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# taz.de -- Obdachlosigkeit in Berlin: Aus dem Hostel auf die Straße
> Am Donnerstag endete die 24-7 Notunterbringung von Obdachlosen. Nun
> müssen die meisten wieder auf die Straße.
Bild: Bald wieder im Zelt: Obdachlose campieren auf der Oberbaumbrücke
„Everyone can travel“ – der Schriftzug über dem Eingang des A&O-Hostels
wirkt am Donnerstagmorgen bedrückend. Geschützt vor dem strömenden Regen
steht eine Gruppe Menschen vor dem Hostel, auf den gepackten Koffern liegen
Schlafsäcke und Regencapes, aber sie sind nicht auf Reisen. „Es wird schon
irgendwie gehen“, antwortet ein jüngerer Mann mit kurzen dunklen Haaren auf
die Frage wo er jetzt hingeht. Er kenne da einen Dachboden. Ansonsten
bleibe noch das Zelt, das sei nur gerade schwierig wegen des Regens.
An diesem Morgen findet eigentlich ein bemerkenswertes Modellprojekt ein
etwas unrühmliches Ende. Aufgrund des unzureichenden Infektionschutzes in
vielen Nothilfeeinrichtungen brachte der Senat in diesem Winter mehrere
hundert obdachlose Menschen in Hostels unter. Damit entstand ein
Hilfsangebot, das viele, die in der Obdachlosenhilfe tätig sind, schon
lange fordern: ein 24/7-Aufenthalt ohne Bedingungen, indem die Menschen zu
Ruhe kommen können und nicht jeden Morgen wieder auf die Straße müssen.
„Die Erfahrung war für alle positiv“, berichtet ein anwesender
Sozialarbeiter von der Stadtmission. Es hätte in der Zeit kaum Konflikte
gegeben, die Leute seien zugänglicher für Hilfsangebote gewesen. Doch
obwohl sie sich in den letzten Wochen sehr bemüht hätten, konnten nur
wenige dauerhaft untergebracht werden. „Die meisten Leute sind erst mal
wieder auf der Straße.“
## Proteste vor dem Hostel
Ursprünglich war das Angebot zum 30. April befristet. Aufgrund der
Impfkampagne für Obdachlose wurde der Zeitraum dann bis Ende Juni
verlängert. In einem anderen Hostel in der Boxhagener Straße kam es daher
in den vergangenen Tagen zu spontanen Protesten vor dem Eingang des
Gebäudes. Als die Bewohner:innen am Mittwoch ihre Zimmer räumen
sollten, weigerte sich ein Teil zu gehen und blieb einfach. Am Abend wurden
die verbliebenen Bewohner:innen dann von der Polizei nach draußen
geleitet. Spricht man mit den Bewohner:innen, gab es entgegen den Aussagen
der Senatsverwaltung auch hier kaum konkrete Angebote für anschließende
Unterbringungen.
Gelebt hatten hier vor allem Menschen, die im Februar aus dem
Obdachlosencamp an der Rummelsburger Bucht geräumt worden waren. Doch das
Camp war für einige Bewohner:innen ein langjähriges Zuhause, die paar
Monate Hostel sind da ein geringer Ersatz.
Der Senat sollte nun schnell dauerhaftere 24/7-Notangebote einrichten.
Immerhin sind für dieses und kommendes Jahr ganze 11 Millionen Euro für
ähnliche Projekte eingeplant. Bis dahin bleibt den Menschen aus den Hostels
nur die Straße – wenn vorher nicht die nächste Räumung kommt.
2 Jul 2021
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
Rummelsburger Bucht
Räumung
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
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