Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Zwölf Thesen: Warum Masken super sind
> Viele Coronabeschränkungen laufen weitgehend aus, darunter auch die
> Maskenpflicht. Dabei gibt es genug Gründe, warum wir weiter Maske tragen
> sollten.
Bild: Masken kann man auch für Statements nutzen, wie hier auf der Friedensdem…
Pünktlich zum „Freedom Day“ an diesem Sonntag brechen die täglichen
Neuinfektionen sämtliche Rekorde. Trotzdem will die Bundesregierung die
geltenden Coronabeschränkungen weitgehend lockern – inklusive
Maskenpflicht. Dabei gibt es genügend Gründe, warum man sich die Maske
nicht voreilig vom Gesicht reißen sollte.
## Schau mir in die Augen
Vielleicht können Sie sich noch an den alltäglichen Sexismus in der
vorpandemischen Zeit erinnern. Damals verfingen sich die Augen des
Gegenübers mit Vorliebe dort, wo sie nichts zu suchen hatten. Mal
saugten sie sich am Hintern fest, dann krochen sie einem tief in den
Ausschnitt, um im Anschluss daran eine nähere Untersuchung des Rachenraums
vorzunehmen. Und das, obwohl man selbst nichts anderes im Sinn hatte, als
sich auf Augenhöhe zu unterhalten. Doch dann kam die Maske und mit ihr die
Erleichterung. Seitdem der Mund hinter einem Stück Stoff verborgen ist,
liegt der Fokus derart auf den Augen, dass sogar die hartnäckigsten Glotzer
manchmal hineinschauen. Und das soll bitte auch so bleiben!
## Urlaub vom Dauergrinsen
Schon Kindern wird vermittelt, dass sie ein fröhliches Gesicht machen
müssen, damit sie keine Zumutung für ihre Umgebung sind. Doch seit der
Maskenpflicht können wir unsere verkrampften Mundwinkel auch im
öffentlichen Raum mal so richtig schön hängen lassen. Bleiben wir doch noch
ein wenig dabei, vor allem, weil es momentan sowieso nicht viel zu lachen
gibt.
## Endlich Knoblauch en masse
Die Maske ist auch deshalb so super, weil man dank ihr endlich so viel
Knoblauch essen kann, wie man möchte, ohne dass man zur Geruchsbelästigung
für andere wird: Dank FFP2 atmet man seinen Odeur nunmehr vor allem selbst
ein. Wer das nicht aushält: Immer auch eine Packung Kaugummi dabeihaben.
Die hat schon so manchen Theaterabend gerettet.
## Leise ist das neue Laut
Wie angenehm leise es seit der Pandemie in den Zugabteilen oft zugeht.
Keine nervigen Telefonate mehr, bei denen man jedes Wort mithört, keine
passiv-aggressive Familienkommunikation. Stattdessen Ruhe, Frieden,
Durchatmen. Nicht, dass nun gar nicht mehr gesprochen würde. Vielmehr hat
sich das Material der Masken wie eine dicke, fette Decke über das Gerede
gelegt. Himmlisch.
## Weniger schlaflose Nächte
Wenn ich schon als 37-Jährige ohne Vorerkrankungen Angst vor dem Virus
hatte, wie ist es dann erst Menschen über 80 oder solchen mit einer
Herz-Kreislauf-Erkrankung in den vergangenen zwei Jahren ergangen? Erst die
Angst vor Tröpfchen, dann der Horror vor Aerosolen. Und jetzt, da mehr als
je zuvor herumschwirren, sollen wir die Maske wieder ablegen? Da sind
durchwachte Nächte doch vorprogrammiert.
## Maske als Schnelltest
Trägt jemand im Supermarkt keine Maske – oder nur einen zur Maske
umfunktionierten Stringtanga –, kann man sich zu 99,9 Prozent sicher sein,
dass es sich um ein ignorantes Arschloch handelt, dem andere Menschen egal
sind. Baumelt die Maske hingegen unter der Nase, ist die Wahrscheinlichkeit
sehr hoch, dass sich da jemand, egal welchen Alters, immer noch in der
Pubertät befindet. Und dann gibt es noch all die Held*innen, die die Maske
zwar tragen, sie aber zum Niesen kurz runterziehen. Wollen wir diesen
schönsten aller Covidioten-Indikatoren allen Ernstes abschaffen?!
