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# taz.de -- Leicht sinkende Coronazahlen: Sorgen wachsen dennoch
> Vor dem nächsten Bund-Länder-Treffen geht die Zahl der gemeldeten
> Neuinfektionen leicht zurück. Weitere Verschärfungen stehen im Raum.
Bild: Sieht auch schön aus: Spaziergang mit FFP2-Masken
Berlin taz | Bei den aktuellen Coronazahlen hat sich in der vergangenen
Woche endlich jener Trend abgezeichnet, [1][auf den der vor Weihnachten
verschärfte Lockdown abzielt:] Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen geht
zurück. Am Sonntag lag der 7-Tage-Mittelwert mit rund 17.900 Fällen pro Tag
etwa 13 Prozent niedriger als eine Woche zuvor.
Im Vergleich zum bisherigen Höchstwert kurz vor Weihnachten ist der
Mittelwert mit 30 Prozent sogar noch stärker gefallen. Wegen der zuletzt
immer noch etwas geringeren Testzahl sind die aktuellen Zahlen jedoch
weiterhin nicht unmittelbar mit jenen von Dezember vergleichbar. Dass die
Zahlen aktuell sinken, scheint dennoch klar. Vom politischen Ziel einer
Inzidenz von unter 50 sind sie trotzdem noch weit entfernt: Der Wert, der
angibt, wie viele Fälle pro 100.000 Einwohner*innen innerhalb von 7
Tagen aufgetreten sind, liegt derzeit bundesweit bei 136. Vor einer Woche
waren es noch 162.
Rückläufig ist auch die Zahl der Coronapatient*innen, die auf
Intensivstationen behandelt werden. Mit 4.971 lag sie am Sonntag rund 7
Prozent niedriger als eine Woche zuvor. Bei den gemeldeten Coronatoten gibt
es noch keinen Rückgang, aber immerhin scheint sie sich zu stablisieren:
Mit rund 870 Toten pro Tag liegt der Wert derzeit etwa gleich hoch wie vor
einer Woche. Wegen des Zeitraums von einer Infektion bis zum Tod wäre ein
Einfluss des Lockdowns auf die Todeszahlen jedoch auch noch nicht
erwartbar.
Bei der nächsten Video-Konferenz von Bund und Ländern, die auf Dienstag
vorgezogen wurde, soll dennoch v[2][or allem über mögliche Verschärfungen
des bestehenden Lockdowns gesprochen werden.] Grund dafür ist neben der
weiterhin hohen Infektions- und Todeszahlen vor allem die Sorge vor der
neuen Virus-Mutation aus England. „Wir wissen viel zu wenig über das
mutierte Virus, das in Großbritannien derzeit wütet“, sagte der neue
CDU-Chef und nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet am
Samstag im ZDF. „Deshalb gehe ich davon aus, dass wir nächste Woche noch
einmal zu Verschärfungen kommen.“
Auch der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Ralph Brinkhaus,
pochte auf Verschärfungen des bestehenden Lockdowns. „Die
Ministerpräsidentenkonferenz muss Verschärfungen beschließen, damit wir die
Zahlen endlich herunterbekommen“, sagte er der Rheinischen Post. „Wir
können es uns nicht leisten, dass sich die Pandemie bis in den Sommer
hinzieht.“
Wie mögliche Verschärfungen aussehen könnten, ist aber noch offen. Aus der
SPD gibt es die Forderung, [3][Homeoffice stärker verbindlich zu machen und
nicht-notwendige Betriebe zeitweise zu schließen.] Er sei für „einen
wirklich harten Lockdown, der aber nicht so lange ginge“, sagte
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Auch nächtliche Ausgangssperren und
eine weitere Verkleinerung des Bewegungsradiusses von 15 Kilometern in
Gebieten mit besonders hoher Inzidenz gilt als möglich.
Im Gespräch ist zudem, an bestimmten Orten künftig die Nutzung sogeannter
FFP2-Masken vorzuschreiben. Diese schützen sehr viel besser vor Infektionen
als einfache Masken, sind aber deutlich teurer. In Bayern gilt bereits ab
diesem Montag eine FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und in
Geschäften. Auf Strafen bei Verstößen soll in der ersten Woche noch
verzichtet werden; Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, sollen
in Bayern fünf FFP2-Masken kostenlos erhalten.
## Und immer wieder: Debatte um Impfprivilegien
Kritik an einer möglichen Verschärfung der Coronaregeln kam aus der FDP und
vom Städte- und Gemeindebund. FDP-Chef Christian Lindner sprach sich in der
Bild am Sonntag gegen nächtliche Ausgangssperren aus. „Auf keinen Fall
dürften sie ohne Befassung des Bundestags beschlossen werden“, erklärte
Lindner. Er forderte, dass der Bundestag noch vor den Gesprächen der
Kanzlerin mit den Ministerpräsident*innen zu einer Sondersitzung
zusammenkommen solle.
Auch der Städte- und Gemeindebund warnte vor verschärften Maßnahmen. Zwar
sei eine Verlängerung des Lockdowns notwendig, sagte Hauptgeschäftsführer
Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Ein Mega-Lockdown sei
allerdings „keine Lösung und könnte die unverzichtbare Akzeptanz der
Menschen für die zahlreichen Maßnahmen gefährden“, sagte er.
Außenminister Heiko Maas (SPD) hat sich unterdessen dafür ausgesprochen,
bestimmte Beschränkungen für Menschen mit Corona-Impfung aufzuheben.
[4][„Geimpfte sollten wieder ihre Grundrechte ausüben dürfen“, sagte er d…
Bild am Sonntag.] Weil diese kaum mehr an Corona erkranken könnten, falle
„ein zentraler Grund für die Einschränkung der Grundrechte weg“. Die
zuständigen Ministerien für Gesundheit und Justiz wiesen Maas' Vorstoß
jedoch prompt zurück.
17 Jan 2021
## LINKS
[1] /Merkels-emotionale-Corona-Rede/!5730567
[2] /Coronazahlen-in-Deutschland/!5744280
[3] /Coronabeschluesse-zur-Arbeitswelt/!5738281
[4] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/heiko-maas-fordert-geimpf…
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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