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# taz.de -- Dynamo-Dresden-Trainer zu Pandemie: „Das ist frustrierend ohne En…
> Mit Quarantäne kennt sich Markus Kauczinski aus. Der Trainer des
> Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden über Trainingsdefizite und seine
> eigene Corona-Infektion.
Bild: Markus Kauczinski Ende Januar 2021 im Rudolf-Harbig-Stadion, wo Dynamo Dr…
taz: Herr Kauczinski, was war Ihr erster Gedanke, als Sie hörten, dass Ihr
Ex-Verein KSC und der SV Sandhausen 14 Tage in Quarantäne müssen?
Markus Kauczinski: Ich dachte: Gott sei Dank hat der KSC jetzt schon 42
Punkte. Für den KSC und Sandhausen wird es jetzt heftig.
Sie befürchten, dass bei denen nach den zwei Wochen Quarantäne nicht mehr
viele Punkte dazukommen?
Das weiß ich nicht. Aber sie und Sandhausen werden einen Preis zahlen, so
wie wir ihn auch in der vergangenen Saison gezahlt haben. Oder schauen Sie
sich die letzten Spiele von Holstein Kiel an. Gegen Bochum kamen sie kaum
aus der eigenen Hälfte.
Ihr Klub Dynamo Dresden war auf Platz 12 der Tabelle, musste dann nach dem
Lockdown als einziges Team in Quarantäne und war in den anschließenden
englischen Wochen mehr oder weniger chancenlos.
Das Problem war bei uns – und da haben es Sandhausen und der KSC etwas
leichter – auch, dass wir nach dem sechswöchigen Lockdown genau ein
Mannschaftstraining hatten, als das Gesundheitsamt erneut 14 Tage
Quarantäne verordnet hat. Das ließ sich letztlich nicht kompensieren. In
den Spielen danach sah das eine Viertelstunde gut aus, dann hat der Gegner
wieder zugeschlagen. Und wir das Spiel verloren.
Lässt sich Fitness nicht auch individuell so trainieren, dass der
Substanzverlust nicht so enorm ist?
Wir haben natürlich sofort 25 Spinningräder besorgt, das machen meine
Kollegen in Baden sicher auch gerade. Nur: Mit reinem Krafttraining
bekommst du das Herz-Kreislauf-System nicht an die Belastungsgrenze. Hinzu
kommt, dass die Abläufe nicht mehr internalisiert sind, wenn die Jungs zwei
Wochen keinen Ball sehen. Und wenn es dann wieder losgeht, jagt eine
englische Woche die nächste. Dazwischen wird regeneriert, als Trainerteam
versuchst du, die Mannschaft bestmöglich auf den kommenden Gegner
vorzubereiten. Aber wirklich einstudieren kann man nicht mehr viel.
Was löst eine solche Situation bei den Spielern aus?
Na ja, wir haben dazwischen ja auch mal Spiele gewonnen und hätten fast
noch den Klassenerhalt geschafft. Trotzdem ist das natürlich frustrierend
ohne Ende, wenn du ahnst, was möglich wäre, wenn alle Mannschaften die
gleiche Ausgangslage hätten.
Was kann man als Trainer machen, um die Wettbewerbsfähigkeit dennoch zu
erhöhen?
Man ist da natürlich auch als Pädagoge gefragt, Sie können sich ja
vorstellen, dass Spieler sehr unterschiedlich auf solch eine Situation
reagieren. Was den Fußball angeht, haben wir versucht, viel
durchzuwechseln, phasenweise hatten wir zwei unterschiedliche
Startformationen mit jeweils sechs, sieben Feldspielern, die sonst zu den
ersten 14 zählen. So konnten wir physisch ein bisschen etwas kompensieren.
Aber statt einer bestmöglichen Dynamo-Mannschaft hatten wir halt dann zwei
eher durchschnittliche.
Sie selbst waren coronapositiv, mussten sogar ins Krankenhaus.
Eigentlich war es nicht dramatisch, wie es jetzt klingen mag. Ich bin am
12. Januar positiv getestet worden, hatte aber keinerlei Symptome. Nach dem
Ablauf der Quarantäne stand das Spiel in Mannheim an. In der Nacht vor dem
Abflug habe ich dann schlecht geschlafen, ich hatte Kopfweh, leichtes
Unwohlsein. Vom Krankenhaus war anfangs keine Rede, ich hatte eigentlich
nur vorgeschlagen, dass ich stattdessen mit dem Auto hinfahre.
Es kam dann anders.
Sowohl der Mannschaftsarzt als auch die Physios rieten mir sehr
eindrücklich, mich erst mal richtig durchchecken zu lassen. Tja, und wenn
du dann erst mal drin bist in der Klinik … Es waren jedenfalls alle sehr
sensibel, als sie erfahren hatten, dass ich kurz zuvor noch wegen der
Corona-Infektion in Quarantäne gewesen war. Sie haben dann drei Tage lang
wirklich alles untersucht. Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man –
auch losgelöst von Corona – gesund ist.
Müsste der Profifußball, der ja gegenüber anderen gesellschaftlichen
Bereichen privilegiert ist, nicht konsequenterweise bis Ende der Saison in
ein „Quarantäne-Trainingslager“, sodass keine privaten Kontakte mehr
stattfinden können?
Ich denke, ehrlich gesagt, dass es genauso kommen wird. Wenn es nach
Sandhausen und dem KSC in den kommenden Tagen nur eine weitere Mannschaft
trifft, ist das Chaos im Terminplan sonst ja komplett.
9 Apr 2021
## AUTOREN
Christoph Ruf
## TAGS
Fußball
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Dynamo Dresden
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