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# taz.de -- Malawis neuer Präsident: Eine „Regierung, die nicht nervt“
> Lazarus Chakwera ist als neugewählter Präsident Malawis vereidigt worden.
> Der ehemalige Kirchenführer will ein „neues Malawi“ aufbauen.
Bild: Lazarus Chakwera, hier im Wahlkampf
Berlin taz | Die Parteifarbe Rot war überall, als Lazarus Chakwera am
Sonntag als Präsident Malawis vereidigt wurde: auf seiner Krawatte und
denen seiner Leibwächter, auf den T-Shirts seiner Anhänger, auf den Roben
des Richters und auf dem roten Teppich in der Hauptstadt Lilongwe.
Chakweras Amtseinführung war nicht nur, in seinen eigenen Worten, die
Geburtsstunde eines „neuen Malawi“. Die Machtübernahme durch den
Spitzenkandidaten der „Malawi Congress Party“ (MCP) markiert auch die
Wiederauferstehung einer der ältesten afrikanischen Befreiungsbewegungen,
die ihr Land fast dreißig Jahre lang in eine [1][finstere Diktatur] geführt
und dann sich selbst fast weitere dreißig Jahre ins politische Abseits
gestellt hatte.
Nicht umsonst heißt Chakwera mit Vornamen Lazarus, nach der von den Toten
auferweckten Bibelfigur und zur Freude der malawischen Schlagzeilendichter
am Sonntag. Als Lazarus McCarthy Chakwera wurde er am 5. April 1955 geboren
– seine bitterarme Bauernfamilie hatte vor ihm zwei Söhne verloren.
Er wurde Lehrer in der Pfingstkirche „Assemblies of God“, die größte der
Welt, im südlichen Afrika unter Wanderarbeitern verwurzelt. Chakwera stieg
1989 zum Präsidenten dieser Kirche in Malawi auf, holte später in Südafrika
seinen Theologieabschluss nach und war eine religiöse Führungsfigur in
Malawi, als 1993 die MCP-Einparteienherrschaft endete.
2013 wählte die damals faktisch führungslos gewordene MCP Chakwera zu ihrem
neuen Chef. Er erklärte sich zum Erbe nicht des langjährigen Diktators
Hastings Banda, sondern des ersten MCP-Präsidenten Orton Chirwa. Der hatte
sich nach Malawis Unabhängigkeit mit Banda überworfen, war in
Isolationshaft gelandet und starb 1992 im Gefängnis, kurz nachdem er zum
ersten Mal seine Frau wiedersehen durfte, die in derselben Folteranstalt
gesessen hatte.
## Alle Freiheitshelden anerkennen
Chirwa, sagte Chakwera nach seiner Übernahme der MCP, sei Malawis wahrer
„Gründervater“, und es sei an der Zeit, alle Freiheitshelden anzuerkennen
und ein „neues Malawi“ aufzubauen.
Eigentlich hätte Chakwera schon [2][2019] die reguläre Präsidentschaftswahl
gewinnen müssen. Aber Wahfälschung bescherte Amtsinhaber Peter Mutharika
einen knappen Sieg. Die Chakwera-Opposition zog vor Gericht, die Wahl von
2019 wurde [3][annulliert] und neu angesetzt. Chakwera bekam Unterstützung
von Mutharikas Vize und holte jetzt bei der korrekt durchgeführten
[4][Wahlwiederholung] 58 Prozent.
Der tiefgläubige neue Präsident führt nun ein Malawi, das in Afrika als
Leuchtturm der Demokratie gepriesen wird. In seiner Antrittsrede erinnerte
er an den Traum der Befreiung von Unterdrückung bei der Unabhängigkeit
1964, den Traum der Befreiung von Tyrannei bei der [5][Demokratisierung]
1993 und den Traum der Gegenwart, dass die Malawier den Reichtum ihres
Landes genießen können.
„Die Zeit ist gekommen, von unserem Schlaf aufzustehen und den Traum
wahrzumachen“, rief er in die Menge und versprach den 20 Millionen
Malawiern „eine Regierung, die dient und nicht herrscht, die inspiriert und
nicht nervt, die zuhört und nicht schreit, die für euch kämpft und nicht
gegen euch.“
28 Jun 2020
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## AUTOREN
Dominic Johnson
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