# taz.de -- Die Pest mit dem Schwein: Fangzäune lagern in Reinickendorf | |
> In Brandenburg ist ein Wildschwein an der Afrikanischen Schweinepest | |
> verendet. In Berlin ist man krisentechnisch noch im Stand-by-Modus. | |
Bild: Ein wildes Schwein | |
Über zwei Begegnungen mit einem Wildschwein außerhalb eines Tierparks oder | |
Zoos kann die Autorin dieser Zeilen berichten, sie waren beide nicht so | |
schön. Einmal war da eine Wandertour durch den Brandenburger Wald, von | |
links rumpelte es plötzlich im Gebüsch. „Da kommt aber ein sehr lautes | |
Reh!“, rief das Kind an der Hand noch, da raste das Schwein auch schon | |
knapp vor uns über den Weg und verschwand laut grunzend wieder im Gehölz. | |
Die zweite Begegnung war am Montagmorgen und eher aus der Ferne, mittels | |
eines infernalischen Quiekens, das von den weitläufigen Gleisanlagen der | |
S-Bahn an der Bornholmer Straße auf meine Laufstrecke herübertönte. Ruhe | |
sanft, armes Schwein, das vermutlich an einer Stromschiene dort sein Leben | |
ausgehaucht hat. | |
Wildschweine sind mir unheimlich, sie grunzen wirklich laut, haben große | |
Hauer und riechen streng. Jetzt haben sie auch noch die Pest, genauer die | |
Afrikanische Schweinepest. Ein verendetes Exemplar wurde vergangene Woche | |
in einem Brandenburger Maisfeld gefunden, seitdem wurde am Wochenende in | |
den betroffenen Landkreisen Spree-Neiße und Oder-Spree ein Radius von drei | |
Kilometer Sperrzone elektroeingezäunt, seit Montag dürfen Felder und Wälder | |
im Umkreis von 24 Kilometern um das inkriminierte Maisfeld nicht mehr | |
betreten werden. | |
70.000 Hektar Ackerfläche liegen damit erst mal brach, die Bauern fürchten | |
um die Futterernte für den Winter. Und die Schweinebauern müssen unter | |
Umständen ihre Tiere keulen, falls die Seuche überspringt. | |
## Material für den Ernstfall | |
Springt die Seuche nach Berlin, wären für die B[1][ekämpfung von | |
infizierten Wildschweinrotten] – größere Populationen im Tegeler Forst, in | |
Pankow, im Grunewald – die Bezirke zuständig, wie die Verwaltung von | |
Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt (Grüne) erklärt, bei der wiederum | |
dann der Pandemiestab für ganz Berlin eingerichtet werden würde. Das | |
Material für den Ernstfall, sogenannte Fangzäune, lagert seit dem | |
Wochenende in Reinickendorf. Falls also der Tegeler Forst eingezäunt werden | |
sollte, ist es zu spät, dann ist die Schweinepest da. | |
Und ja, das hat mich als Berlinerin auch zu interessieren. Anstecken kann | |
man sich an der immer mal wieder auftretenden Tierseuche zwar nicht. Aber | |
für die Bauern im Umland, man mag v[2][on Schweinehaltung halten, was man | |
will], ist das existenziell. | |
Was man ganz solidarisch tun kann: keine Wildschweine füttern, auch nicht | |
unabsichtlich, indem man das Salamibrot in den Mülleimer im Tegeler Forst | |
oder im Grunewald wirft. Nicht durchgegarte Wurst ist ein super | |
Übertragungsweg, und Schweine sind ja bekanntlich Allesfresser. | |
Pestverseuchtes Salamibrot? Vielleicht macht die Schweinepest ja ein paar | |
mehr Menschen zu Vegetariern (die Autorin verspricht, drüber nachzudenken). | |
Und so hätte alles seine gute Seite, sogar die Pest. | |
14 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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Clemens Tönnies | |
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