# taz.de -- Oberbürgermeisterwahl in Leipzig: Gespaltene Stadt | |
> Burkhard Jung von der SPD hat nur knapp gewonnen. Er muss nun dringend | |
> bei jenen linken Wählern liefern, die ihn zähneknirschend gewählt haben. | |
Bild: Knapper Verlierer/Sieger der OB-Wahl in Leipzig: Sebastian Gemkow (CDU) u… | |
Die gute Nachricht: Das rote Leipzig ist nicht nach rechts gekippt. [1][Mit | |
seinem hauchdünnen Vorsprung von 1,5 Prozentpunkten] hat | |
SPD-Oberbürgermeister Burkhard Jung seinen Posten gegen seinen | |
CDU-Gegenspieler Sebastian Gemkow verteidigen können. Das linke | |
Wählerspektrum kann vorsichtig aufatmen, der Law-and-Order-Kurs des | |
sächsischen Ex-Justizministers Gemkow ist abgewendet. Verwaltungschef | |
bleibt ein Sozialdemokrat; das freut den mehrheitlich rot-rot-grünen | |
Stadtrat. Das zum Positiven. | |
Die schlechte Nachricht: Leipzig ist zwar nicht gekippt, aber seit der | |
OB-Wahl vor sieben Jahren nach rechts gerutscht. Kamen damals die | |
Kandidaten des linken Spektrums noch auf rund 71 Prozent gegenüber 29 | |
Prozent für die CDU, geht der Riss heute ziemlich genau durch die Mitte der | |
Wählerschaft: 49,1 Prozent für Jung stehen starke 47,6 Prozent für | |
Sebastian Gemkow gegenüber. | |
Fast die Hälfte der Wähler hat einen Christdemokraten gewählt, der bei | |
sinkender Kriminalität einen Angstwahlkampf betrieb, sich lieber von links | |
abgrenzte als von rechts und für AfD-Wähler wählbar bleiben wollte. In | |
Leipzig umfasst ein dicker schwarzer Ring an CDU wählenden Außenbezirken | |
das rote Zentrum. Das linke Wählerspektrum ist geschwächt. | |
Jung mag die Wahl also gewonnen haben, aber politisch ist das Ergebnis kein | |
Erfolg. [2][Im ersten Wahlgang] hatte er mit seinen linken und grünen | |
Konkurrentinnen zusammen 15 Prozentpunkte Vorsprung vor den Stimmen für | |
Gemkow und AfD. Dieses Potenzial konnte Jung trotz gestiegener | |
Wahlbeteiligung nicht für sich gewinnen, obwohl seine linken | |
Konkurrentinnen sich hinter ihn gestellt hatten. | |
Es gibt also linkes Wählerpotenzial in der Stadt, das lieber nicht wählt, | |
als Jung zu wählen. Ihm wird übel genommen, dass Leipzigs Freiräume – zum | |
Beispiel infolge steigender Mieten – verschwinden. Wenn Jung die Stadt nun | |
einen will, muss er dringend bei jenen linken Wählern liefern, die ihn | |
zähneknirschend gewählt haben – und dann auf den schwarzen Ring zugehen, | |
ohne einen Gemkow zu kopieren. Die Zerreißprobe beginnt jetzt erst. | |
2 Mar 2020 | |
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[1] /Oberbuergermeisterwahl-in-Leipzig/!5668105 | |
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## AUTOREN | |
Helke Ellersiek | |
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