Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krieg gegen Tigray-Rebellen: Äthiopien hebt Notstand auf
> Das Parlament beendet vorzeitig den im November verhängten
> Ausnahmezustand. Doch die nationalistische Amhara-Miliz sabotiert einen
> Dialog.
Bild: Äthiopische Soldaten bei einer Parade im November 2021
Berlin taz | Äthiopien hat den Ausnahmezustand, der im November angesichts
des [1][Vormarsches von Rebellen aus der Region Tigray] auf die Hauptstadt
Addis Abeba verhängt worden war, aufgehoben. Das äthiopische Parlament
billigte am Dienstag einen entsprechenden Antrag von Premierminister Abiy
Ahmed. Ursprünglich sollte der Ausnahmezustand sechs Monate gelten.
Es ist der bisher weitreichendste Schritt in einer Reihe von Maßnahmen, mit
denen die Regierung von Abiy Ahmed den Eindruck zu erzeugen versucht, sie
habe die aufständische Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF) besiegt und der
Krieg, der seit 2020 Tausende Tote und Hunderttausende Vertriebene
gefordert hat, sei vorbei.
Im November 2020 hatte Äthiopiens Armee mithilfe Eritreas sowie Milizen der
Amhara-Region mit Gewalt die Kontrolle über Tigray übernommen und die dort
regierende TPLF entmachtet. Im Mai 2021 eroberten die Tigray-Kämpfer
Tigrays Hauptstadt Mekelle zurück und drangen danach tief in den Rest
Äthiopiens ein. Am 2. November rief die Regierung einen drakonischen
Notstand aus, in dessen Verlauf Tausende ethnische Tigrayer in Lagerhaft
verschwanden.
Äthiopiens Armee ging wieder in die Offensive. Dass die [2][TPLF sich
weitgehend kampflos zurückzog] und die äthiopische Armee an der Grenze zu
Tigray haltmachte, war ein Ergebnis internationaler Pendeldiplomatie. In
deren Folge ließ Abiy Ahmed prominente [3][Oppositionelle aus der Haft
frei] und sagte Dialog zu. Doch der Krieg hat eigentlich nicht geendet.
## Hungersnot in Tigray
Der Westen Tigrays bleibt von Amhara-Milizen besetzt. Äthiopische
Nationalisten trommeln weiter mit einer Rhetorik, die Kritiker als
Vorbereitung eines Völkermords interpretieren, zur Fortsetzung der Kämpfe
gegen die TPLF, die sie samt ihrer Anhänger als auszulöschende Terrorbande
bezeichnen. Die Region Tigray bleibt einer Blockade unterworfen und
humanitäre Hilfe erreicht die 6 Millionen Menschen in Tigray nur
sporadisch; es hat sich eine Hungersnot ausgebreitet. Auch nach dem Ende
ihrer Offensive am Boden hat die äthiopische Armee mit Drohnen [4][Ziele in
Tigray bombardiert] und bis zu 200 Zivilisten getötet.
Das Ende des Ausnahmezustands sei wichtig, um die Probleme des Landes zu
lösen, sagte Parlamentspräsident Tagesse Chafo am Dienstag zu Beginn der
Sondersitzung der Legislative. Zugleich berichtete die Zeitung Addis
Standard, in von der Regierung zurückeroberten Teilen der Amhara-Region
komme es zu Massakern an Oromo-Zivilisten durch Amhara-Milizionäre.
Die nationalistischen Amhara-Milizen, die Äthiopiens Armee gegen die TPLF
unterstützen, haben sich jüngst zu scharfen Kritikern eines befürchteten
Versöhnungskurses der Regierung entwickelt – was auch daran liegt, dass die
TPLF in der Amhara-Region schwere Verbrechen an der Zivilbevölkerung
begangen hat. Es wird vermutet, dass die Nationalisten nun alles tun
werden, um den von Abiy Ahmed geplanten Dialog zu sabotieren.
15 Feb 2022
## LINKS
[1] /Krieg-in-Aethiopien/!5809459
[2] /Rueckzug-der-Rebellen-in-Aethiopien/!5821015
[3] /Buergerkrieg-in-Aethiopien/!5826969
[4] /Der-Krieg-in-Aethiopien/!5828099
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Äthiopien
Tigray
Abiy Ahmed
Äthiopien
Äthiopien
Äthiopien
Äthiopien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schwere Kämpfe um Tigray: Äthiopiens Krieg bricht erneut aus
Nach fünf Monaten Ruhe wird wieder gekämpft. Äthiopiens Regierung und
Tigray-Rebellen beschuldigen sich gegenseitig, Friedensprozess scheitert.
Rückzug der Rebellen in Äthiopien: Kein Frieden in Sicht
Tigrays Rebellen haben sich zurückgezogen und machen den Weg für humanitäre
Hilfe frei. Doch die äthiopische Regierung denkt nicht an Frieden.
Tigray-Rebellen ziehen sich zurück: Wende im Äthiopien-Krieg
Der Vormarsch Richtung Addis Abeba ist beendet. Alle eroberten Gebiete
außerhalb Tigrays werden aufgegeben. Die Wende brachten Kampfdrohnen.
Menschenrechtler über Krieg in Äthiopien: „Wir sehen den Beginn von Hoffnun…
Äthiopiens wichtigster Menschenrechtler Daniel Bekele erhielt in Berlin den
Deutschen Afrikapreis. Mit der taz sprach er über seine Arbeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.