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# taz.de -- FC Bayern in der Champions League: Bevor der Balldieb weggeht
> Thiago trifft am Freitagabend auf seinen alten Klub FC Barcelona. Eine
> Chance um zu zeigen, wie gut der Mittelfeldspieler wirklich ist.
Bild: Fühlt sich in der Wohlfühlatmosphäre wohl: Thiago beim Training des FC…
Trainingslager, das klingt nach Schweiß und kräftezehrenden Einheiten, nach
strapazierten Muskeln und müden Knochen. Wer aber die Bilder vom FC Bayern
München aus Portugal in dieser Woche gesehen hat, bekommt einen etwas
anderen Eindruck. Natürlich stand die Vorbereitung auf das
Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona an diesem Freitag
(21 Uhr) in Lissabon im Mittelpunkt, aber an der Algarve ging es um
Feinjustierung.
Dass sich Trainer Hansi Flick damit auskennt, „eine Wohlfühlatmosphäre“,
wie es Thomas Müller bezeichnet, zu schaffen, hat Thiago allerspätestens in
den vergangen Tagen festgestellt. Wenn es dem Spanier allein nach der
Stimmung in der Mannschaft ginge, würde er natürlich bleiben, wo er ist.
Aber es ist eine „neue Herausforderung“, so Flick, die Thiago fortzieht, in
die Premier League wohl, „das würde noch in seinen Karriereweg passen“.
Zuvor will Flick, dass alle den besten Thiago, den es gibt, sehen. Die
Aussicht, die sieben Jahre in München mit insgesamt [1][sieben
Meistertiteln] und vier Pokalsiegen mit der Champions-League-Trophäe zu
krönen, ist Anreiz genug.
Und dann ist da im Viertelfinale ja noch die Begegnung mit der
Vergangenheit. Acht Jahre hatte Thiago beim FC Barcelona gespielt, ehe Pep
Guardiola 2013 sich für den Wechsel nach München starkmachte („Thiago oder
nix“). Sehr viele Spieler aus der aktuellen Mannschaft kennt er nicht mehr,
aber den wichtigsten: Lionel Messi.
## Fataler Fehler
Schon einmal traf Thiago mit den Bayern auf Barcelona, 2015 im Halbfinale
der Champions League. Damals aber hatte sich alles auf das [2][Duell
Guardiolas gegen den Ex-Verein] konzentriert, für Mittelfeldspieler war da
nur eine kleine Nebenrolle übrig geblieben, keine gute allerdings. Denn er
hat mit einem fatalen Fehler eines der drei Gegentore im Hinspiel
verschuldet und sich anschließend die Kritik gefallen lassen müssen, dass
er in dieser Partie bewiesen habe, warum er einst bei Barcelona nicht über
eine Ersatzspielerrolle hinausgekommen war.
Thiago hat mittlerweile die Bürde, die ihm Guardiola auferlegt hatte,
abgestreift. Unter Trainer Carlo Ancelotti schien er schon einmal auf einem
guten Weg zum Teamspieler, eine Zeit lang war er der lauf- und
zweikampfstärkste Spieler des Rekordmeisters. Aber schon damals und noch
mehr in dem guten Jahr unter Niko Kovač hat sich gezeigt, dass auch der
Fußballkünstler Thiago zwar Freiraum braucht, aber eben auch einen Plan,
sonst wird er seiner Stärken beraubt.
Und die hat er eben nicht nur in der Offensive, sondern auch in der
Defensive. Gegen Chelsea am vergangenen Samstag grätschte er den Ball
spektakulär im letzten Moment weg, nach einem 40-Meter-Sprint übers halbe
Feld. „Er kann nicht nur mit dem Ball umgehen und entzückt Mannschaft sowie
Zuschauer“, sagte hinterher Thomas Müller, „er ist auch ein exzellenter
Balldieb.“
Flick ist es gelungen, Thiago nicht in ein zu starres Korsett zu stecken,
das ihm womöglich nimmt, was ihn laut Trainer auszeichnet, das „gewisse
Etwas“. Aber dennoch ist seine Aufgabe klar geregelt. Der 29-Jährige hat
die vielleicht beste Halbserie seiner Karriere hinter sich – trotz
Leistenproblemen und einer Operation, weswegen er nach der Coronapause
insgesamt acht Spiele verpasste. Da schien er sogar nicht unersetzbar, weil
das Bayern-Mittelfeld mit Kimmich und Goretzka bestens funktionierte.
Aber jetzt muss Kimmich auf der rechten Abwehrseite den verletzten Benjamin
Pavard vertreten, und Thiago ist im Zentrum wieder Flicks Schlüsselspieler.
Trotzdem haftet dem Sohn des brasilianischen Weltmeisters von 1994,
Mazinho, seit 2015, seit jenem Halbfinalspiel im Nou Camp, das Image an, in
den ganz großen Spielen nicht glänzen zu können. Gegen Barcelona ist eine
gute Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen.
13 Aug 2020
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## AUTOREN
Elisabeth Schlammerl
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