| # taz.de -- Wir Kinder vom Bahnhof Zoo: Trainspotting meets Bibi und Tina | |
| > Im Februar läuft die Amazon-Neuverfilumg von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ | |
| > an. Ein Trailer ist jetzt schon zu sehen und verspricht nichts Gutes. | |
| Bild: So sehen sie also aus, die neuen Kinder vom Bahnhof Zoo | |
| Seit Silvester sind erste Szenen aus der Amazon-Neuverfilmung der Berliner | |
| Drogenstory „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ überall im Netz in einem 40 | |
| Sekunden langen [1][Trailer] zu sehen. Sie versprechen nichts Gutes. | |
| Hauptdarstellerin Jana McKinnon hüpft beschwingt als eine Christiane F. mit | |
| neckischer Ponyfrisur und rotem Schmollmund durch Berliner | |
| U-Bahn-Stationen. Sie ist mit ihrer Clique auf dem Weg zur Szene-Disco | |
| Sound. Dort läuft Musik, die eher an die Neunziger als an die Achtziger | |
| denken lässt, Schnitt. Auf einem Löffel blubbert es, Jana McKinnon wurden | |
| nun dunkle Augenringe geschminkt, Schnitt. Sie setzt sich einen Schuss, | |
| versinkt in der Matratze, Schnitt, eine Wand wandert nach hinten, Schnitt, | |
| ein nackter Junge krümmt sich, kalter Entzug. | |
| Ab 19. Februar zeigt Amazon Prime Video den Kultstoff „Wir Kinder vom | |
| Bahnhof Zoo“ als Serie, federführende Autorin ist Annette Hess, die sich | |
| mit der ARD-Serie „Weissensee“ und dem ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 56“ | |
| hervorgetan hat, Regie führt Philipp Kadelbach, der zuletzt mit seiner | |
| ZDF-Serie „Parfum“ nach Motiven des Romans von Patrick Süskind ins | |
| Rampenlicht trat. | |
| Amazon, das ist bekannt, pumpt ähnlich wie Netflix seit Jahren jede Menge | |
| Risikokapital in alle möglichen Serien, die sich nicht unbedingt sofort | |
| bezahlt machen müssen und die dieses Format erst noch ökonomisch austesten | |
| sollen. Nun ist es zwar absehbar, dass sich bei dem Remake des überaus | |
| düsteren, aber erfolgreichen deutschen Spielfilms aus dem Jahr 1981 zum | |
| Thema Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll Zuschauer finden lassen. Trotzdem stellt | |
| sich die Frage, ob es wirklich nötig war. Muss für einen 40 Jahre alten, | |
| ikonischen Stoff, der eine ganze Generation geprägt hat, wirklich eine neue | |
| Sprache gefunden, muss er tatsächlich ins Hier und Jetzt übersetzt werden? | |
| Kann das überhaupt gelingen? | |
| ## Alptraumhafte Szenen und Kornfelder | |
| Das, was der Trailer ankündigt, lässt vermuten: Nein. Die albtraumhaften | |
| Szenen, in denen es um Prostitution, kaputte Körper und ums Sterben geht, | |
| erinnern eher an die Sprache von Danny Boyle in seinem Film „Trainspotting“ | |
| aus dem Jahr 1996. Und die anderen Szenen, in denen es in der „Wir Kinder | |
| vom Bahnhof Zoo“-Neuauflage fröhlich zugeht, wo geknutscht, getanzt, | |
| Karussell gefahren und durch gelbe Kornfelder mäandert wird, lassen dann an | |
| die „Bibi und Tina“-Verfilmungen von Detlev Buck denken. | |
| Auch wenn man von einem Trailer nie auf den ganzen Film schließen darf, mag | |
| man doch jetzt schon festhalten: Diese neue Serie wird das Image Berlins | |
| nie so prägen können wie der Film aus dem Jahr 1981, der übrigens, wie die | |
| meisten ja wissen, auf Christiane Felscherinows nicht minder erfolgreichem | |
| autobiografischen Buch beruht und einen tollen Soundtrack von David Bowie | |
| hatte. | |
| Man sollte der Serie aber auch zugestehen, dass sie so viel vielleicht gar | |
| nicht will. | |
| 1 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.youtube.com/watch?v=E3xopGb9P-I | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Messmer | |
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