Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krise der New York Knicks: „Ich verkaufe nicht“
> Wie der Besitzer der New York Knicks, James Dolan, den Basketballklub
> beschädigt – und nun sogar Edel-Fan Spike Lee vergrault hat.
Bild: Chef am Spielfeldrand: New-York-Knicks-Eigner James Dolan beobachtet die …
Das sachverständige und kritische New Yorker Basketball-Publikum ist
unzufrieden, weil der glorreiche Klub schon seit Jahren nur mehr im
Tabellenkeller herumkrebst. Besonders schlecht war die Stimmung vergangene
Woche, als die Utah Jazz zu Gast waren. Jeder sechste Platz im traditionell
gut besuchten Basketball-Tempel blieb leer, als das Publikum eine weitere
erbärmliche Vorstellung mit Pfiffen quittierte und in Sprechchören
forderte, Besitzer [1][James Dolan] solle den Klub endlich verkaufen.
Gegen Utah blieb auch ein Stuhl in der ersten Reihe leer, der sonst stets
besetzt ist. Filmregisseur Spike Lee hat verkündet, den Spielen seiner
geliebten „Knickerbockers“ fernzubleiben. Vorerst bis zum Saisonende. Die
Knicks im Madison Square Garden ohne die emotionalen Ausbrüche des
flamboyanten Lee an der Seitenlinie? Das ist für New Yorker kaum
vorstellbar.
Was war passiert? Beim Heimspiel vor dem Utah-Debakel war es zu einem
Streit zwischen Lee und Sicherheitsbeamten gekommen, schon während des
Spiels kursierte ein Videoclip der verbalen Auseinandersetzung in den
sozialen Medien. Die New York Knicks behaupten, Lee habe versucht, einen
Eingang zum Madison Square Garden zu benutzen, der für Angestellte, Medien
und Behinderte reserviert ist.
## „Die Idee ist lachhaft“
Lee erklärte daraufhin im Fernsehen, er benutze exakt „diesen Eingang seit
28 Jahren“ und dass die Knicks versucht hätten, ihn aus der Arena zu
werfen. Die konterten mit einem Foto, das Lee und Knicks-Eigentümer Dolan
beim Handshake in der Halbzeitpause zeigt. Lee behauptete im Gegenzug, das
Foto sei absichtlich inszeniert worden, er hätte sich mitnichten mit Dolan
ausgesprochen.
Die Knicks eskalierten daraufhin weiter und warfen dem Oscar-Gewinner vor,
er dramatisiere den Vorfall unnötig: „Die Idee, dass Spike Lee ein Opfer
sei, ist lachhaft.“ Ein gefundenes Fressen für die berüchtigte New Yorker
Boulevardpresse, die von der New York Post („Do the Fight Thing“) über
Newsday („Do the Wrong Thing“) bis zur NY Daily News („Do the Fight
Thing!“) allesamt den Titel des berühmtesten Film von Spike Lee („[2][Do
the Right Thing]“) für ihre Schlagzeilen nur unwesentlich variierten.
So banal der Vorfall auch scheint, es steht symbolisch für den Niedergang
der New York Knicks. Den treuesten Fan, der in den vergangenen Jahren
geschätzt mehr als zehn Millionen Dollar für die berüchtigt teuren und
früher extrem begehrten Knicks-Tickets ausgegeben hat, zu vergraulen, ist
nur das neueste Kapitel in einer mittlerweile Jahrzehnte währenden
Geschichte von Missmanagement und Größenwahn.
Dolan, seit 1999 Vorstandsvorsitzender des von seinem Vater geschaffenen
Medienkonglomerats, das neben den Knicks auch das Eishockeyteam der New
York Rangers kontrolliert, hat nicht nur mittlerweile 13 Cheftrainer
verschlissen und alle halbwegs kompetenten Mitarbeiter durch Speichellecker
ersetzt, sondern generell einen dermaßen selbstherrlichen und
beratungsresistenten Stil durchgesetzt, dass die besten Profis einen großen
Bogen um den Klub machen. So hat Kevin Durant im vergangenen Sommer lieber
beim weit weniger traditionsreichen Lokalrivalen Brooklyn Nets
unterschrieben als bei den Knicks.
