# taz.de -- Teenager begeht Volksverhetzung: Drohbriefschreiber verurteilt | |
> Mindestens 18 rassistische Morddrohungen hat Lukas D. in Hannover | |
> verteilt. Am Mittwoch wurde er wegen Volksverhetzung verurteilt. | |
Bild: Mit den Drohungen habe er provozieren wollen, sagte der 20-jährige | |
HANNOVER taz | Wegen Volksverhetzung wurde der 20-jährige Lukas D. am | |
Mittwoch vor dem Amtsgericht Hannover verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, im | |
Mai 2020 mindestens 18 rassistische Drohschreiben in Hannovers Südstadt | |
verteilt zu haben. Er hatte sie bei Personen eingeworfen, bei denen er | |
aufgrund ihrer Familiennamen einen Migrationshintergrund vermutete. | |
In den Schreiben wurden die Empfänger*innen aufgefordert, Deutschland | |
umgehend zu verlassen, ansonsten werde man sie „entsorgen“. Im unteren Teil | |
des Briefes sollten die Empfänger*innen ihre „Entsorgungsmethode“ wie | |
„Erschießen, Vergasung mit Zyklon B oder stumpfe körperliche | |
Gewaltanwendung“ ankreuzen. | |
## Attentatsdrohung gegen Belit Onay | |
In einem weiteren Drohbrief hatte B. den Rücktritt von Hannovers | |
[1][Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) gefordert], ansonsten würde man | |
ihm „das Leben mit einer Bombe nehmen“. Unterzeichnet waren die Schreiben | |
mit den Worten „Heil Hitler – Nationalsozialistische Initiative | |
Deutschland“. | |
Der entscheidenden Hinweis auf den Täter erfolgte unmittelbar nach der | |
Verteilaktion durch den Vater und die Schwester des Angeklagten, die sich | |
bei der Polizei gemeldet hatten. Lukas B. selbst wollte sich zunächst nicht | |
zu den Vorwürfen äußern und ließ eine Erklärung durch seinen | |
Strafverteidiger Peter Hunger abgeben. Sein Mandant schäme sich für das, | |
was er getan habe, und würde es gerne ungeschehen machen. B. habe sich | |
damals in einer schwierigen Situation befunden und mit den Briefen nur | |
provozieren wollen. | |
## Keine Verbindungen in die rechte Szene | |
Laut Aussage mehrerer Ermittler konnten ihm [2][keine Verbindungen in die | |
extrem rechte Szene] nachgewiesen werden. Auf seinen Geräten fanden die | |
Ermittler jedoch Rechtsrock von „Gigi und den braunen Stadtmusikanten“ und | |
„Stahlgewitter“. Auch Aufkleber der Identitären Bewegung mit der Aufschrift | |
„Remigration“ hatte D. bestellt. Vor Gericht gab er an, er verorte sich | |
selbst politisch in der Mitte und sei seit 2019 bei der Jungen Union in | |
Laatzen aktiv. | |
16 Opfer berichteten vor Gericht, was die Schreiben bei ihnen ausgelöst | |
hatten. Ein Brief wurde zunächst von den 12- und 14-jährigen Kindern des | |
Redners gelesen, die vollkommen panisch reagierten. Ein anderer Zeuge | |
schilderte, er habe den Brief nicht zu Ende lesen können, weil er es nicht | |
ausgehalten habe. Er berichtete, dass er wegen solcher Drohungen aus dem | |
Iran geflüchtet sei. Unter Tränen meinte er: „Als ich geheiratet habe, habe | |
ich meinen Namen behalten. Als ich den Brief bekommen habe, habe ich | |
überlegt meinen Namen zu ändern.“ | |
Im Prozess wollte sich Lukas D. bei den Empfänger*innen der | |
Drohschreiben entschuldigen, einige Zeug*innen nahmen das Angebot an. | |
Bereits vor dem Prozess hatte er ein Entschuldigungsschreiben über seinen | |
Anwalt versenden lassen. | |
Lukas B. wurde vom Gericht zu zwei Wochen Jugendarrest, der weiteren | |
Teilnahme an einem Antigewalttraining und zu Gesprächen mit einem | |
Sozialarbeiter über sein rechtes Gedankengut verurteilt. Betont wurde in | |
diesem Zusammenhang auch, dass die in den Drohschreiben aufgeführten | |
Tötungsmethoden während der Shoa Anwendung gefunden haben. | |
6 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
David Speier | |
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