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# taz.de -- Impfpflicht für Corona: Montgomerys Phantomdebatte
> Der Weltärztepräsident fordert eine völlig unsinnige Corona-Impfpflicht.
> Am Ende nutzt sie nur den Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretikern.
Bild: Die Geister, die er rief, sind gar nicht da: Montgomery fordert eine Impf…
Der Weltärztepräsident Frank Montgomery ist für seine markigen Worte
bekannt. Das hat er schon als langjähriger Vorsitzender der
Ärztegewerkschaft Marburger Bund bewiesen. Zuletzt wetterte er gegen eine
Maskenpflicht mit dem Argument, die Menschen wähnten sich mit Maske sicher,
vergäßen dabei aber den sehr viel wichtigeren Mindestabstand. [1][Als
„lächerlich“ bezeichnete er die Option, Schals oder Tücher zu verwenden,
falls keine Maske zur Hand ist.] Dabei schützt selbst ein Halstuch besser
als nichts – zumal es darum geht, die Menschen in ein Verhalten
einzubeziehen, das die Infektionsketten zumindest zum Teil unterbricht.
Montgomerys Ansichten sind also ebenso markig wie fragwürdig. Nun fordert
der Weltärztepräsident bei der Bekämpfung von Covid-19 eine Impfpflicht für
alle – und provoziert damit erneut eine Phantomdebatte, die in diesem Fall
aber vor allem Rechtspopulisten nützt. Kein wichtiger Politiker oder
Wissenschaftler fordert derzeit die Zwangsimpfung. Sie ist auch gar nicht
nötig. Es wird noch nicht einmal der sanfte Zwang notwendig sein, die der
Staat derzeit bei Masern anwendet. [2][Hier ist die Impfung die
Voraussetzung für den Kitabesuch der Kinder.] Im Fall von Corona reicht es
völlig, wenn der impfwillige Teil der Bevölkerung sich die Spritze setzen
lässt.
Zwar ist auch das neue Coronavirus beängstigend infektiös. Ohne
Kontaktbeschränkungen würde ein mit dem Virus Infizierter zwei bis drei
Menschen anstecken. Das bedeutet: Wenn nur sechs von zehn Menschen immun
sind, verschwindet das Virus aus der Bevölkerung. Masern sind jedoch noch
einmal viel ansteckender, der Prozentsatz muss hier deutlich höher liegen.
Daher die Kitaregeln.
Umfragen zeigen: Eine große Mehrheit hierzulande vertraut in der
Pandemiebekämpfung den WissenschaftlerInnen. Viele sehnen die Impfung
geradezu herbei, damit das Leben sich normalisiert, gerade auch für
Risikogruppen. Die Nachfrage nach dem Pikser wird enorm sein. Die
erforderliche Quote von 70 Prozent dürfte leicht erreicht werden. Umgekehrt
sind Montgomerys Aussagen Wasser auf die Mühlen von Rechtspopulisten, die
[3][Impfskeptiker] zu ihrer neuen Zielgruppe erkoren haben.
Es klingt fast, als wolle der Weltärztepräsident deren Erwartungen einer
„Impfdiktatur“ erfüllen. Grundsätzlich sollte jede Medikamentengabe
freiwillig erfolgen. Die Pflicht zur Masernimpfung in Kitas dient dabei vor
allem dem Schutz der Kinder. Sie können schließlich noch nicht entscheiden,
ob sie die Vorzüge der Impfung nutzen wollen. Bei Corona wird diese
Abwägung glücklicherweise nicht nötig sein.
22 May 2020
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## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Rechtspopulisten
Impfung
Frank Ulrich Montgomery
Verschwörungsmythen und Corona
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