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# taz.de -- Bürgermeister-Wahl in Stuttgart: SPD gegen SPD
> Zwei SPDler wollen Stuttgart regieren – und verstrickten sich in einen
> Machtkampf. Nun könnte einer aus der Partei ausgeschlossen werden.
Bild: Mag gewählt werden lieber als Harmonie: Marian Schreier
Stuttgart taz | Es ist wohl genau die Art von Parteistreit, der am Ende nur
Verlierer kennt. Marian Schreier, 30 Jahre jung, Talent der SPD
Baden-Württembergs, möchte Oberbürgermeister in Stuttgart werden. Der
örtliche Kreisverband will aber lieber den Fraktionsvorsitzenden des
Gemeinderats ins Rennen schicken: Martin Körner, 49.
Schreier sagt, das sei ein abgekartetes Spiel. Es gibt Streit um
Zeitabläufe, eingeschriebene Briefe und die Frage, wer wann mit wem
gesprochen hat. Schreier verweigert sich dem parteiinternen
Nominierungsverfahren und kündigt stattdessen im Januar an, als
unabhängiger Kandidat ins Rennen zu gehen.
Jetzt hat der SPD-Landesvorstand ein Parteiordnungsverfahren gegen den
forschen Schreier eröffnet, das mit einem Ausschluss durch ein
Parteischiedsgericht enden könnte. Zudem muss der unbotmäßige Kandidat ab
sofort seine Parteiämter ruhen lassen.
Die Landespartei wertet seine Kandidatur als unsolidarisch und
parteischädigend, sagte Generalsekretär Sascha Binder am Montag vor der
Presse. Binder ist sichtlich sauer: „Egal, welches Talent einer mitbringt –
es gibt in der SPD immer noch eine Grundregel: Es darf kein unsolidarisches
Verhalten geben.“
## Die Sozialdemokraten vergeben eine Chance
Keine Frage, Marian Schreier, der mal Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro von
Peer Steinbrück war, scheint trotz Mitgliedschaft im Landesvorstand der
Partei wenig Wert auf die Rückendeckung der SPD zu legen. Bei seiner Wahl
zum Bürgermeister in Tengen, einem Städtchen mit gerade einmal 4.500
Einwohnern, kandidierte er trotz Parteibuch als unabhängiger Kandidat.
Das ist in Baden-Württemberg mit seiner Direktwahl der Bürgermeister nicht
ganz ungewöhnlich. Deshalb verweist er auch auf Städte wie Singen oder
Konstanz, wo sich mehrere Kandidaten der gleichen Partei um einen
Bürgermeisterposten beworben haben. Sogar in Stuttgart war vor 24 Jahren im
zweiten Wahlgang ein weiterer SPD-Mann gegen den offiziellen Kandidaten der
Partei angetreten. Gewonnen hat damals übrigens CDU-Kandidat Wolfgang
Schuster.
Schreiers Wahlkampagne, die er nach eigenen Angaben mit eigenem Geld und
Crowdfunding finanziert, hat deshalb wenig sozialdemokratischen
Stallgeruch. Mit Gelfrisur und der Farbgebung seiner Plakate hat er eher
Anleihen beim [1][österreichischen Politik-Wunderkind Sebastian Kurz]
genommen.
Auch dürfte Schreier bei seinem Wahlkampf auf maximale Präsenz in
Social-Media-Kanälen setzen, um jüngere Wählergruppen anzusprechen. Damit
hatte schon der heutige Oberbürgermeister von Freiburg, Martin Horn, 36,
überraschend den grünen Amtsinhaber Dieter Salomon abgelöst – damals mit
Unterstützung der SPD.
Schaut man sich die Lage in Stuttgart sieben Monate vor der Wahl an, ist es
allerdings erstaunlich, dass die SPD auf so ein Talent verzichtet. Nach dem
überraschenden [2][Rückzieher des grünen OB Fritz Kuhn] ist das
Bewerberfeld wenig spektakulär. Die Grünen schicken Bezirksvorsteherin
Veronika Kienzle ins Rennen. Die CDU setzt auf Frank Nopper, Rathauschef
aus Backnang. Die Ausgangslage für den SPD-Kandidaten ist dagegen denkbar
schlecht: Bei der Gemeinderatswahl vergangenes Jahr hatte die SPD gerade
noch 11,7 Prozent.
10 Mar 2020
## LINKS
[1] /Oesterreichs-Kanzler-Kurz-und-die-Justiz/!5659502&s=sebastian+kurz/
[2] /Wahl-des-Stuttgarter-Buergermeisters/!5650456&s=fritz+kuhn/
## AUTOREN
Benno Stieber
## TAGS
Stuttgart
Bürgermeisterwahl
Kommunalwahlen
SPD
Fritz Kuhn
Alice Weidel
Oberbürgermeisterwahl
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