# taz.de -- Rücktritt des Gladbach-Managers: Es scheitern die Guten | |
> Max Eberls Entscheidung, aufzuhören, bewirkt gerade mal die üblichen 15 | |
> Minuten Systemkritik im hochtunig laufenden Fußballbetrieb. | |
Bild: Max Eberl | |
Max Eberl ist ein Guter. Das war schon lange klar, lange vor seinem Outing | |
als Ausgebrannter und seinem Rücktritt als Manager des Bundesligisten | |
Borussia Mönchengladbach. Er hat nicht nur einen [1][extrem guten Job | |
gemacht], indem er einen angeschlagenen Klub mit großer Vergangenheit, aber | |
bescheidener Gegenwart und einer Ausstrahlung, die sich sukzessive aufs | |
Regionale zusammenzog – übrigens analog zum 1. FC Kaiserslautern, der sich | |
erst kurz vor dem Absturz in die Oberliga gefangen zu haben scheint –, | |
indem er also den früheren Bayern-Konkurrenten aus der unaussprechlichen | |
Stadt auf solide Füße gestellt hat. | |
Was weiter für ihn sprach: Dem Lockruf des ruhmreichen FC Bayern ist er nie | |
erlegen. Er wollte sein eigenes Ding machen, das Projekt Gladbach nach | |
vorne bringen, was unter uns gesagt auch nicht nur die anspruchsvollere | |
Aufgabe, sondern auch die interessantere ist. Der FC Bayern ist schon lange | |
„too big to fail“; Gladbach zu erneuern, das ist die wahre Challenge. | |
Nun könnte man sagen, dass er genau damit am Ende doch gescheitert ist – | |
zumindest zu diesem Zeitpunkt. Trainer Rose musste er zum mächtigeren BVB | |
ziehen lassen. [2][Ersatz Adi Hütter], dem man im Grunde nichts vorwerfen | |
kann, fremdelt am Niederrhein, und der Niederrhein mit ihm; die Mannschaft, | |
die immer noch gut genug ist, die Bayern mit 5:0 aus dem Pokal zu kegeln, | |
surft im Schnitt weit unter ihren Möglichkeiten; und jetzt wollen oder | |
sollen erste Leistungsträger von dannen ziehen. Die Kritik begann zu | |
hageln, auch die an Eberl. | |
Jetzt gibt er auf, aus persönlichen wie gesundheitlichen Gründen. Und lenkt | |
den Diskurs damit – wohl leider nur vorübergehend – auf eine andere Ebene: | |
Er könne, so sagte er auf der Pressekonferenz am Freitag, aus einem | |
„simplen Grund“ nicht mehr arbeiten: „Weil ich erschöpft und müde bin. … | |
möchte einfach raus, ich möchte mit dem Fußball nichts zu tun haben.“ | |
Nun beginnen damit wieder die berühmten 15 Minuten der Systemkritik. Danach | |
läuft erfahrungsgemäß wieder alles wie vorher – wenn nicht sogar noch ein | |
bis zwei Umdrehungen schneller. Turbokapitalismus, so wurde das einmal | |
genannt, und wer den Fußball kennt, der weiß, wie sehr er zu einem Spiegel | |
des Systems geworden ist, schon seit längerer Zeit. | |
Max Eberl wird es verschmerzen können. Er kann sich zurückziehen oder | |
später noch mal irgendwo einsteigen oder irgendwelche Fäden finden, die er | |
mehr im Hintergrund ziehen kann. Es gibt sicher auch angenehmere Jobs im | |
Profifußball. | |
30 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
René Hamann | |
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