# taz.de -- Abwahlverfahren in Kalifornien: Rechte Revolte gescheitert | |
> Der Versuch, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Newsom abzuberufen, | |
> ist gescheitert. Dabei wirft auch das gewählte Instrument viele Fragen | |
> auf. | |
Bild: Republikaner-Anhänger machen Stimmung einen Tag vor der Vertrauensabstim… | |
Der erfolglose Versuch, Kaliforniens demokratischen Gouverneur [1][Gavin | |
Newsom] per Abwahlverfahren aus dem Amt abzuberufen, lässt sich aus | |
mehreren Perspektiven betrachten. War es eine rechtspopulistische Revolte | |
gegen die strengen Coronaregeln, die Newsom verhängt hatte und infolge | |
derer Kalifornien relativ gut durch die Pandemie gekommen ist? Eine Revolte | |
auch gegen die liberale Gesellschaftspolitik des Gouverneurs – seine | |
Haltung gegen die [2][Todesstrafe] und eine rigidere Migrationspolitik | |
etwa? | |
Dann war das Ergebnis eine eindeutige Schlappe für die Republikanische | |
Partei nach dem Zuschnitt Donald Trumps. Ein anderes Ergebnis wäre | |
allerdings eine Riesenüberraschung gewesen in einem Bundesstaat, in dem die | |
[3][Demokratische Partei regelmäßig rund doppelt so viele Stimmen erhält | |
wie die Republikaner]. | |
Ein großer Vorteil für Newsom war auch, dass alle Wähler:innen | |
automatisch Briefwahlunterlagen erhielten und es somit keine der perfiden | |
und antidemokratischen Hürden für ihr Votum gab, die die Republikaner | |
gegenwärtig in vielen anderen Bundesstaaten errichten. Und in Kalifornien | |
rufen viele von ihnen schon wieder laut „Wahlbetrug!“ – wie Trump im | |
vergangenen November – ohne für eine solche Behauptung Beweise vorzulegen. | |
Man kann aber auch die Frage stellen, ob der Mechanismus des | |
Abwahlverfahrens nicht eine absurde Fehlkonstruktion ist. Falls Newsom die | |
Schwelle von 50 Prozent verpasst hätte, wäre der Gegner mit den | |
zweitmeisten Stimmen Gouverneur geworden – selbst dann, wenn er nur einen | |
Bruchteil der Stimmen gewonnen hätte, die auf Newsom fielen. Mit einigem | |
Recht beklagte Newsom, dass der rechte Flügel der Republikaner „eine | |
feindliche Übernahme“ Kaliforniens angestrebt hätte. | |
Die Regeln des Abwahlverfahrens bergen das gefährliche Potenzial, die | |
demokratische Willensbildung ad absurdum zu führen. Noch ist das nicht | |
passiert. Doch die Möglichkeit eines Abwahlverfahrens gibt es in 19 der 50 | |
US-Bundesstaaten. Einem undemokratischen Missbrauch sollte vorgebeugt | |
werden, damit tatsächlich Mehrheiten entscheiden. | |
15 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Abstimmung-in-Kalifornien/!5801853 | |
[2] /Todesstrafe-in-Kalifornien/!5037461 | |
[3] https://edition.cnn.com/election/2020/results/state/california | |
## AUTOREN | |
Stefan Schaaf | |
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