# taz.de -- Neue Trinkbrunnen für Berlin: Auf die Krümmung kommt es an | |
> Rund 150 Trinkbrunnen gibt es schon, und es kommen immer noch neue hinzu. | |
> Gut für Menschen und Klima – nur mit dem Strahl gibt es manchmal | |
> Probleme. | |
Bild: Frisches Gratis-Wasser: Kultursenator Klaus Lederer (Linke) schmeckt's | |
BERLIN taz | Kennen Sie die Schweiz? Das ist diese Bergkette zwischen | |
Deutschland und Italien. In der kleinen Schweiz ist vieles anders, aber | |
nicht alles schlechter. Unglaublich gut ist zum Beispiel, dass man selbst | |
in den großen (also: „großen“) Städten aus jedem der vielen Zierbrunnen | |
kaltes, klares Wasser trinken kann. Es sind insofern auch gar keine reinen | |
Zierbrunnen, sondern gleichzeitig veritable Durstlöscher. | |
Das geht natürlich nur, wenn Schweizer Traditionen auf Schweizer Behörden | |
und Schweizer Disziplin treffen. In Berlin aus einem x-beliebigen Brunnen | |
zu trinken, auf die Idee würden höchstens vollverstrahlte Partypersonen | |
kommen. Weil Wassertrinken aber ein Menschenrecht ist, die Sommer auch | |
nicht kühler werden und Flaschenwasser jede Menge Müll produziert, | |
spendieren der Senat und die [1][Berliner Wasserbetriebe] (BWB) den | |
Durstigen dieser Stadt seit zwei Jahren verstärkt Trinkbrunnen. | |
Rund 150 Stück stehen schon, 30 bis 40 weitere sollen noch dieses Jahr | |
lossprudeln, bestätigt BWB-Sprecherin Astrid Hackenesch-Rump. Eigentlich | |
plätschere der kleine Wasserstrahl von Ende April bis Ende Oktober, | |
pandemiebedingt habe man dieses Jahr aber erst mal abgewartet – schon um | |
Menschentrauben rund um die künstlichen Quellen zu vermeiden. Die im | |
Übrigen einwandfrei hygienisch sein sollen. | |
Pünktlich zu den heißen Tagen geht’s jetzt aber los: Das Bezirksamt | |
Friedrichshain-Kreuzberg etwa verkündete am Montag die Inbetriebnahme von | |
23 Brunnen. Neun davon sind nagelneu: Sie stehen unter anderem am | |
Strausberger Platz und am Volkspark Friedrichshain, am Südstern oder – | |
etwas abgelegen, aber künstlerisch wertvoll platziert – im ehemaligen | |
Anhalter Güterbahnhof am Gleisdreieckpark vor dem Atelier von Baumpate Ben | |
Wagin. | |
## Der Kaiser war's | |
Hier kam unlängst sogar Kultursenator Klaus Lederer (Linke) vorbei, um ein | |
paar fotogene Schlucke zu nehmen (siehe Foto). Er zollte Wagin Respekt für | |
dessen markantes Brunnendesign – in Unkenntnis der Tatsache, dass gar nicht | |
dieser die blaue, gusseiserne Säule entworfen hat. Das tat schon in den | |
1980er Jahren der Architekt Siegfried Kaiser, als in Westberlin die ersten | |
Gratis-Tränken errichtet wurden. | |
Vor ein paar Jahren übrigens galt der „Kaiser-Brunnen“, dessen Relief den | |
Weg des Wassers aus den Tiefen der Erde bis in den Hahn darstellen soll, | |
als altmodisch. Es wurde ein zeitgemäßeres, silbergraues Modell eingeführt, | |
das bedenkliche Assoziationen mit zahnärztlichen Behandlungen auslösen | |
kann. Die Pointe: Weil der Wasserstrahl bei diesem Modell sich so flach | |
krümmt, dass man keine Trinkflasche damit befüllen kann, wird das gute, | |
alte Kaiser-Modell nun doch wieder favorisiert. | |
Funfact für taz-Affine: Im Oktober, wenn der erneuerte Besselpark neben dem | |
Headquarter in der Friedrichstraße öffnet, geht auch dort ein Trinkbrunnen | |
in Betrieb. Jedenfalls für ein paar Wochen, bis zur Herbst- und | |
Winterpause. | |
29 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bwb.de/de/21200.php | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
Berliner Wasserbetriebe | |
Trinkwasser | |
Klaus Lederer | |
Wasser | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Berliner Trinkwasser: Berlin perlt | |
Die Wasserbetriebe haben das Angebot an Trinkbrunnen ausgebaut. Wer sie | |
nutzt, erspart der Umwelt Plastikflaschen und Kohlendioxid. |