# taz.de -- Die Schultore öffnen sich: Eine falsche Sicherheit | |
> Ab Montag kommen weitere Klassen zurück in die Schulen. Die Öffnung ist | |
> richtig, aber klar ist auch: Die Hygieneregeln werden kaum einzuhalten | |
> sein. | |
Bild: Die Türen öffnen sich wieder: Schultor in Berlin | |
Die Schulleitungen waren Ende der Woche ziemlich geplättet, als klar war: | |
Jetzt kommen ab dem heutigen Montag nicht nur die fünften Klassen tageweise | |
zurück in ihre Klassenräume, sondern obendrein auch die ErstklässlerInnen | |
und an den Gymnasien und Sekundarschulen die siebten Klassen. Plus | |
diejenigen „mit besonderem Unterstützungsbedarf“, wie es bei der | |
Bildungsverwaltung heißt, und zwar egal, welcher Jahrgangsstufe sie | |
angehören. Das alles, versteht sich, bei Einhaltung der Hygiene- und | |
Abstandsregeln. | |
Zeit, das alles zu organisieren, hatten die Schulleitungen quasi keine: Am | |
späten Mittwochabend kam das Schreiben der Bildungsverwaltung in den | |
Sekretariaten an, nach der Schalte der LänderchefInnen mit der | |
Bundeskanzlerin. Blieb mit dem Donnerstag noch ein regulärer Arbeitstag – | |
der Freitag war ja Feiertag –, um irgendwie einen Plan zu fassen, wie der | |
Montag coronakorrekt ablaufen könnte. | |
Unmöglich, hieß es seitens mancher Schulleitung, die sich in Elternbriefen | |
am Wochenende schon mal dafür entschuldigten, dass Transparenz, auch | |
gegenüber den Eltern, bei den Planungen anders aussähe, aber die | |
Zeitvorgaben seien eben knackig. | |
## Schrittweise Öffnung ist richtig | |
Nun ist es richtig, die [1][Schulen schrittweise zu öffnen]. Nicht damit | |
die ErstklässlerInnen noch einen Buchstaben mehr lernen bis zu den | |
Sommerferien oder damit die fünften Klassen noch zweimal Mathe als | |
Präsenzerlebnis haben. Sondern weil Schule vor allem auch eine soziale | |
Institution ist, ein Stück Normalität, das auch Kinder inzwischen dringend | |
wieder brauchen, und ein Rettungsanker für die „mit besonderem | |
Unterstützungsbedarf“. | |
Das Problem ist: Die Hygieneregeln werden bei einer weiteren Schulöffnung | |
kaum einzuhalten sein. Die Bildungsverwaltung gibt den Druck gerade massiv | |
an die Schulleitungen weiter: Die müssen das zunehmend Unmögliche | |
organisieren – schnelle Schulöffnung und strenge Hygieneregeln – und | |
gleichzeitig den Eltern und SchülerInnen irgendwie ein Gefühl von | |
Sicherheit vermitteln. | |
Ehrlicher wäre es, zu sagen: Die Schulöffnung ist richtig, aber sie wird | |
ein Risiko. Wie in vielen anderen Bereichen, siehe Gastronomie, ja auch. | |
Die Hygieneregeln der Bildungsverwaltung sind eine falsche Sicherheit. | |
11 May 2020 | |
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[1] /Pro-und-Contra-Schuloeffnungen-in-Berlin/!5681297 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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Sandra Scheeres | |
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