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# taz.de -- Hamburger Handballer vor Aufstieg: Alles auf Anfang
> Am Dienstag soll es soweit sein: Die Handballer des HSV Hamburg könnten
> nach langer Durststrecke den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga
> schaffen.
Bild: Kurz vorm Aufstieg: Handballer des HSV Hamburg
Hamburg taz | Früher war mehr Breitbeinigkeit. Da hieß die Band, die vor
Heimspielen des damaligen Handball-Topvereins HSV Hamburg ihren Song
schmetterte, ja selbst schon „Mister Macho Y Los Muchos Macho Muchachos“.
Unter einem der Sombreros steckte der nimmermüde Barde [1][Lotto King
Karl], der dem Emporkömmling HSV noch weitere Weisen textete.
Etwa [2][„Das Team im Land sind wir“], ein Mallorca-Style-Mitgröl-Lied, in
dem sich tatsächlich folgende Zeile finden lässt: „Walzen wir euch nieder,
bis hier alles brennt, denn immer sind wir Sieger – und die Bundesliga
fürchtet uns.“ Oder im nachfolgenden Song „Unser HSV“, jetzt immerhin
weniger martialisch: „Die aus Gummersbach sind uns zu schwach, und darauf
jetzt ein Bier – das Team im Land sind wir.“ Es waren die Nullerjahre, es
waren andere Zeiten.
Seit Ende Mai hat der Verein, der in den dazwischen liegenden 13 Jahren
viel durchgemacht hat, einen neuen Song. [3][„Nach Ebbe kommt Flut“] heißt
er, geschrieben und gesungen von der Hamburgerin Julia Böttcher, die sich
als Künstlerin „Jule Seemannstochter“ nennt.
Der Refrain lautet: „Alles auf Anfang, alles auf neu, ja, Hamburg Handball,
wir bleiben dir treu. Gemeinsam nach vorn, mit neuem Mut, gegen den Wind,
nach Ebbe kommt Flut.“ Es ist ein recht gelungenes Lied – vor allem
deshalb, weil es nicht mehr protzig klingt, sondern demütig. Und dafür gibt
es gute Gründe.
## Freude statt Selbstverständlichkeit
Wenn der Verein, der sich inzwischen HSVH abkürzt, am Dienstagabend im
Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen mindestens ein Remis erzielt, wäre
der mühevolle Weg durch die Ligen [4][erfolgreich abgeschlossen]. Dann
würde Hamburg im Handball in der kommenden Saison wieder erstklassig sein.
Was aktuell beim HSVH ein Anlass zu großer Freude wäre, wurde einst als
Selbstverständlichkeit betrachtet. Damals waren die Hamburger noch in ganz
anderen Sphären unterwegs.
Dank des stetigen Geldzuflusses durch Medizintechnik-Unternehmer Andreas
Rudolph gewann der HSVH von 2006 an schnell die ersten Trophäen. Alles
schien möglich, selbst die dauerhafte Wachablösung von THW Kiel als
deutschem Vorzeigeverein. An einen Absturz dachte kaum jemand.
Doch der kam für den Europapokalsieger der Pokalsieger (2007), deutschen
Meister (2011), zweimaligen DHB-Pokalsieger (2006, 2010) und Gewinner der
Champions League (2013) gut eineinhalb Jahre nach dem Rücktritt von
Rudolph, der nach eigener Aussage 50 Millionen Euro in den Verein
investiert hat. Mitte Dezember 2015 wurde der Insolvenzantrag für die HSV
Handball Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG gestellt.
Das erste Team musste sich aus der Bundesliga zurückziehen. Die Hoffnung
des Vereins war fortan die zweite Mannschaft, die damals noch in der
viertklassigen Oberliga spielte. Fünf Jahre später fehlt dem Club als
Zweitliga-Spitzenreiter nur noch ein Schritt, um sich einen der beiden
Aufstiegsplätze zu sichern.
## Ein Punkt reicht
Der Vorsprung des HSVH (54:14 Punkte) auf den Dritten VfL Gummersbach
(53:17) ist zwar auf einen Zähler geschmolzen. Doch die Norddeutschen sind
überzeugt, dass sie einen ihrer nächsten beiden Matchbälle nutzen werden.
Und zwar schon den gegen Hamm-Westfalen vor bis zu 2.700 Zuschauern in der
Arena im Volkspark und nicht erst jenen am Sonnabend darauf bei der SG BBM
Bietigheim. Ein Punkt reicht schon, weil der HSVH den direkten Vergleich
mit Gummersbach gewonnen hat.
„Wir haben uns die Situation so erarbeitet, dass wir mehrere Chancen haben.
Und deswegen werden wir alles daran setzen, dass wir die nächste Chance in
jedem Fall nutzen“, sagte Kreisläufer Niklas Weller nach der Niederlage
beim HC Elbflorenz. Beim HSVH hoffen sie darauf, dass das Publikum dem Team
von Trainer Torsten Jansen gegen den ASV den Rücken stärken wird.
„Es ist eine super Nachricht für uns, dass wir auch zu unserem letzten
Heimspiel Zuschauer in der Arena begrüßen dürfen“, sagte Geschäftsführer
Sebastian Frecke zum Beschluss des Senats in Corona-Zeiten. Es gelinge dann
hoffentlich, „mit 2.700 Zuschauern ein tolles Spiel unserer Mannschaft und
den Heim-Abschluss einer außergewöhnlichen Saison zu feiern“.
In der kommenden Spielzeit kehrt Torhüter Johannes Bitter vom TVB Stuttgart
zum HSV Hamburg zurück, mit dem er damals einige Trophäen eingesammelt hat.
Der Vertrag des Weltmeisters von 2007 ist zwar auch für die Zweite Liga
gültig. Beim HSVH hoffen sie aber darauf, dass Bitter der Rückhalt eines
Bundesliga-Aufsteigers sein wird. Nach fünf Jahren Aufbauarbeit fehlt noch
ein Schritt bis zur Rückkehr in die Eliteliga..
20 Jun 2021
## LINKS
[1] /Streit-um-Polit-Satire/!5055806
[2] https://www.youtube.com/watch?v=F6ilTcfzQkQ
[3] https://www.youtube.com/watch?v=uXlov_q--f0
[4] /Broeckelnde-Pandemie-Disziplin/!5769607
## AUTOREN
Christian Görtzen
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