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# taz.de -- Geldwünsche der Krankenkassen: Alle sollten zahlen
> Die Coronakrise legt die Schwächen des Nebeneinanders von privater und
> gesetzlicher Krankenversicherung offen.
Bild: Die Bekämpfung der Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Der Verband der gesetzlichen Krankenkassen fordert einen höheren
Bundesanteil aus Steuermitteln. Der Grund: Die Krankenkassen befürchten
wegen Covid-19 einen Absturz ihrer Beitragseinnahmen. Zum einen liegt das
an der zu befürchtenden Insolvenzwelle: Die Unternehmen können ihren
Arbeitgeberanteil nicht mehr zahlen oder weigern sich schlicht. Zum anderen
trifft die Kassen der Anstieg der Arbeitslosenzahlen und vor allem an
Kurzarbeit hart – denn weil Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld niedriger
sind als der Lohn, sinken auch die Beitragseinnahmen. Gleichzeitig steigen
wegen der Pandemie die Ausgaben. Zwar fallen andere Kosten weg – viele
Versicherte scheuen derzeit Arztbesuche, Operationen werden verschoben –,
doch unterm Strich dürften die Kassen über Monate hinaus mehr Geld ausgeben
müssen.
Die Forderung der Krankenkassen ist richtig. Die Bekämpfung der Pandemie
ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur den Versicherten
aufgebürdet werden darf. Durch einen höheren Zuschuss des Staats können
steigende Beiträge vermieden werden. Mehr Steuergeld bedeutet zugleich,
dass auch die Gutverdienenden und Beamten, [1][die meist privat versichert
und damit nicht Teil des Solidarsystems sind,] die Lasten mittragen.
Corona ist aber auch ein Anlass, [2][das absurde und sozial ungerechte
Nebeneinander von gesetzlichen und privaten Versicherungen], das aus dem
19. Jahrhundert stammt, zu hinterfragen. Aufseiten der gesetzlichen Kassen
sind die Beiträge an das Einkommen gekoppelt, die Privaten ziehen für den
Beitrag die Lebensumstände heran.
Einen überzeugenden Grund, warum eigentlich Mieteinnahmen, Gewinne oder
Zinserträge ausgespart werden, gibt es nicht. Für eine Bürgerversicherung –
von der auch kleine Selbstständige profitieren würden – gibt es zwar keine
Mehrheiten: Union und FDP sind dagegen, und die Grünen sichern den Privaten
trotz ihrer Reformkonzepte Bestandsschutz zu, um ihre Beamtenklientel nicht
zu vergraulen. Aber die Krise hat etwas Gutes: Sie legt die Schwächen des
bisherigen Systems offen.
12 May 2020
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## AUTOREN
Gunnar Hinck
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Krankenversicherung
Schwerpunkt Coronavirus
Bürgerversicherung
Bertelsmann-Studie
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