# taz.de -- Berliner Kneipenchefin über Sperrstunde: „Das ist das Schlimmste… | |
> Das „Schwarze Café“ ist bekannt dafür, dass es immer geöffnet hat. | |
> Betreiberin Inge Trimbur darüber, was die Sperrstunde für die Kultkneipe | |
> bedeutet. | |
Bild: Last Orders! Ab 23 Uhr ist ab Samstag in Berlin Schluss mit Bier und Co | |
taz: Frau Trimbur, das Schwarze Café ist bekannt dafür, dass es rund um die | |
Uhr geöffnet hat. Wegen der [1][ab Samstag geltenden Sperrstunde] müssen | |
Sie künftig um 23 Uhr schließen. Was bedeutet das für Sie? | |
Inge Trimbur: Einen erheblichen Umsatzverlust. Durch die Sperrstunde werden | |
wir unter der Woche locker 30 Prozent weniger einnehmen, an den Wochenenden | |
rechnen wir mit Einbußen von mindestens 40 Prozent. | |
Das klingt dramatisch. | |
Es ist ja nicht so, dass die Gäste bis 23 Uhr im Cafe sitzen können. Nein, | |
sie müssen um 23 Uhr draußen sein. Das heißt, dass wir nach 22.15 Uhr keine | |
Bestellungen mehr aufnehmen können. Wer um zwanzig vor elf noch Käsespätzle | |
essen möchte, bekommt sie nur noch zum Mitnehmen. | |
Was ging in Ihnen vor, als Sie von der neuen Regelung erfahren haben? | |
Ich dachte: Das ist das Schlimmste, was hätte passieren können. Wegen der | |
Abstandsregeln haben wir ohnehin nur noch die Hälfte der Stühle und Tische | |
im Café. Den Sommer über konnten wir das durch die Plätze im Außenbereich | |
ganz gut auffangen. Diese fallen im Herbst und Winter aber weg. Dass wir | |
jetzt auch noch zwischen 23 Uhr und 6 Uhr schließen müssen, ist eine | |
Katastrophe – auch für unsere Mitarbeiter*innen. | |
Werden Sie Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit schicken müssen? | |
Ja, leider schon. Es fallen ja alle Nachtschichten weg. Wir haben mehr als | |
50 Angestellte, darunter viele Studierende. Da Studierende kein Anrecht auf | |
Kurzarbeit haben, werden wir versuchen, vorrangig ihnen die Schichten zu | |
geben. Letztlich betrifft die Sperrstunde das ganze Team. Niemand wird auf | |
die Stunden kommen, die er oder sie normalerweise pro Woche arbeitet. | |
In Berlin ist der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner | |
erstmals überschritten worden. Allein am Donnerstag steckten sich 498 | |
Menschen mit dem Virus an. Das ist der höchste Wert seit Beginn der | |
Pandemie. Haben Sie auch ein bisschen Verständnis für die neue Regelung? | |
Ich verstehe, dass der Senat handeln musste, das war angesichts der hohen | |
Zahlen abzusehen. Eine Sperrstunde ab 23 Uhr finde ich aber übertrieben. | |
Wir haben ein Hygienekonzept, das wir strikt einhalten. Wer das Café | |
betritt oder zur Toilette geht, muss eine Mund-Nasen-Maske tragen, die | |
Tische stehen anderthalb Meter auseinander. | |
Welche Maßnahmen fordern Sie stattdessen? | |
Eine Sperrstunde um 1 Uhr wäre für die Gastronomie deutlich einfacher. Dann | |
könnten immerhin noch die Leute, die aus dem Kino oder Theater kommen, eine | |
Portion Spaghetti bei uns essen. Zwischen 23 Uhr und 1 Uhr machen wir – | |
genauso wie alle anderen Bars und Kneipen – besonders viel Umsatz. Durch | |
die Sperrstunde ab elf fällt nicht nur die ganze Nacht weg, sondern auch | |
der halbe Abend. Wir können nur hoffen, dass wir das finanziell überstehen. | |
9 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Rieke Wiemann | |
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