# taz.de -- Prozess in Myanmar: Die „Lady“ vor Gericht | |
> Der gestürzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi droht in Myanmar eine | |
> lange Haftstrafe. Beobachter halten das Verfahren für fingiert. | |
Bild: Demonstrationen in Myanmar im Februar. Der beliebten Politikerin droht ei… | |
Berlin taz | Myanmars durch einen Putsch gestürzte frühere faktische | |
Regierungschefin [1][Aung San Suu Kyi] steht seit Montag vor einem | |
Sondergericht. Das von der Militärjunta angestrengte Verfahren in der | |
Hauptstadt Naypyidaw findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und | |
soll nach Meinung von Beobachtern eine Rückkehr der | |
Friedensnobelpreisträgerin an die Macht verhindern. | |
Am Dienstag startet ein weiterer Prozess gegen die in ihrem Land „Lady“ | |
genannte Politikerin. Dabei soll auch Ex-Staatspäsident Win Myint angeklagt | |
werden. | |
Das Militär hatte seinen Putsch vom 1. Februar mit angeblichem Wahlbetrug | |
durch die Partei von Aung San Suu Kyi begründet, aber keine Beweise | |
vorgelegt. Internationale Beobachter hatten die Parlamentswahlen vom | |
vergangenen November als relativ sauber und fair bezeichnet. Die Partei des | |
Militärs erlebte dabei eine krachende Niederlage. | |
## Fingierte Anklagepunkte | |
Aung San Suu Kyi werden jetzt Verstöße gegen die Außenhandelsgesetze, die | |
Verletzung von Corona-Auflagen sowie Anstiftung zum Aufruhr vorgeworfen. | |
Letzte Woche kam dann noch der Vorwurf der Korruption hinzu. | |
Beobachter empfinden die Vorwürfe gegen sie als an den Haaren | |
herbeigezogen. So wird ihr etwa vorgeworfen, ihr Sicherheitspersonal habe | |
drei nicht registrierte Funkgeräte benutzt. | |
Der beliebten Politikerin, die am kommenden Samstag 76 Jahre alt wird, | |
drohen jetzt lange Haftstrafen. Seit dem Putsch steht sie unter Hausarrest, | |
zunächst mutmaßlich in ihrem Haus in der Hauptstadt, die letzten Wochen | |
wurde sie Berichten zufolge an einem unbekannten Ort festgehalten. | |
Ihre Anwältin Min Min Soe sagte der Nachrichtenagentur AFP, am Montag habe | |
zunächst ein Polizist gegen Aung San Suu Kyi ausgesagt. Ein weiterer | |
Polizist sei danach als Zeuge zum Vorwurf des illegalen Erwerbs und | |
Besitzes von Funkgeräten gehört worden. | |
## Kaum Kontakt zu Anwälten | |
Aung San Suu Kyi habe angeschlagen ausgesehen, sagte Khin Maung Zaw, ein | |
weiterer Verteidiger. Doch sei sie den Zeugenaussagen „aufmerksam gefolgt“. | |
Ihre Anwälte gehen davon aus, dass der Prozess bis zum 26. Juli dauern | |
werde. Die Angeklagte scheine „ziemlich entschlossen, auf ihrem Recht zu | |
bestehen, wie auch immer es ausgeht“, sagt Khin Maung Zaw. | |
Das Verfahren spricht rechtsstaatlichen Prinzipien Hohn. So hatte gegen | |
Aung San Suu Kyi bisher kaum Kontakt zu ihren Anwälten. | |
Phil Robertson von Human Rights Watch bezeichnete die Anschuldigungen gegen | |
die Tochter des Unabhängigkeitshelden Aung San, die schon unter der letzten | |
Militärjunta mehr 15 Jahre unter Hausarrest gestanden hatte, als „fingiert | |
und politisch motiviert“. Jetzt drohen ihr mehr als zehn Jahre Haft. | |
Seit dem Putsch wurden nach Angaben der lokalen Menschenrechtsorganisation | |
[2][AAPP] 863 Menschen von Militär getötet und 6046 festgenommen. | |
14 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Prozessbeginn-gegen-Aung-San-Suu-Kyi/!5774853 | |
[2] https://aappb.org/?p=15812 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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