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# taz.de -- Hochwasser in China: Millionen von Fluten bedroht
> Das landwirtschaftlich geprägte Südchina wird von Jahrhundertfluten
> heimgesucht. Droht der Volksrepublik nun eine Nahrungsmittelkrise?
Bild: Retter in der besonders betroffenen Provinz Jiangxi sind im Dauereinsatz
Peking taz | Die Provinz Hubei kommt sprichwörtlich vom Regen in die
Traufe: [1][Zu Beginn des Jahres verbreitete sich von jener Region die
Corona-Pandemie aus, die seine fast 60 Millionen Einwohner zu einer über
zweimonatigen Quarantäne zwang.] Nun wird Hubei und dessen Hauptstadt Wuhan
erneut von einer Naturkatastrophe heimgesucht: den schlimmsten Regenfällen,
wie sie laut Staatsmedien „nur einmal alle 200 Jahre stattfinden“. Der
wirtschaftliche Schaden beläuft sich bereits jetzt auf mindestens 4,5
Milliarden Yuan, etwa 570 Millionen Euro.
„Ich finde das enorm tragisch. Das ist wie Öl ins Feuer gießen“, sagt
Jürgen Ritter vom [2][Deutsch-Chinesischen Agrarzentrum (DCZ)]. Angefangen
von der Afrikanischen Schweinepest, die quasi die Zuchtbestände in China
halbiert hat, über die coronabedingten Lockdowns, die ebenfalls massive
Auswirkungen auf die diesjährigen Ernteerträge haben werden, bis zu den nun
zerstörerischen Fluten im Einzugsgebiet des Jangtse-Flusses: Chinas
Landwirtschaft wird binnen einem Jahr von schweren Krisen heimgesucht.
Besonders prekär: Ausgerechnet die „Kornkammern“ Chinas sind am stärksten
von den Hochwassern betroffen, allen voran die für den Reisanbau wichtige
Provinz Jiangxi. Dort hat die Lokalregierung formal den „Kriegszustand“
ausgerufen, um zusätzliche Ressourcen zur Bewältigung der Lage
freizusetzen.
Die Sommermonate Juni und Juli sind zwar in Südchina traditionell
Regenzeit, in der monsunartige Niederschläge über Wochen hinweg das Land
heimsuchen. Dieses Jahr jedoch scheint sich eine Jahrhundertflut
anzubahnen: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet landesweit
von 212 Flüssen mit „alarmierend“ hohen Wasserständen, 19 davon befänden
sich derzeit gar auf einem Allzeithoch.
## Drastische Folgen für die Ernte
Am Sonntag hat das chinesische Ministerium für Wasserwirtschaft das
Notfallsystem für den Hochwasserschutz auf die zweithöchste Stufe gesetzt.
Die Regierung hat zudem Notfallhilfen in Höhe von umgerechnet knapp 40
Millionen Euro für die besonders schwer getroffenen Regionen lockergemacht.
Das Geld soll vor allem für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur
gehen.
Bereits jetzt ist klar, dass die Fluten drastische Folgen für die
diesjährigen Ernteerträge haben werden. In der Provinz Hunan hat die
Lokalregierung die Bauern dazu angehalten, die Reisfelder frühzeitig zu
ernten, um die Schäden in Grenzen zu halten. Belastbare Zahlen haben die
Behörden jedoch bislang noch nicht herausgegeben. „Sicherlich ist ein
großer Ernteausfall zu erwarten“, sagt Landwirtschaftsexperte Ritter vom
DCZ: „Aber die Ernährungssicherheit dürfte sicher gewährleistet sein, es
sollten große Vorräte da sein.“
## Jahrhundertregenfälle
Unter Mao Zedong zielte die Volksrepublik China darauf ab, seine
Ernährungssicherheit vollkommen autark zu gestalten. Wenn auch
abgeschwächt, ist der Wille zur Selbstversorgung mit Grundnahrungsmittel
nach wie vor vorhanden. Laut einem aktuellen „White Paper“ vom
Informationsbüro des Staatsrats heißt es, China „produziert derzeit 95
Prozent seines Eigenbedarfs für Getreide“.
Wahrscheinlich ist, dass solche „Jahrhundertregenfälle“ künftig wohl in
kürzeren Zeitabständen eintreten werden. Schließlich sind die
Niederschlagsmengen auch eine Folge des sich zuspitzenden Klimawandels.
Laut einer Studie der US-amerikanischen Yale University haben die
Regenmassen während der Sommermonate im Flusseinzugsgebiet des Jangtse in
den vergangenen zwanzig Jahren deutlich zugenommen.
12 Jul 2020
## LINKS
[1] /Corona-Pandemie-in-China/!5675588/
[2] https://www.bmel-kooperationsprogramm.de/projekte/volksrepublik-china/deuts…
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
China
Hochwasser
Naturkatastrophe
Pariser Abkommen
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