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# taz.de -- FC Barcelona in der Krise: Katalanische Chaostage
> Der FC Barcelona ist in der Post-Messi-Ära auf der Suche nach sich
> selbst. Die spanische Liga freut’s.
Bild: Niederlage in der Provinz: Radamel Falcao (Rayo Vallecano) scort gegen Ba…
„Hoffentlich trainiert er eines Tages den FC Barcelona, dann wird die Liga
wieder ein bisschen ausgeglichener.“ Dieses gemeine Bonmot über den
holländischen Trainer Ronald Koeman stammt aus dem Jahr 2014, sein Urheber
war der ehemalige Valencia-Kapitän David Albelda, nach gemeinsamer
Arbeitserfahrung kein Fan des Niederländers.
Albelda kommt jetzt als Prophet daher, denn wo Barça einst alles in Grund
und Boden kreiselte und Meisterschaften mit bis zu 100 Punkten gewann, ist
die Liga nach 15 Monaten Koeman in Barcelona ausgeglichener denn je: Ganz
oben steht Real Sociedad aus San Sebastián, auf Platz fünf liegt Aufsteiger
Rayo Vallecano, auf Platz sieben Osasuna, und erst auf Platz neun, einen
Punkt vor Lokalrivale Espanyol, kommt der FC Barcelona. Die Frage ist nur:
Wie viel Lob gebührt Koeman? Es gibt ja auch noch 1,35 Milliarden Euro
Schulden oder den [1][Abgang von Lionel Messi nach Paris].
Dieser Tage wurde Koeman entlassen, er will jetzt jeden Tag Golf spielen.
Das sagte er schon vorher in einer der Pressekonferenzen, auf denen er sein
Ende antizipierte und mit reichlich Klamauk garnierte. In Erinnerung ist
etwa die, als er keine Fragen beantwortete, sondern staatstragend eine
Lesebrille aufsetzte und ein vorformuliertes J’accuse gegen die
Erwartungshaltung hielt: „In der Liga auf einem vorderen Platz zu landen,
wäre ein Erfolg, und in der Champions League dürfen keine Wunder erwartet
werden.“ Im Internet kursierte bald ein Video, in dem ein Stimmenimitator
mit holländischem Akzent zu den Bildern Koemans eine Speisekarte vorliest.
## Entlasssung über den Wolken
Platz neun also, selbst die eigenen Erwartungen unterschritten. Während
seines letzten Matchs am Mittwoch bei Rayo Vallecano gab es in der
Schlussphase eine Szene, wie der von Koeman empfohlene Noteinkauf Luuk de
Jong (ehemals unter anderem Angreifer in Mönchengladbach) einen Lupfer
versuchte. Der Ball flog wie ein Befreiungsschlag hoch und weit über das
Tor. Spätestens da war Koeman wohl verloren, seine Entlassung wurde dann
über den Wolken vollzogen, auf dem Rückflug nach Barcelona. Noch während
die Klubdelegation in der Luft war, vermeldeten es die Medien; offenbar
handelte es sich um eine dieser neuen Maschinen mit Wi-Fi an Bord.
Kurzum, langweilig ist es nicht ohne Messi in Barcelona. Man muss sich halt
nur die Spiele wegdenken. Die Partie bei Rayo, eine 0:1-Niederlage, war
eine dieser vielen Partien, die Barça früher irgendwie dank ihm gewonnen
hätte. Weil ja sowieso immer er die Tore schoss, gibt es ohne ihn praktisch
niemanden mehr, der Tore schießt. Memphis Depay, der Wunschtransfer
Koemans, vergab sogar einen Elfmeter. Die anderen müssen erst
verinnerlichen, dass sie jetzt plötzlich wichtig sein sollen. Und doch
redet kaum noch einer von Messi. Drei Monate nach seinem Abgang ist es
fast, als wäre er nie da gewesen, und wenn einer doch noch mal von ihm
anfängt, erinnern ihn andere schnell daran, dass es auch mit ihm zuletzt
keine Meisterschaft mehr gab, dafür aber regelmäßig Debakel auf
internationaler Bühne.
In Frankreich wiederum wird sogar offen an Messi herumgemosert. Schließlich
hat er in der Ligue 1 erst viermal gespielt und noch kein Tor geschossen.
„Geht’s jetzt endlich mal los?“ fragt L’Équipe auf der Titelseite, „…
wo klemmt’s?“, der Parisien, und Ex-Gurus wie Thierry Henry („Er ist
isoliert“) oder Michael Owen („Messi macht PSG schlechter“) haben ihre
Zweifel auch schon kundgetan. Für die Pariser reicht es bisher dennoch zur
Tabellenführung. Um die ewige Dominanz der Hauptstädter mal zu brechen,
wäre jetzt allerdings Ronald Koeman frei.
29 Oct 2021
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## AUTOREN
Florian Haupt
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