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# taz.de -- Umzug des Kollwitz-Museums in Berlin: „Es ist Wehmut im Spiel“
> Das Käthe-Kollwitz-Museum feiert seinen 35. Geburtstag – der letzte in
> der Fasanenstraße. Leiterin Josephine Gabler erklärt, warum sich trotzdem
> alle freuen.
Bild: Der Theaterbau von Schloss Charlottenburg – dorthin zieht das Käthe-Ko…
taz: Frau Gabler, noch in diesem Jahr beginnt der Umzug des
[1][Käthe-Kollwitz-Museums] in den Theaterbau im Schloss Charlottenburg, im
Frühjahr 2022 sind Sie dann ganz dort. Wie fühlt sich der letzte Geburtstag
Ihres Hauses in der Fasanenstraße an?
Josephine Gabler: Es ist schon ein wenig Wehmut im Spiel, die Atmosphäre in
der Straße ist natürlich toll.
Direkt nebenan befinden sich die Villa Grisebach und das Literaturhaus
Berlin …
Ja, aber rund ums Schloss Charlottenburg ist die Nachbarschaft mit
Schlosspark, Museum Berggruen, der Sammlung Scharf-Gerstenberg, dem
Bröhan-Museum natürlich auch schön. Wir freuen uns aufs neue Quartier mit
den neuen Möglichkeiten. Allein, dass wir dann endlich barrierefrei sein
werden, erleichtert mich sehr. Ich denke, das überwiegt dann doch.
Werden Sie eigentlich mehr Platz haben?
Bis 2024 sind wir ein wenig provisorisch untergebracht, weil im Theaterbau
das Dach saniert wird. Dennoch können wir unsere Dauerausstellung ab
Frühjahr 2022 zeigen. Und danach werden wir über ein Drittel mehr Fläche
verfügen. Wir haben Platz für einen Fahrstuhl, aber auch für mehr
Lagerflächen und vor allem für einen 300 Quadratmeter großen
Veranstaltungsraum, der klimatisiert und gelüftet sein wird, sodass wir für
alle Eventualitäten vorbereitet sind. Ich glaube, darüber freuen sich alle.
Wie geht es Ihnen denn seit Beginn der Pandemie?
Wir sind zwar ein Privatmuseum, werden aber zum Glück seit 2014
institutionell gefördert, und das hat uns jetzt maßgeblich geholfen. Wir
waren mehr als sechs Monate lang geschlossen – und wir haben normalerweise
sehr viele Gäste aus aller Welt. Diese Besucher werden wohl noch lange
fehlen.
Ist denn Käthe Kollwitz eher ein Thema für Touristinnen und Touristen?
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir Menschen aus Berlin und Brandenburg
stärker animieren könnten zu kommen, so wie uns das mit unseren
Sonderausstellungen immer wieder gelingt. Käthe Kollwitz hat Themen
behandelt, die auf der ganzen Welt virulent sind. Sie hat bestimmte Blätter
geschaffen, die sind einfach ikonisch. Das Plakat „Nie wieder Krieg“ zum
Beispiel: Das kennt man überall auf der Welt. Auf der anderen Seite sind
die Themen schwer, man muss sich schon vorbereiten. Man weiß, dass man mit
Tod, Elend, dem Sterben von Kindern konfrontiert wird. Das ist nichts, was
man bei einem Sonntagsausflug mal eben so mitnimmt.
Kommen nicht auch Schulklassen aus und um Berlin?
Ja, viele, und wir bauen gerade den museumspädagogischen Bereich so aus,
dass es auch Programme für jüngere Kinder gibt. Aber es bedarf einer
besonderen Vermittlungsanstrengung.
Würden Sie sagen, dass sich die Wahrnehmung der Künstlerin in den 35
Jahren, seit es das Museum gibt, verändert hat?
Es gibt immer wieder Menschen, die Käthe Kollwitz’ künstlerischen Ausdruck
nicht zeitgemäß finden. Aber im Moment habe ich schon den Eindruck, dass
die Menschen sich sehr stark von ihren Emotionen gefangen nehmen lassen und
die Auseinandersetzung mit der Künstlerin regelrecht suchen. Wir sind
wirklich auf einem guten Weg, immer mehr jüngere Menschen für Kollwitz zu
interessieren. Und nicht nur für die Künstlerin, sondern auch für ihre
originalen Kunstwerke.
Sehen diese jungen Menschen überhaupt noch die Notwendigkeit eines
Museumsbesuchs, wenn sie doch jederzeit auf ihrem Smartphone Zugriff auf
alle Bilder der Welt haben?
Es wird nach der Pandemie umso schwieriger, die Leute aus ihrer digitalen
Welt wieder rauszuholen.
Glauben Sie nicht, dass viele Menschen auch ganz ausgehungert sind nach
analogen Erlebnissen?
Also, im Moment kann ich das leider noch nicht feststellen. Aber die Hürden
von Testpflicht bis Buchung des Tickets im Internet sind natürlich noch
sehr hoch. Ich hoffe sehr, dass die Leute wieder mehr Lust bekommen, wenn
das Leben normaler wird.
31 May 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Käthe Kollwitz
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Umzug
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