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# taz.de -- Später Erfolg bei den Australian Open: Besessene Veteranin
> Alizé Cornet ist seit 17 Jahren Tennisprofi, 63 Mal ist sie bei
> Grand-Slam-Turnieren angetreten. Nun steht sie zum ersten Mal im
> Viertelfinale.
Bild: Kann es kaum fassen: Alizé Cornet hat es nun ins Viertelfinale geschafft
Melbourne taz | Alizé Cornet war immer noch vollgepumpt mit Adrenalin. Die
Französin hatte soeben völlig überraschend ihr Achtelfinal-Match bei den
[1][Australian Open] gegen die zweifache Grand-Slam-Gewinnerin Simona Halep
gewonnen und musste nun zum sogenannten On-Court-Interview antreten. Das
sind diese bei den meisten Tennisprofis ungeliebten Fragerunden, die nur
ein paar Minuten nach Spielschluss auf dem Platz stattfinden.
Für die meisten sind diese Interviews, die zum Glück nur die Siegerinnen
und Sieger absolvieren müssen, eine lästige Pflichtaufgabe. Aber Cornet war
von einer derartigen Glückseligkeit befallen, dass sie das Interview am
liebsten mit sich selbst geführt hätte. Sie wollte jetzt einfach alles
loswerden.
Einer der bemerkenswertesten Sätze, die aus der 32-Jährigen
heraussprudelten, war dieser hier: „Es ist einfach nur ein Traum, es ist
magisch.“ Dabei meinte Cornet nicht unbedingt nur die zweieinhalb Stunden
andauernde Hitzeschlacht gegen die ehemalige Nummer 1 der Welt mit
Temperaturen von über 40 Grad Celsius unten auf dem Platz. Nein, sie hatte
das große Ganze im Blick.
## Seit 17 Jahren dabei
Es ist eine unglaubliche Story, die die in Nizza geborene Cornet in
Melbourne schreibt. Der 6:4-3:6-6:4-Erfolg gegen die favorisierte Halep war
bereits ihr vierter Sieg. Aber das allein ist es ja nicht: Bei ihrer 63.
Teilnahme (60 Mal hintereinander) an einem Grand-Slam-Turnier steht die
Französin erstmals überhaupt im Viertelfinale – nie zuvor gelang dies einer
Spielerin zum ersten Mal nach so vielen vergeblichen Versuchen.
Man muss es sich einmal vorstellen: Seit 17 Jahren ist Cornet auf der Tour
dabei. Nach ihrem Erfolg in der dritten Runde über die Slowenin Tamara
Zidanšek, die sie ebenfalls in drei harten Sätzen niederrang, meinte
Cornet: „Ich sag es ja nicht gerne, aber ich bin eine Veteranin in meiner
Sportart.“
Und sie ist eine, die süchtig ist nach Tennis. „Ich kann einfach nicht
aufhören, ich fühle diese Besessenheit immer noch in mir. Nur wenn mir mein
Vater sagen sollte ‚Alizé, du bist zu alt‘ dann würde ich es mir mal
überlegen, den Schläger zur Seite zu legen“, sagte sie zu Beginn der
Australian Open. Dass sie diese Besessenheit beim ersten großen
Major-Turnier des Jahres bis ins Viertelfinale tragen würde, ist eine der
schönsten Geschichten, die die Australian Open 2022 bis jetzt geschrieben
haben.
## Unverdrossene Balljägerin
„Es ist nie zu spät, es immer wieder zu versuchen.“ Die vielen Niederlagen
hätten sie nur noch härter gemacht, so die Französin nach dem Coup gegen
Halep. Es ist genau [2][diese Mentalität], die Cornet auch auf dem Platz
auszeichnet. Die Nummer 61 der Weltrangliste ist eine Kämpferin, die auch
den scheinbar aussichtslosesten Bällen hinterherjagt und für ihr Spiel die
ganze Breite das Platzes braucht.
In Melbourne gelang ihr die erste große Überraschung in der zweiten Runde,
als sie die hoch eingeschätzte und an Nummer 3 gesetzte Garbiñe Muguruza,
wie Halep auch eine Grand-Slam-Siegerin, glatt in zwei Sätzen bezwang. Die
Spanierin gab nach dem Match zu, sie habe Cornet und deren „Fighting
Spirit“, den kämpferischen Willen, unterschätzt.
Die Französin, die am liebsten auf Sand spielt, kann aber, wenn alles
passt, auch überragend Tennis spielen. Ihre beidhändige Rückhand, der Linie
entlanggeschlagen, ist ihr Markenzeichen. An guten Tagen, und von denen gab
es in Melbourne jetzt schon einige, ist der Schlag praktisch nicht zu
verteidigen.
## „Das könnte ein Drama werden“
2008 gewann Cornet in Budapest ihren ersten von insgesamt acht Titeln auf
der WTA-Tour. Die Turnier-Erfolge gelangen ihr [3][überwiegend bei
kleineren Events]. Nun ist es nicht so, als wäre die 32-Jährige bei den
Grand-Slam-Turnieren immer schon früh gescheitert. Cornet, die Veteranin,
stand immerhin schon fünf Mal in der Runde der letzten 16 Spielerinnen.
Zuletzt 2020 bei den Australian Open. Jetzt ist die Bühne noch einmal eine
Nummer größer.
Am Mittwoch geht es im Viertelfinale, ihrem persönlichen
Karrierehighlight, gegen Danielle Collins. Die an Nummer 27 gesetzte
US-Amerikanerin ist, natürlich, die Favoritin. Collins, die sich 4:6, 6:4,
6:4 gegen die Belgierin Elise Mertens durchgesetzt hat, ist auf dem Platz
ähnlich impulsiv und in ihrer ganzen Art ebenso intensiv wie Cornet. „Das
könnte ein Drama werden“, sagte die Französin mit Blick auf ihr nächstes
Match. Gut, dass ihr Dramen liegen.
24 Jan 2022
## LINKS
[1] /Protest-gegen-China-bei-Australian-Open/!5827908
[2] /Japans-Superstar-Naomi-saka/!5787495
[3] /Corona-Streit-vor-den-Australian-Open/!5826345
## AUTOREN
Klaus Bellstedt
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Schwerpunkt Coronavirus
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