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# taz.de -- Großbritanniens Inlandsgeheimdienst: MI5 warnt vor Spionin Chinas
> In Großbritannien soll eine Anwältin hohe Summen an Politiker gespendet
> haben, um sie zugunsten von Chinas KP zu beeinflussen. Die Botschaft
> dementiert.
Bild: Die Westminster Bridge in der Nähe des britischen Parlaments
London afp | Der britische Inlandsgeheimdienst hat das Parlament in London
vor einer angeblichen Spionin Chinas gewarnt. Das Büro des Sprechers des
britischen Unterhauses, Lindsay Hoyle, bestätigte am Donnerstag, dass es
„in Absprache mit den Sicherheitsdiensten“ die Abgeordneten per E-Mail über
den Vorfall informiert habe.
Innenministerin Priti Patel zufolge versuchte eine Person, „für die
Kommunistische Partei Chinas“ Parlamentarier zu beeinflussen. Dem
konservativen Abgeordneten Iain Duncan Smith zufolge wurde Hoyle „vom MI5
kontaktiert“. Dieser habe die Abgeordneten gewarnt, dass eine „Agentin der
chinesischen Regierung im Parlament aktiv war“.
Die vom MI5 herausgegebene Warnmeldung, die von britischen Medien zitiert
wurde, identifiziert die mutmaßliche Agentin als Christine Lee. Demnach
habe diese sich „wissentlich im Namen der Arbeitsabteilung der
Einheitsfront der Kommunistischen Partei Chinas an politischen
Einmischungsaktivitäten beteiligt“.
Den Berichten zufolge spielte die in London ansässige Anwältin eine
Vermittlerrolle bei „finanziellen Zuwendungen an politische Parteien,
Parlamentarier, angehende Parlamentarier und Personen, die politische Ämter
im Vereinigten Königreich in Erwägung ziehen“.
## Verdächtige Anwältin sehr gut vernetzt
Lee soll 200.000 Pfund (239.000 Euro) an den Oppositionspolitiker Barry
Gardiner sowie weitere hunderttausende Pfund an dessen Labour-Partei
gespendet haben. Das Geld stammte demnach von ausländischen
Staatsangehörigen aus China und Hongkong.
Lee war offenbar gut im Londoner Regierungsviertel vernetzt. Sie wurde mit
dem ehemaligen konservativen Premierminister David Cameron bei einer
Veranstaltung im Jahr 2015 fotografiert, sowie bei einer anderen
Gelegenheit mit dem ehemaligen Labour-Chef Jeremy Corbyn.
Im Jahr 2019 zeichnete die konservative Premierministerin Theresa May Lee
für ihren Beitrag zu guten Beziehungen Großbritanniens zu China mit einem
Orden aus.
Die chinesische Botschaft in London wies die Spionage-Anschuldigungen
zurück und erklärte: „Wir müssen und werden niemals versuchen, Einfluss in
einem ausländischen Parlament zu kaufen“. Sie fügte hinzu: „Wir lehnen
Verleumdung und Einschüchterung der chinesischen Gemeinschaft in
Großbritannien entschieden ab.“
Der mittlerweile zurückgetretene Barry Gardiner erklärte, dass alle Spenden
ordnungsgemäß gemeldet worden seien. Er erklärte zudem, dass Lees Sohn bis
zu seinem Rücktritt am Donnerstag für ihn gearbeitet habe.
Der konservative Abgeordnete Duncan Smith äußerte sich besorgt darüber,
dass Lee nicht festgenommen, sondern nur daran gehindert wird, das
Parlament zu betreten. Er forderte außerdem eine Überarbeitung der Regeln
für die parlamentarische Akkreditierung.
Der frühere Verteidigungsminister Tobias Ellwood sagte hingegen im
Unterhaus, die Vorwürfe seien „die Art von Einmischung in der Grauzone, die
wir jetzt von China erwarten“.
14 Jan 2022
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