## Grippe adé
Selbst hartgesottene Coronaleugner*innen würden wohl kaum abstreiten,
dass Husten, Schnupfen und Heiserkeit existieren. Und unbeschadet durch die
Grippesaison bringt uns, genau, die Maske. Durch den speziellen Filterstoff
der FFP2-Masken (nein, OP- und Stoffmasken zählen nicht!) können uns auch
die Bakterien und Viren anderer Hals-, Nasen- und Rachenerkrankungen kaum
etwas anhaben. Es sei denn, man hat mal wieder Lust auf eine richtig schöne
Influenza.
## Heute mal inkognito
Vielleicht sollte man die Maske viel mehr feiern, bietet sie uns doch den
besten Schutz vor ungewollten Blicken. Zieht man dazu noch eine
Sonnenbrille und eine Kapuze auf, fühlt man sich ein bisschen wie ein
Promi, der Selfies mit Fans aus dem Weg gehen möchte. Und muss den
unangenehmen Nachbarn nicht grüßen.
## So kuschelig
Bevor es die Maske gab, habe ich mich öfter gefragt, wie ich dieses
einzigartige Gefühl, das ich immer nur dann habe, wenn ich gerade unter
meiner fluffig weichen und super kuscheligen Bettdecke liege, in meinen
harten, zackigen Alltag integrieren kann. Dann zog ich zum ersten Mal eine
FFP2-Maske auf, und – Bäm! –, da war es, im handlichen Pocket-Format.
## Segelohren für alle
Meine Schwester liebt Segelohren und befindet sich deshalb gerade auf Wolke
7. Denn dank der elastischen Schlaufen, mit denen die Maske an den Ohren
befestigt wird und sie dabei etwas nach vorne zieht, sehen wir alle ein
bisschen aus wie Teletubbies. Doch nicht nur meiner Schwester gefallen die
Maskengesichter gut, auch eine Studie besagt, dass wir insgesamt
attraktiver mit Maske erscheinen. Na dann: Behalten wir sie doch einfach
für immer auf.
## The Masked Singer
Lieblings-Karaokebar geschlossen? Keine Zeit für Party aufgrund von
Alltagsverpflichtungen? Einfach in die U-Bahn setzen, Spotify einschalten
und hinter der Maske lautlos mitsingen. Das macht mindestens so viel Spaß,
wie den Mitfahrenden heimlich die Zunge rausstrecken. Ehrenwort!
## Sorry, es ist noch nicht vorbei
Und, ähm, war da nicht was? Existiert nicht seit zwei Jahren dieses Virus?
Mehr als 6 Millionen Tote und 462 Millionen Erkrankte gab es bisher
weltweit – und ein Ende ist nicht in Sicht. Klar, es gibt seit Längerem die
Impfung, die bei den meisten von uns das Schlimmste wohl verhindern wird.
Ebenso klar ist, dass wir das Virus nicht mehr loswerden und deshalb mit
ihm leben müssen. Das heißt aber nicht, dass nun alles wieder normal ist:
Wer trotz der aktuellen Zahlen, die in Deutschland so hoch sind wie noch
nie, die Maske in den Müll werfen will, hat den Verstand verloren.
18 Mar 2022
## AUTOREN
Anna Fastabend
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Maskenpflicht
Gesundheitspolitik
Ampel-Koalition
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bundestagsdebatte zur Corona-Impfpflicht: Fünf Anträge und keine Mehrheit
Am Donnerstag hat der Bundestag über eine allgemeine Impfpflicht
diskutiert. Selbst innerhalb der Fraktionen gab es harte Fronten.
Umstrittenes Ende der Maskenpflicht: Fallen die Masken nun?
Der neue Entwurf fürs Infektionsschutzgesetz sieht keine Maskenpflicht in
öffentlichen Innenräumen als Basisschutz vor. Das stößt auf Kritik.
Nachrichten in der Coronakrise: Lauterbach appelliert an Bundesländer
Die Coronazahlen steigen. Gesundheitsminister Lauterbach hält an
Lockerungen fest, fordert aber, dass die Bundesländer in Hotspots selbst
eingreifen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.