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# taz.de -- Petition der Woche: Alle Tore des BFC Dynamo umsonst?
> Das Sportforum Hohenschönhausen soll saniert werden. Der Bauplan des
> Berliner Senats könnte dem Ostberliner Fußballverein das Stadion kosten.
Bild: Fußballstadion des BFC Dynamo im Sportforum Berlin
„Berlin hat ein Stadionproblem“ – sagt Rudi K. und klingt ruhig und bedac…
dabei. Obwohl er bei dem Thema gute Gründe hätte, unruhig zu werden. K.s
Verein droht, sein Stadion zu verlieren und damit den Mittelpunkt des
Vereinslebens, „seine Heimat“, wie Rudi K. es nennt.
Vor knapp vier Wochen startete der Mann, der seinen Nachnamen lieber nicht
in einer Zeitung gedruckt sehen will, [1][eine Petition auf change.org].
Fast 8.000 Unterschriften sind dabei mittlerweile eingegangen, viel mehr
als erwartet. Denn K.s Verein ist ein „spezieller Verein“, wie er sagt,
einer, „der nicht bei jedem Menschen gut ankommt“: der BFC Dynamo Berlin,
ein ehemaliger DDR-Rekordmeister, der sich in den Tagen des
„realexistierenden Sozialismus“ mit Stasi-Chef Erich Mielke als
Ehrenvorsitzendem schmückte.
Gegründet wurde der BFC 1966 im Sportforum Hohenschönhausen in
Berlin-Lichtenberg. Hier steht auch das Stadion, in dem der BFC seine
Heimspiele austrägt. Doch das ändert sich wohl bald: Der Berliner Senat
will das Sportforum sanieren und zu einem „nachhaltigen nationalen
Spitzensportzentrum“ umbauen lassen, wie es im planerischen Jargon heißt.
Einfacher gesagt: Das jetzige Stadion soll abgerissen und durch ein neues
ersetzt werden, und zwar am Seitenrand des neuen Sportparks – mit dann
deutlich weniger Zuschauerplätzen: nur noch 1.500 statt rund 12.000 wie
bisher. Völlig realitätsfern, finden die Fans.
Zumal aktuell alles darauf hindeutet, dass der BFC in dieser Saison die
Regionalliga Nordost gewinnen wird und somit die Chance auf den Aufstieg in
die 3. Liga – also in den Profifußball – hat. Immerhin: Vor Kurzem erhielt
der BFC die Genehmigung, im Fall des Aufstiegs erst einmal im
Jahn-Sportpark am Prenzlauer Berg spielen zu dürfen, einem weiteren
Berliner Stadion, das allerdings bald abgerissen werden soll.
## Der Berliner Senat verkennt die Bedeutung des BFC
Viele Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Vierteln trainieren
bislang im Sportforum. „Manche wollen vielleicht mal Fußballprofi werden“,
mutmaßt Rudi K. Auch er ist in Lichtenberg aufgewachsen, kickte selbst
Mitte der 90er im Sportforum, bis heute ist er passives Mitglied beim BFC.
Er war lange Sozialarbeiter, mittlerweile arbeitet er als Gärtner.
„Hooligan bin ich keiner“, betont er im Gespräch mit der taz am wochenende
und bemängelt, dass der BFC von vielen zuallererst mit gewaltbereiten, zum
Teil rechtsextremen Teilen der Hooliganszene in Verbindung gebracht werde.
Beim 1:0-Sieg gegen Hertha BSC II vergangenen Freitag habe sich jedoch
wieder einmal gezeigt: Die eine oder andere Bomberjacke sei vielleicht
zugegen gewesen – vor allem aber „treue Fans, Bratwurst, Bier und
Torjubel.“
Die Senatsverwaltung äußerte sich trotz mehrmaliger taz-Nachfrage nicht zur
Petition. Unterstützung bekommt der BFC von der Partei „Die Linke“ in
Lichtenberg. Ich habe das Gefühl, dass der Senat die Bedeutung des BFC für
Hohenschönhausen verkennt“, sagt Antonio Leonhardt, stellvertretender
Vorsitzender der Linken im Bezirk. Man wolle sich nicht eingestehen, dass
das bisherige städtebauliche Konzept die Interessen des BFC nicht
berücksichtigt, und argumentiere mit der Fanszene und politischen
Einstellungen. „Die Notwendigkeit eines Stadions sollte nach den objektiven
Gegebenheiten beurteilt werden“, findet Leonhardt. Rudi K. hofft, genau
dies mit seiner Petition zu erreichen.
13 Mar 2022
## LINKS
[1] https://www.change.org/p/senatsverwaltung-f%C3%BCr-stadtentwicklung-und-woh…
## AUTOREN
Ruth Lang Fuentes
## TAGS
Fußball
BFC Dynamo Berlin
Sanierungsplan
Städtebaupolitik
Kolumne Helden der Bewegung
Fußball-Bundesliga
Fußballvereine
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