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# taz.de -- Überleben in Irakisch-Kurdistan: Viele Helfer gehen
> In Lagern rund um Halabja in Irakisch-Kurdistan leben 20.000 Geflüchtete.
> Für Corona sei die Region nicht gerüstet, sagt Journalist Qayssar Rahman.
Bild: Sicherheitsbeamte kontrollieren die Straßen in Sulaimaniya
20.000 Menschen, die vor dem [1][IS-Terror im Irak] und dem [2][Krieg in
Syrien] geflohen sind, leben jetzt in Lagern rund um die Stadt Halabja in
Irakisch-Kurdistan. Bisher gibt es unter ihnen keine bestätigten
Corona-Infektionen. „Noch“, sagt der Journalist Qayssar Rahman. „Aber imm…
mehr Menschen haben kein Geld, um Milch oder Mehl zu kaufen.“
Eigentlich leitet er 43-jährige Familienvater seit Jahren die
Nichtregierungsorganisation NWE Dangi, die ein unabhängiges Community Radio
betreibt und sich für Frauenrechte und Umweltschutz einsetzt. Doch die
Coronakrise hat seinen Alltag drastisch verändert. Morgens streift er
Mundschutz, Handschuhe und einen Schutz-Umhang über und verlässt das Haus –
als einer der wenigen 80.000 Einwohner von Halabja. Denn es gilt auch hier
eine Ausgangssperre, Betriebe und Schulen sind geschlossen.
Ende Februar wurde die erste Corona-Infektion in der benachbarten Stadt
Sulaimanija bekannt. Als die Regionalregierung von Irakisch-Kurdistan wenig
später zahlreiche Ge- und Verbote erließ, gründete Rahman mit vier Freunden
die Gruppe „Civil Resistance Campaign against Coronavirus in Halabja
Province“.
Auf einer neuen Facebook-Seite riefen sie zur Mitarbeit auf. Inzwischen
sind 30 Menschen dabei: „Wir gehen in die Moscheen und fahren mit einem
Lautsprecher-Wagen durch den Ort und die Provinz. Und wir bitten die Leute,
zu Hause zu bleiben, Abstand zu halten und auf Hygiene zu achten“,
berichtet Rahman. Aufklärung sei nötig, noch immer hielten viele Menschen
Vorsichtsmaßnahmen für überflüssig. Mit einem speziellen Programm wendet
NWE Dange Radio sich vor allem an Geflüchtete.
## NGOs mussten Arbeit einschränken
Die Aktionen sollen helfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. „Unser
Gesundheitssystem ist schon in normalen Zeiten nicht ausreichend und jetzt
nur sehr schlecht gerüstet.“ Wohl deshalb waren die örtlichen Behörden üb…
das Angebot der Gruppe erfreut und erteilten den freiwilligen Helfern
offizielle Genehmigungen, sodass „wir nicht von der Polizei angehalten und
dann nach Hause geschickt werden“.
Doch infolge des Lockdowns verschlechtert sich die Lage zusehends. Viele
Hilfsorganisationen, die sich bislang um arme Menschen und Geflüchtete aus
Syrien und dem Irak gekümmert haben, mussten ihre Arbeit einschränken.
„Niemand kann die Mitarbeiter zwingen zu arbeiten“, so Rahman; einige
Helfer haben das Land verlassen. Noch schlimmer sind die Folgen für
Tausende Geflüchtete, die als Tagelöhner in Betrieben oder auf den Feldern
gearbeitet haben. Jetzt sind sie arbeitslos, oft ohne jedes Einkommen.
Wie schwierig für viele das (Über-)Leben geworden ist, erfahren Rahman und
seine Mitstreiter täglich bei ihren Rundgängen, von Anrufern oder über ihre
Facebook-Seite: „Anfangs haben wir selbst Geld und Lebensmittel gegeben und
nur wohlhabende Leute gefragt. Aber jetzt werden es immer mehr, die Hilfe
brauchen. Wir fragen Vermieter, ob sie die Miete stunden können, und wir
bitten Supermärkte, Firmen und reiche Familien um Spenden.“
6 Apr 2020
## LINKS
[1] /Opfer-der-IS-Terrorherrschaft/!5640092
[2] /Hilfsarbeiterin-ueber-Corona-in-Syrien/!5671464
## AUTOREN
Petra Bornhöft
## TAGS
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