„Seit dem 16. Jahrhundert sind mindestens 680 Wirbeltierarten | |
ausgestorben“, erklärte Museumsdirektor Johannes Vogel. Das könnte in den | |
kommenden Jahrzehnten auch 40 Prozent aller Insekten drohen. Schon heute | |
seien 75 Prozent der Landökosysteme und etwa 66 Prozent der Meere erheblich | |
beeinträchtigt oder zerstört. | |
„Gelingt es in dieser Dekade nicht, den katastrophalen Verlust der | |
biologischen Vielfalt aufzuhalten, laufen wir Gefahr, bis zu einer Million | |
Arten zu verlieren und 80 Prozent der UN-Nachhaltigkeitsziele nicht zu | |
erreichen“, heißt es in der Erklärung, hinter der ein breites Bündnis | |
renommierter Umweltforscher steht. | |
Anlass für den Appell ist der „Weltnaturgipfel“ der Vereinten Nationen, der | |
Ende August in China stattfindet und eine Art Weltlklimakonferenz für die | |
belebte Natur auf Kontinenten und in den Ozeanen darstellt. Deutschland | |
trage „eine große Verantwortung“ und besitze „erhebliches Potenzial“, … | |
die Naturforscher, „jetzt entscheidende Beiträge zur Bewältigung der | |
Zwillingskrise des Rückgangs der biologischen Vielfalt und der zunehmenden | |
Erderhitzung zu leisten“. | |
Das Positionspapier listet konkrete Handlungsempfehlungen mit | |
„naturbasierten Lösungen“ als wesentlichem Schlüssel für eine Veränderu… | |
auf. So sollte sich Deutschland beim [3][Biodiversitätsgipfel] mit | |
Nachdruck dafür einsetzen, dass „bis 2030 global 30 Prozent der Land- und | |
Meeresflächen wirksam geschützt und weitere 20 Prozent renaturiert werden“. | |
## Finanzielle Unterstützung | |
Auch müsse die Bundesrepublik ihre eigene Verantwortung gegenüber dem | |
Globalen Süden dokumentieren. Ein Schritt dafür sei die bereits im | |
Koalitionsvertrag vereinbarte „erhebliche“ Erhöhung von Mitteln für den | |
Biodiversitätsschutz auf vorerst mindestens zwei Milliarden Euro jährlich. | |
Mittelfristig seien sogar acht Milliarden Euro pro Jahr erforderlich. | |
Das Geld ist eigentlich da, bemerken die Naturforscher mit Hinweis auf die | |
knapp 67 Milliarden Euro, die jährlich als umweltschädliche Subventionen in | |
Deutschland in die Bereiche Verkehr, Energie, [4][Landwirtschaft] und | |
Gebäude fließen. Deutschland könne gerade in seiner G7-Präsidentschaft für | |
einen nachhaltigen Artenschutz „viel in die Waagschale werfen“, heißt es in | |
der Erklärung. „Kein Land ist dafür besser aufgestellt, keine Aufgabe ist | |
dringlicher.“ | |
19 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/presse/pressemitteilungen/berlin… | |
[2] /Digitale-Sequenzinformationen/!5832157 | |
[3] /Selbstverpflichtung-statt-UN-Erklaerung/!5716913 | |
[4] /Regierungswechsel-mit-neuen-Koepfen/!5820150 | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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