## Beratungsresistent und uncool
Von der Talent-Evaluation übers Coaching bis zum Marketing liegt bei den
Knicks so ziemlich alles im Argen. Dem Spike-Gate gingen ähnliche Vorfälle
voraus, Prominente wie die Schauspieler Michael Rapaport und Ethan Hawke
hat Dolan schon aus dem Garden verbannt, der langjährige Knicks-Profi und
ehemalige Publikumsliebling Charles Oakley ging sogar vor Gericht.
Immer wieder legt sich der Klub auch mit der Presse an, verstößt gegen
Liga-Regularien und wird von der NBA mit Geldbußen belegt. Deren Ex-Chef
David Stern sagte einst, die Knicks seien „nicht eben ein gutes Beispiel
für intelligentes Management“, und das Wirtschaftsmagazin Bloomberg
Businessweek titelte schon einmal: „Ist James Dolan der schlechteste
Klubbesitzer im Profisport?“
Die Leidtragenden sind vor allem die Fans, die nicht nur seit 1973 auf
einen Titel warten, sondern seit Jahren auch nur noch schlechten Basketball
zu sehen bekommen. In den sozialen Medien posten Knicks-Fans immer wieder,
dass sie wegen „Sell the team!“-Sprechchören aus dem Square Garden geworfen
wurden.
Bei den vergangenen Heimspielen wurden die Rufe so laut, dass sich Dolan,
der kein Heimspiel auslässt und immer tapfer am Spielfeldrand sitzt,
anstatt sich in eine VIP-Loge zurückzuziehen, genötigt fühlte, ein
offizielles Pressestatement herauszugeben: „Ich verkaufe nicht.“ Lohnen
würde sich das allerdings: Denn trotz Dolans Missmanagement sind die Knicks
die wertvollste aller 30 NBA-Franchises. 4,6 Milliarden Dollar, sagt
Forbes, würde Spike Lees Lieblingsverein kosten.
10 Mar 2020
## LINKS
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/James_L._Dolan
[2] https://www.youtube.com/watch?v=BT2al2t2jnU
## AUTOREN
Thomas Winkler
## TAGS
American Pie
NBA
New York Knicks
American Pie
American Pie
Black Lives Matter
NBA
Spike Lee
## ARTIKEL ZUM THEMA
Basketballparty in New York: Eine Stadt in Ekstase
Die New York Knicks stehen erstmals seit 26 Jahren im Conference Final. Sie
haben gute Chancen auf den ersten NBA-Titel seit 1974.
New Yorker Basketballer: Ohne Stars viel besser
Die New York Knicks spielen so gut wie lange nicht. Sie starten perfekt in
die erste NBA-Playoffrunde gegen die Philadelphia 76ers.
Spike Lees Netflix-Film „Da 5 Bloods“: Gott ist mein Freund
Im Zeichen von Black Lives Matter: In Spike Lees Netflix-Film „Da 5 Bloods“
gehen afroamerikanische Vietnam-Veteranen auf eine geheime Mission.
Tod von NBA-Star Kobe Bryant: Ein ganz Großer
Der ehemalige Spieler der Los Angeles Lakers verstarb am Sonntag bei einem
Hubschrauberabsturz. Für den US-Sport ist das ein Schock.
Spike Lees neuer Film „BlacKkKlansman“: Schwarzer Polizist unterwandert KKK
In seiner Komödie „BlacKkKlansman“ schleust Spike Lee einen schwarzen
Polizisten beim Ku Klux Klan ein. Es gab ihn wirklich, diesen Ron
Stallworth.
Kolumne American Pie: Nicht aus dem Nichts
Jeremy Lin war schon aussortiert. Plötzlich rockt der Aufbauspieler bei den
New York Knicks die Liga. Wie viele Talente hat die wohl schon verschmäht?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.