Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Critical race theory in den USA: Dieser Kampf ist nicht zu gewinnen
> Die Republikaner arbeiten sich auf unredliche Weise an einem Begriff ab.
> Liberale und Progressive reagieren überheblich und defensiv.
Bild: Ein Mann am Rande einer Antirassismus-Demonstration in Georgia im Novembe…
Die jüngsten Gouverneurswahlen im Bundesstaat Virginia standen im Zeichen
der Critical race theory. Die Theorie besagt, dass Rassismus das Denken der
USA in nahezu allen Bereichen dominiert – in der Gesetzgebung, in der
Wirtschaft, in der Geschichtsschreibung und so fort.
Die Critical race theory wird seit 30 Jahren an den Hochschulen gelehrt –
aber jetzt erst [1][arbeiten sich die Republikaner an dem Begriff ab], ohne
auch nur zu versuchen, ihn zu verstehen. Stattdessen behaupten sie
unredlicherweise, dass es darum geht, weiße Menschen pauschal als Rassisten
zu bezeichnen.
In Virginia hat der Republikaner Glenn Youngkin erst die Nominierung seiner
Partei als Gefolgsmann Trumps gewonnen, um dann später im Wahlkampf Trump
auf Abstand zu halten. Er [2][besiegte schließlich den demokratischen
Kandidaten Terry McAuliffe]. Demokraten sind in Sorge, dass Youngkins Sieg
eine Vorlage für Trumps Rückkehr ins Weiße Haus sein könnte.
Bei der Wahl in Virginia ging es nur vorgeblich um die Themen Bildung und
Kriminalität. Dies sind zwei Themen, die die Republikaner seit Langem
„rassisch“ (racially) aufladen, indem sie weiße Ängste mobilisieren: Äng…
wegen vermeintlicher schwarzer Gesetzlosigkeit und Kindern, die zwecks
besserer Durchmischung quer durch die Stadt zu Schulen gefahren werden.
Sitzungen von Schulgremien sind zu einem Schauplatz erhitzter Diskussionen
über den pädagogischen Umgang mit Diversität und Rassendiskriminierung
geworden.
Die Situation ist wie maßgeschneidert für rechte Politiker, die um den
Applaus von weißen Eltern buhlen, die an diesem Unterricht Anstoß nehmen.
Lehrerfortbildung in Sachen Diversität, Gleichheit und Inklusion wird mit
böser Absicht als Critical race theory etikettiert.
Sicherlich gibt es Lehrer, die mit dem Konzept im Hinterkopf auf
ungeschickte Art ihre Schüler Rollenspiele von Unterdrückern und
Unterdrückten oder Herr und Sklave spielen lassen. Diese Schüler sind aber
in Wirklichkeit nicht in dieser Theorie unterrichtet worden – ein wichtiger
Unterschied, der aber für jene Eltern keinen Unterschied macht, die gegen
das aktuelle Schulsystem in Bundesstaaten wie Virginia aufbegehren.
Es ist ein Kampf, den Liberale und Progressive nicht gewinnen können. Sie
neigen dazu, gesellschaftliche Themen zu meiden, die sich nicht für
einfache Erklärungen eignen, um sich stattdessen auf abstrakte politische
Programme zu konzentrieren.
Dabei blicken sie zu oft überheblich auf die Wähler hinab – so wie
McAuliffe, der meinte, dass Eltern den Schulen nicht erzählen sollten, was
sie zu unterrichten hätten. Youngkin nahm die Vorlage dankbar an und
versprach, aus den Schulen die Critical race theory zu verbannen, obwohl
sie dort gar nicht unterrichtet wird.
## USA werden nicht weißer
Cornell Belcher, ein Berater der Demokraten, meint, dass Demokraten das
Thema direkt angehen und den Wählern klarmachen sollten, dass die USA
sicherlich nicht mehr weißer werden – die Welt auch nicht, füge ich hinzu.
Dieses Land hat eine lange Geschichte der Unterwerfung anderer hinter sich
– hier und woanders auf der Welt. Es muss sich ernsthaft damit
auseinandersetzen, wofür es Verantwortung tragen muss.
Um den [3][jungen Barack Obama zu zitieren]: „Es gibt kein weißes Amerika
und kein schwarzes Amerika, auch kein Latino-Amerika und kein asiatisches
Amerika, es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika.“ Umfragen zeigen,
dass die Amerikaner dem mehrheitlich zustimmen – aber manche sind
aufgehetzt durch Politiker wie Glenn Youngkin.
Aus dem Englischen: Gunnar Hinck
7 Dec 2021
## LINKS
[1] /US-Debatte-ueber-rassistische-Gewalt/!5712515
[2] /Viriginia-bekommt-einen-Republikaner/!5809454
[3] https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A19751-2004Jul27.html
## AUTOREN
Brenda Wilson
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Antirassismus
USA
Kolumne Fernsicht
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.