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# taz.de -- Verfolgung von Infektionsketten: Noch immer keine Corona-App
> Bei der Coronaeindämmung läuft einiges schief: Zu wenig Personal in den
> Gesundheitsämtern, zu wenig Tests – und die Handy-App lässt auf sich
> warten.
Bild: Wen haben sie wann und wo getroffen, daran sollen sich Infizierte erinner…
Berlin taz | Für eine Lockerung der [1][Coronabeschränkungen] hatte die
Bundesregierung ursprünglich mal klare Voraussetzungen definiert: Um nach
dem Abflachen der ersten Welle einen Wiederanstieg der Infiziertenzahlen zu
vermeiden, müssten neue Fälle möglichst umfassend rückverfolgt werden
können, hieß es Ende März in einem Strategiepapier des Innenministeriums.
Erforderlich sei neben einer deutlich erhöhten Testkapazität vor allem eine
„effiziente und gut eingespielte Kontaktsuche von Hand und durch Big Data
(Location Tracking und so weiter)“.
Sechs Wochen später ist dieses Ziel aber nur teilweise erreicht. Um die
Kontaktpersonen von Infizierten besser ermitteln zu können, hat das
Robert-Koch-Institut (RKI) den Gesundheitsämtern angeboten, insgesamt 525
zusätzliche Stellen zu finanzieren. 493 davon sollten nach einer Abfrage
des Bedarfs dann tatsächlich kommen. Obwohl sich bis Ende März über 10.000
Menschen beworben hatten, wurden bisher aber nur 346 Stellen besetzt, also
70 Prozent. Das geht aus dem aktuellen internen Lagebericht von
Gesundheits- und Innenministerium hervor, der der taz vorliegt.
Zwischen den Bundesländern gibt es dabei große Unterschiede: Während im
Saarland schon alle vorgesehenen Stellen besetzt sind und in
Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen immerhin rund 90
Prozent, sind es in Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz nur etwa die
Hälfte, in den übrigen Ländern noch weniger. Hamburg beteiligt sich gar
nicht am Projekt des Robert-Koch-Instituts.
Ermitteln und kontaktieren können diese „Scouts“ die Kontaktpersonen zudem
weiterhin nur manuell anhand der Erinnerung der Infizierten. Denn die
[2][geplante Handy-App,] die diesen Prozess stark erleichtern und
verbessern könnte, gibt es immer noch nicht. Dass sie nicht wie geplant
Mitte April an den Start gehen konnte, liegt zum einen daran, dass die
Bundesregierung zunächst eine zentrale Speicherung der erhobenen Daten
angestrebt hat; erst nach Protesten von Datenschützern schwenkte sie auf
eine dezentrale Lösung um.
## Google passt sein Betriebssystem für Corona-App an
Zum anderen ist die Umsetzung offenbar komplizierter als gedacht.
Vorgesehen ist jetzt ein Verfahren, bei dem ein Handy über Bluetooth
feststellt, welches andere Handy sich mehrere Minuten lang in weniger als
zwei Metern Nähe befindet und lokal einen anonymen, temporären Code dieses
Geräts speichert. Wenn ein Nutzer positiv getestet wird, werden alle
Handys, denen er in den Tagen davor nahe gekommen ist, informiert.
Um das zu ermöglichen, passen Google und Apple gerade ihr Betriebssystem
an. Die Bluetooth-Kontaktdaten sollen pro Land nur von einer offiziellen
App genutzt werden können; die deutsche Version wird derzeit von der
Telekom und SAP in Kooperation mit dem RKI programmiert. Ein Termin, wann
sie einsatzbereit sein soll, wird nicht genannt.
Und selbst wenn künftig alle Kontaktpersonen ermittelt werden könnten, ist
unklar, ob sie auch auf das Coronavirus getestet würden; bisher passiert
das nur, wenn sie ebenfalls Symptome zeigen. Zwar ist die Testkapazität in
den letzten Wochen stark ausgeweitet worden; sie wird aber derzeit bei
Weitem nicht ausgeschöpft. Etwa ein Drittel der Labore meldet eine
Knappheit an notwendigen Reagenzien.
7 May 2020
## LINKS
[1] /Vor-der-Bund-Laender-Konferenz-zu-Corona/!5683084
[2] /Datenschutz-in-Corona-Apps/!5678662
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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aber noch mitlesen.
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