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# taz.de -- Vorschläge für soziale Verkehrswende: Dienstwagen teurer, Bus bil…
> Klimaschutz im Verkehr darf nicht zulasten Ärmerer gehen. Nabu und
> Sozialverband Deutschland legen Ideen vor, wie das gelingen soll.
Bild: Berufsverkehr in Berlin
Berlin taz | Geht der Klimaschutz im Verkehr zulasten der Ärmeren? Im
Gegenteil, sagt Jörg-Andreas Krüger, der Präsident des Naturschutzbundes
Deutschland (Nabu). Es brauche nur andere Maßnahmen. „Heute leisten wir uns
eine ganze Reihe von Anreizen und Subventionen im Verkehrssektor, die ein
Umsteuern nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch sozialpolitisch
erforderlich machen“, sagt Krüger.
Die Vizepräsidentin des Sozialverbands Deutschland, Ursula Engelen-Kefer,
pflichtet ihm bei: „Die Faktenlage wird verkannt, wenn behauptet wird, dass
ein umwelt- und klimafreundliches Mobilitätssystem zulasten der Ärmsten
ginge.“ Die beiden berufen sich auf eine neue Studie, die das Ökoinstitut
im Auftrag des Nabu gemacht hat – Titel: „Impulse für mehr Klimaschutz und
soziale Gerechtigkeit in der Verkehrspolitik“.
Im Schnitt ist demnach jede und jeder Deutsche am Tag 38 Kilometer
unterwegs. Doch das Einkommen macht einen Unterschied, bei den Reicheren
sind es 50 Kilometer. Und: Das Gros der Haushalte in den oberen
Einkommensklassen (2.500 Euro netto pro Person und mehr) hat zwei oder mehr
Pkws, von jenen in den untersten Einkommensklassen besitzen hingegen mehr
als 40 Prozent gar kein Auto. So profitieren Besserverdienende finanziell
besonders [1][von steuerlichen Vorteilen für Dienstwagen], von der
Entfernungspauschale oder von Kaufprämien für Neuwagen.
## Letztlich eine Umverteilung nach oben
Ruth Blanck und die anderen Autoren der Studie schreiben: „Es kommt
letztlich zu einer Umverteilung von unten nach oben.“ Das wollen sie
umkehren, zum Beispiel mit der Dienstwagenbesteuerung. Man sollte „auch die
private Fahrleistung besteuern“, sagt Blanck. Zweites Beispiel: die
Entfernungspauschale. Wer ein niedriges Einkommen hat, bekommt kaum etwas
bei der Steuererklärung zurück und geht bei der Entfernungspauschale eher
leer aus. Anders ist das bei jenen mit gutem Einkommen. Vorschlag: „Die
Entfernungspauschale im Falle der Pkw-Nutzung halbieren – es sei denn, man
benötigt mit dem öffentlichen Verkehr 60 Minuten länger als mit dem Pkw“,
sagt Blanck. In Norwegen und Schweden sind schon heute Fahrtkosten mit dem
Pkw nur absetzbar, wenn die Nutzung des öffentlichen Verkehrs 120 Minuten
länger dauert.
[2][Was sonst noch besser zu machen wäre?] In München sind die Preise für
eine ÖPNV-Monatskarte laut Studie zwischen 2003 und 2017 um 74 Prozent
gestiegen, der Preis für eine Stunde Parken sei aber gleich geblieben. Das
müsse sich ändern, Parken müsse teurer werden. Zudem solle es ein
Bonus-Malus-System beim Kauf neuer Wagen geben – je klimaschädigender,
desto teurer die Zulassung.
1 Dec 2020
## LINKS
[1] /Regierungsautos-belasten-Umwelt/!5728088
[2] /Gruene-ueber-feministische-Verkehrspolitik/!5724650
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Verkehrswende
Verkehr
Schwerpunkt Armut
Schwerpunkt Klimawandel
Verkehrswende
ÖPNV
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