# taz.de -- Deutschland-Cup im Eishockey: Spaß in der Blase | |
> Das Turnier in Krefeld war ein Test für den Eishockey-Sport in Zeiten der | |
> Pandemie. Dem Start der DEL-Saison steht nun fast nichts mehr im Weg. | |
Bild: Die Deutschen Müller und Niederberger halten den Letten Martins Karsums … | |
KREFELD taz | Ein Eishockeyspiel ohne Publikum ist eher ein kleiner Wind | |
als der gewohnte Sturm. Denn noch viel mehr als der Fußball lebt der | |
schnelle Kufensport, traditionell in engen und lauten Eishallen | |
ausgetragen, von hitziger Interaktion zwischen den Zuschauern und den | |
Akteuren auf dem Eis. Fällt sie weg, so fehlt etwas Entscheidendes. Doch in | |
der Not frisst der Teufel Fliegen – oder veranstaltet Geisterspiele | |
Das Länderspielturnier Deutschland Cup, das am vergangenen Wochenende mit | |
nur drei, nicht wie üblich mit vier Teilnehmern in der Krefelder Arena ohne | |
Publikum stattfand, war erwartungsgemäß kein Eishockey-Feuerwerk. Dass die | |
deutsche A-Nationalmannschaft nach einem 7:2 gegen ein Perspektivteam des | |
Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) und einem 2:0 gegen Lettland schließlich | |
am Sonntag die Finalpartie gegen die Letten mit 2:3 nach Verlängerung | |
verlor, war im Grunde aber nur eine Randnotiz. | |
Denn es ging dem Verband in erster Linie darum, ein Lebenszeichen nach | |
achtmonatiger Pause zu setzen. Und zu zeigen, dass er imstande ist, | |
Geisterspiele unter Einhaltung der in der Coronakrise verlangten | |
Hygieneregeln aufzuziehen. „Der größte Erfolg, den wir uns selbst setzen | |
konnten, ist, allen in der Sportart das Signal zu geben, auch der Liga, | |
dass es geht. Es funktioniert“, befand DEB-Präsident Franz Reindl. | |
Der Verband orientierte sich am [1][Modell der Fußball-Bundesliga]. Spieler | |
und Schiedsrichter wurden ständig auf Corona getestet. Die Profis waren | |
angehalten, ihre Hotels nicht zu verlassen und in ihrer Blase zu bleiben, | |
um nicht irgendwo mit dem Virus in Kontakt zu kommen. „Es wurde alles | |
getan, damit wir sicher durch das Turnier kommen. Und wir haben uns strikt | |
an das Hygienekonzept gehalten“, sagte Kapitän Moritz Müller von den Kölner | |
Haien. „Wir sind sehr froh, dass wir wieder spielen konnten, und hatten | |
alle großen Spaß.“ Der Mannheimer Stürmer Markus Eisenschmid | |
konstatierte: „Wir haben alle einen guten Job gemacht in der Bubble und | |
nach außen gezeigt, dass wir auch unter diesen Umständen spielen können.“ | |
## Ohne Spiel seit März | |
Lange hatten sie darauf warten müssen. Seit die Deutsche Eishockey-Liga | |
ihre Saison am 8. März ohne Play-offs beendet hatte, gab es hierzulande | |
[2][keine Eishockeybegegnungen]. Der Deutschland Cup soll nun für die 14 | |
DEL-Klubs, die ihre Etats sonst im Schnitt zu zwei Dritteln aus | |
Zuschauereinnahmen bestreiten, einen Anstoß dazu geben, in der zweiten | |
Hälfte des Dezember mit der mehrfach verschobenen Spielzeit 2020/21 zu | |
beginnen. Ab kommenden Mittwoch findet als nächster Schritt ein | |
Vorbereitungsturnier mit acht Mannschaften statt: Krefeld, Düsseldorf, | |
Wolfsburg, Bremerhaven, München, Schwenningen, Mannheim und Berlin sind | |
dabei. Daran ist abzulesen, dass diese Vereine sich mittlerweile finanziell | |
in der Lage sehen, zu spielen. | |
Alle 14 haben dem Vernehmen nach zwar die möglichen 800.000 Euro aus dem | |
Hilfspaket für Profisportvereine beantragt. Dennoch haben einige Klubs noch | |
zu kämpfen, denn die Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich. Ein paar | |
Klubs wie die Düsseldorfer EG spielen in kommunalen Hallen; die Städte | |
können ihnen durch den Erlass der Miete entgegenkommen. | |
Andere wie die Adler Mannheim oder die Eisbären Berlin treten in Arenen an, | |
die dem Klubeigentümer gehören. Wiederum andere wie die Kölner Haie, die in | |
der vergangenen Spielzeit mit einem Schnitt von 13.333 Zuschauern | |
DEL-Zuschauer-Primus waren, stehen deutlich schlechter da. Ihre Kölnarena | |
gehört asiatischen Investoren. | |
Etwa 1 Million Euro fehlt den Haien nach eigenen Angaben, um einen | |
verlässlichen Etat aufstellen zu können. Damit sie die Summe | |
zusammenbekommen, verkaufen sie zurzeit Unterstützertickets à 10 Euro. Am | |
Montag hatten die Haie gut 350.000 Euro zusammen. Sie müssen sich also ein | |
bisschen beeilen. Denn am 19. November will die DEL definitiv entscheiden, | |
ob und, wenn ja, wie sie im Dezember die Geistersaison 2020/21 beginnen | |
will. | |
9 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Christiane Mitatselis | |
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