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# taz.de -- Petition der Woche: Drama um die Schokoladenfabrik
> Um mehr Bonbons zu produzieren, will der Süßigkeitenkonzern Storck in NRW
> einen Wald roden lassen. Fridays for Future hält dagegen.
Bild: Mehr Süßes zulasten des Waldes? Für Storck (hier die Produktionsstätt…
In Halle (Westfalen) steht ein Süßigkeitenwerk der Firma Storck. Toffifee,
Werther’s Original, nimm2, Mamba und Dickmann’s werden hier hergestellt.
Das klingt so weit wie der Beginn eines [1][Kinderfilms von Tim Burton] –
doch hier, in der Kleinstadt in der Nähe von Bielefeld, hofft die
klimaaktivistische Fridays-Jugend nicht auf eine goldene Eintrittskarte, um
endlich die Fabrik von innen sehen zu dürfen.
Im Gegenteil: Seit dem 1. Oktober kampieren sie vor deren Toren im
Steinhausener Wald und besetzen diesen. Den „Steini“, wie sie den Wald
getreu der Namenstraditionen der Baumbesetzer:innen nennen, möchte
Storck nämlich roden. Sieben Hektar Wald sollen weg, um das Werk zu
erweitern.
Demos, offene Briefe sowie eine erste Waldbesetzung im letzten Frühjahr
konnten Storck von diesen Plänen nicht abbringen. Der zuständige
Regionalrat hat die Rodung bereits genehmigt. Für die
21.000-Einwohner:innen-Gemeinde ist Storck mit rund 3.200
Mitarbeiter:innen wichtigster Arbeitgeber und Steuereinnahmequelle.
Gerodet werden darf allerdings nur zwischen Oktober und März, und so lange
soll der Wald besetzt bleiben. Storck hat bekanntgegeben, ihn nicht
zwangsräumen lassen zu wollen.
Auf Change.org läuft derweil die [2][Petition „#StorckStoppen – Steini
retten. No Merci für Lachgummi, nimm2, Knoppers und Co!“]. Gestartet hat
sie Ende September die Ortsgruppe von Fridays for Future (FFF) im Altkreis
Halle. Eine [3][ähnlich gelagerte Petition] einer Bürgerin aus Halle hatte
Storck zuvor ignoriert. Sie hatte nur knapp 2.500 Unterschriften. Die
FFF-Petition haben hingegen mittlerweile fast 102.000 Menschen
unterschrieben.
## Lieber Wald statt Süßigkeiten
„Als wir bei 70.000 Unterschriften waren, haben wir Storck um ein Gespräch
gebeten. Es wurde abgelehnt“, erzählt Marie, selbst Aktivistin, die im
„Steini“ kampiert, und ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Mit der Petition, sagt Marie, wolle man vor allem darauf aufmerksam machen,
dass es in Zeiten der Klimakrise nicht okay sei, Wälder für Profite zu
roden – und zeigen, dass viele Menschen das genauso sehen. Zusätzlich
fordert FFF auf, Storck-Produkte zu boykottieren. Der Erhalt eines
wertvollen Waldes sei wichtiger als Lachgummi.
Nun hat Storck vor, als Ausgleich Flächen im Umfang von acht Hektar
aufzuforsten. „Somit entsteht insgesamt sogar letztlich mehr Wald“, sagt
Unternehmenssprecher Bernd Rößler. Augenwischerei, finden die
Aktivist:innen. Diese Bäume könnten frühestens in 50 Jahren die
CO2-Speicherkapazität des „Steini“ ersetzen. Der intakte Mischwald aus
Bäumen verschiedenen Alters sei wichtig für das städtische Klima. Er sei
auch die einzige Verbindung für Tiere zwischen dem anliegenden Teutoburger
Wald und dem Tatenhauser Wald.
„Ich persönlich hoffe immer noch auf ein Gespräch und eine
Kompromisslösung. Wir werden nicht gehen, solange diese nicht stattfindet“,
sagt Marie. „Alternativ wäre nur ein Standort im Ausland in Betracht zu
ziehen“, schreibt Storck allerdings. Würde dort jedoch ebenfalls Boden
versiegelt, würde es das Problem nur verschieben – was die
Aktivist:innen keinesfalls möchten.
Zurzeit sind die Waldbesetzer:innen dabei, das Camp winterfest
einzurichten. „Wir freuen uns über Sachspenden wie Wollsocken, Nudeln oder
Decken“, sagt Marie. Und Schokolade, solange sie nicht von Storck ist.
21 Nov 2021
## LINKS
[1] https://www.imdb.com/title/tt0367594/
[2] https://www.change.org/p/august-storck-kg-halle-westf-storckstoppen-steinha…
[3] https://weact.campact.de/petitions/keine-rodung-des-steinhausener-waldes-1
## AUTOREN
Ruth Lang Fuentes
## TAGS
Petition der Woche
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Schwerpunkt Fridays For Future
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