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# taz.de -- Clubhouse, USA und Nawalny: Trumps Staffel ist abgelaufen
> Es gibt eine neue „Digischwatz“-Plattform; Christian Drosten spricht für
> „Zero Covid“. Und Nawalnys Politik ist allen egal, Hauptsache gegen
> Putin.
Bild: Das langweilige Gute hat gesiegt: Staffelfinale mit Joe Biden
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Rummel um Kamela Harris auf dem Vogue-Titel.
Und was wird besser in dieser?
Freu mich auf Olaf Scholz auf der Brigitte.
Ein neues soziales Medium ist aufgeploppt: [1][Clubhouse]. Eine
Audioplattform, auf der man sich rund um die Uhr Talks zuhören oder
veranstalten kann. Doch nicht jeder kommt da rein. Haben Sie eine Einladung
bekommen?
Nee! Es scheint ein moderierter Turnschuh zu sein, also Verknappung, „Fear
of Missing Out“. In der Test- oder „Beta“-Phase lauert hinter der harten
Tür ein Algorithmus, der die Kontaktdaten der User ausbeint. Dafür dürfen
sie Telefonkonferenzen abhalten im Kontakthof-Modus. Nachdem kein „soziales
Netzwerk“ bisher als sonderlich sozial auffiel, könnten wir es vorerst
unter „Digischwatz“ rubrizieren.
Donald Trump hat vergangene Woche nach vier langen Jahren das Weiße Haus
verlassen, und Joe Biden wurde [2][bei einer pompösen Feier als neuer
US-Präsident vereidigt]. Was war Ihr Höhepunkt der Inauguration?
Der schmucklose Moment, wenn der Bundespräsident der neuen Kanzlerin die
Ernennungsurkunde in die Hand drückt. Das guckt kein Mensch, während die
Biden-Show über alle Sender mehr als sieben Millionen Zuschauer fand. Trump
hatte nur fünf, Obama allerdings zehn. Es hatte das Aroma eines
Staffelfinales, wenn das langweilige Gute gesiegt hat und man jetzt aber
auch eine Pause braucht.
Kremlkritiker Alexei Nawalny sitzt derzeit in Untersuchungshaft in Moskau.
Zeitgleich hat sein Team ein [3][Enthüllungsvideo über Wladimir Putins
mutmaßlichen Palast veröffentlicht]. Leben wie ein Zar, und das auf 17.500
Quadratmeter. Auch was für Sie?
De mortibus nihil nisi und erst recht nichts Schlechtes über Nawalny, der
seine Ermordung überlebte. Allerdings ist Nowitschock auch kein
Läuterungstrunk. Derzeit genügt es, dass er gegen Putin und der sehr gegen
ihn ist; Nawalnys politische Positionen treten dahinter zurück. Er nannte
sich „nationalistischer Demokrat“, sah die Krim als russisches Eigentum.
2011 schrieb die taz, er „schrecke nicht davor zurück, nationalistische
Stimmungen für seinen Kampf zu instrumentalisieren.“ Klar, Putins Regime
unterstützt vieles, was den Westen zu destabilisieren taugt. Und wir so?
Bis zum 14. Februar wurde der Lockdown in Deutschland vorerst verlängert.
Virologe Christian Drosten [4][prognostiziert in einem aktuellen Interview
mit dem Spiegel] einen harten Sommer. SPD-Gesundheitsexperte Karl
Lauterbach hingegen sagte wenige Wochen zuvor noch, der Sommer werde
„wahrscheinlich großartig sein“. Wem vertrauen Sie?
Der Lektüre. Drosten nennt es „absolut erstrebenswert, jetzt auf die Null
zumindest zu zielen“ – also Verschärfung des Shutdowns Richtung „Zero
Covid“. Lauterbach hiobt schon länger so ähnlich, denn „jetzt kommen die
schlimmsten drei Monate der gesamten Pandemie“. Kurz: Beide wollen
drastischere Maßnahmen. Der eine droht, der andere lockt.
Beim Mundnasenschutz gab es bei der letzen Bund-Länder-Sitzung auch eine
Erneuerung: Die Menschen sollen jetzt medizinische Masken tragen.
Bartträger müssen sich dafür aber rasieren, weil die FFP2-Maske ansonsten
nicht effektiv schützt. Rechnen Sie mit Widerstand von den Bartträgern?
Kollege Tilo Jung lockte Ministeriumssprecher in der Bundespressekonferenz
in ein brüskes Debakel – keine Ahnung, wie Menschen in Grundsicherung oder
Hartz IV die Masken bezahlen sollten. Darauf erwachte die SPD, und Minister
Heil verspricht nun einen Coronazuschlag. Jetzt muss er noch die Union
rasieren.
Die Wirtschaft und ihre Vertreter bleiben derweil wehrhaft gegen Maßnahmen
der Coronaprävention: BDI-Chef Siegfried Russwurm sagte in einem Interview,
[5][es sei Symbolpolitik], eine Schließung der Industrie zu erwägen. Was
sagen Sie?
Wenn’s in München brennt, kann man die Feuerwehr zur Nordsee schicken: Da
ist der Weg zum Wasser kürzer. Vulgo: transparente und den Behörden
zugängliche Räume – Schulen, Unis, Heime – werden auf Infektionsgefahr
geröntgt. Russwurm hingegen flötet, es gebe „keine Evidenz, dass
Unternehmen signifikanten Anteil am Infektionsgeschehen haben“. Was damit
zu tun haben könnte, dass erst untersucht wird, wenn der Schlachthof
Schlachthof wurde. Derzeit muss man befürchten, dass nur da gelöscht wird,
wo die Feuerwehr hindarf.
Und was machen die Borussen?
Kummer. Fragen: eaz, vag
24 Jan 2021
## LINKS
[1] /Neues-soziales-Netzwerk-Clubhouse/!5741788
[2] /Stars-bei-der-Amtseinfuehrung-Joe-Bidens/!5742136
[3] /Korruptionsvideo-ueber-Wladimir-Putin/!5742047
[4] https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/christian-drosten-wir-muessen-d…
[5] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/warnung-vor-pauschalem-loc…
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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