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# taz.de -- Angriff gegen Basketballer LeBron James: Halt’s Maul und dribble!
> LeBron James wird kritisiert – von Zlatan Ibrahimović. Auf so etwas hat
> er schon einmal reagiert: mit einer Doku über politische Sportler.
Bild: Hat mehr als nur den Sport im Auge: LeBron James am Ball für die Lakers
LeBron James hat einen Ratschlag bekommen. Und zwar von jemand, der sich
selbst als größeren Sportler ansieht, Zlatan Ibrahimović. Der Fußballer
riet dem Basketballer gönnerhaft, er solle sich aus der Politik raushalten.
„Das ist der erste große Fehler, den Menschen machen, wenn sie berühmt
werden und einen gewissen Status erreichen. Halt dich da raus. Mach einfach
das, was du am besten kannst.“
[1][LeBron James hat sich während und nach seiner NBA-Karriere immer
politisch geäußert:] gegen Polizeigewalt, für Menschen, die in der
amerikanischen Gesellschaft an den Rand gedrängt werden, gegen Donald
Trump. Daher kommt James die Aufforderung, die Ibrahimović im schwedischen
Discovery+-Kanal äußerte, nicht unbekannt vor. Nachdem er in einem Podcast
den damaligen US-Präsidenten Donald Trump kritisiert hatte, wurde er von
Fox-News-Moderatorin Lara Ingraham angeherrscht, er solle doch bitte das
Maul halten: „Shut up and dribble!“
Halt’s Maul und spiel! Das ist ja, etwas verkürzt, auch die Botschaft
Zlatans. Dem wird gerade vorgeworfen, in einem italienischen Pokalspiel
Romelu Lukaku rassistisch beleidigt zu haben. Dazu sagte LeBron James
nichts, aber auf die Kritik an ihm hat er geantwortet: Er spreche
selbstverständlich weiter über seine Themen, „weil ich einmal ein Teil
meiner Community war und die Dinge gesehen habe, die vor sich gingen. Und
weil ich weiß, was noch vor sich geht. Und weil ich über 300 Kinder an
meiner Schule habe, die dasselbe durchmachen, und die brauchen eine Stimme.
Ich bin ihre Stimme.“
Auch als LeBron James von der Fox-News-Moderatorin gemaßregelt wurde, hatte
er geantwortet: [2][Er wurde prompt Koproduzent einer Dokumentarfilmreihe],
der er den bei Lara Ingraham geborgten Titel gab: „Shut Up and Dribble.“
## Verschobenes Machtgefüge
Die sechsteilige Serie erzählt die Geschichte afroamerikanischer Sportler,
die sich weigerten, ihr Maul zu halten, oft unter Inkaufnahme weit größerer
Risiken als heute James oder Colin Kaepernick.
Sie beginnt etwa mit dem großen Bill Russell, der sich in den 60er Jahren
weigerte, so zu spielen, wie die weißen Trainer ihm das vorschrieben, der
im zerrissenen Mississippi Basketball-Camps anbot und auch als erster
schwarzer NBA-Trainer kein Blatt vor den Mund nahm. Es geht weiter mit
Persönlichkeiten wie Oscar Robertson, der faire Bezahlung für schwarze
Sportler forderte, und seziert noch einmal die unglückliche Rolle von Larry
Bird als „weiße Hoffnung“ in einem Sport, der für manche zu schwarz
geworden war. Er stellt die angepassten Jordan-Jahre der Gegenbewegung von
„Ghetto“-Spielern wie Alan Iverson oder Ron Artest gegenüber und landet
schließlich bei James selbst, der durch seinen großen Trade nach Miami das
Machtgefüge im Basketball zugunsten der Spieler verschob und somit die Tür
für stärkeren Aktivismus aufstieß.
[3][In dem aktuellen Film „One Night in Miami“] der Regisseurin Regina King
wird an die Nacht des 25. Februar 1964 erinnert und was da in einem
schäbigen Motelzimmer in Miami passiert ist. Dort hielt, so erzählt es der
Oscar-nominierte Film, Malcolm X die folgenreichste Rede seiner politischen
Laufbahn, und zwar vor gerade einmal drei Zuhörern: der Boxer Muhammad Ali,
der damals noch Cassius Clay hieß, der Soul-Musiker Sam Cooke und der
Football-Star Jim Brown.
Sie waren, das ist historisch belegt, zusammengekommen, um die erste
Box-Weltmeisterschaft von Clay gegen Sonny Liston zu feiern. Die Sportler
Clay und Brown sowie der Entertainer Cooke, so lässt Regina King in ihrem
Film Malcolm X sagen, hätten gar nicht die Wahl, politisch neutral zu
bleiben. „Wir kämpfen um unser Leben“, bläut X den schwarzen
Identifikationsfiguren ein. Still zu bleiben und brav den Unterhalter für
den weißen Mann zu spielen käme einer Komplizenschaft gleich. „Silence is
Violence.“
Laut King zeigte die Nacht eine tiefe Wirkung. Clay entschloss sich
angeblich nach dieser Nacht, sich endgültig der Nation of Islam
anzuschließen, seinen Namen zu ändern und mit seinem Protest gegen den
Vietnamkrieg seine Karriere aufs Spiel zu setzen. Der Rest ist, wie man
sagt, Geschichte.
Im Grunde ist es gleichgültig, ob Malcolm X das damals tatsächlich so
gesagt hat. Clay und Cooke und Brown und viele andere hatten ihre Plattform
genutzt, um sich einzumischen, und dabei alles riskiert. Sie waren Pioniere
und Vorbilder für die heutige Generation von amerikanischen Künstlern und
Sportlern, die immer mehr die Verpflichtung zur Einmischung verinnerlicht
haben.
Zlatan Ibrahimović hat einen Gedanken geäußert, der in Europa populär sein
mag, über den in den USA aber viele Menschen schon längst hinweg sind.
Außer den Leuten von Fox News.
3 Mar 2021
## LINKS
[1] /LeBron-James-geht-nach-Los-Angeles/!5518783
[2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/profisportler-gegen-trump-von-wegen-ha…
[3] /Spielfilm-One-Night-in-Miami-online/!5739170
## AUTOREN
Sebastian Moll
Martin Krauss
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