# taz.de -- Der China-Pakistan Economic Corridor: Pakistans Perle am Arabischen… | |
> Die verschlafene pakistanische Hafenstadt Gwadar liegt in der Prozinz | |
> Belutschistan. Sie soll nun für China eine wichtige strategische Rolle | |
> spielen. | |
Bild: Eine chinesische Spende: Das Technische Institut in Gwadar | |
BERLIN taz | Bis zur Jahrtausendwende war die südwestpakistanische Wüsten- | |
und Hafenstadt Gwadar nur für ihre Fischerei bekannt. Für den abgelegenen | |
Ort in [1][Belutschistan] auf der Gwadar-Halbinsel, 60 Kilometer von der | |
Grenze zum Iran entfernt, interessierte sich auch in Pakistan niemand. Doch | |
heute bekommen pakistanische Politiker und Geschäftsleute Dollarzeichen in | |
den Augen, wenn sie öffentlich davon träumen, wie sie die Stadt mit jetzt | |
270.000 Einwohnern zu einem neuen Shenzhen verwandeln und über den | |
China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) mit dem chinesischen Nordwesten | |
verbinden wollen. Denn für Peking spielt Gwadar inzwischen [2][eine | |
strategische Rolle.] | |
Diese ergibt sich aus der Nähe zum Eingang des Persischen Golfs (über die | |
Straße von Hormus) und damit zu den dortigen Ölfeldern und Boomtowns wie | |
Dubai und Doha. | |
Peking hat Gwadar inzwischen zum Tiefseehafen ausgebaut. Dieser soll | |
hauptsächlich wirtschaftlich genutzt werden, doch ist bis heute nicht | |
endgültig klar, ob Peking ihn nicht eines Tages auch militärischen nutzen | |
will und darf. | |
Das würde China eine Militärbasis nicht nur in der Nähe des Golfs | |
verschaffen, sondern auch im Westen [3][des Rivalen Indiens]. Den | |
betrachtet Islamabad als Erzfeind, was ein Motor der | |
pakistanisch-chinesischen Freundschaft ist. Delhi seinerseits hat sich in | |
Reaktion auf Chinas Gwadar-Engagement Nutzungsrechte im nahen iranischen | |
Hafen Chahbahar gesichert. | |
## Ein Hintertürchen nach Xinjiang | |
China verschafft sich über den im Bau befindlichen Wirtschaftskorridor | |
CPEC, der Teil seiner geostrategischen Seidenstraßeninitiative ist, quasi | |
einen Hintereingang in seine Nordwestprovinz Xinjiang. Statt dass Öltanker | |
vom Golf über die Straßen von Malakka oder Lombok an Chinas Ostküste fahren | |
müssen, sind über Pakistan kürzere Wege möglich, eine gesicherte und | |
moderne Infrastruktur vorausgesetzt. | |
CPECs Routen haben für Peking zudem den Vorteil, dass sie bei Konflikten in | |
der Straße von Taiwan oder im ost- oder südchinesischen Meer sicher sind | |
und auch bei einer zunehmend unwahrscheinlicheren US-Blockade von Chinas | |
Küstenhäfen aufrechterhalten würden können. | |
Doch trotz all der strategischen Kalküle haben sich die wirtschaftlichen | |
Vorteile einer letztlich extrem teurer Entwicklung Gwadars und CPECs bisher | |
weder für Pakistan noch für China realisieren lassen. Auf beiden Seiten | |
herrscht inzwischen eine gewissen Ernüchterung. Gwadars Hafenanlagen werden | |
kaum genutzt. | |
Die Stadt gehört dabei überhaupt erst seit 1958 zu Pakistan, das Gwadar dem | |
Oman abkaufte. Später bot Islamabad den Hafen den USA und Russland als | |
Stützpunkt an – vergeblich. Erst China griff zu. | |
4 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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