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# taz.de -- David Beckham als Fußball-Unternehmer: Sperriges Spielzeug
> Dem Debüt von David Beckhams Klub Inter Miami FC sind jahrelange Kämpfe
> vorausgegangen. Und es gibt noch etliche Probleme zu lösen.
Bild: Im Reich der Unternehmer angekommen: Klubbesitzer David Beckham auf der T…
Am Montag nach dem Sonntag, an dem der Club Internacional de Fútbol Miami
den Spielbetrieb aufnahm, hatten die Sportfans in Florida ganz andere
Probleme. Die Top-Storys im Miami Herald: Der Trainingsauftakt des
Football-Mannschaft der University of Miami; die ungeklärte
Quarterback-Situation beim ebenfalls in der Spielpause befindlichen
NFL-Team Miami Dolphins; und die Krise der Florida Panthers, die immerhin
Eishockey spielen, aber eben sehr schlecht im Moment.
Die 0:1-Niederlage von Inter Miami FC zum Auftakt der neuen Saison der
Major League Soccer (MLS) beim Los Angeles FC dagegen war kaum mehr als
eine Randnotiz wert. Dabei kulminierten in diesem Spiel sechs lange Jahre
Vorbereitungen. Im Jahr 2014 war es, dass David Beckham, Ex-Profi und
Mode-Ikone, verkündete, er wolle ein MLS-Team in Miami aufbauen. Seitdem
ist allerhand passiert, nicht immer im Sinne von „Becks“.
[1][Als der Spieler Beckham] 2007 in die USA wechselte, um das
Aushängeschild der MLS zu spielen, war er so schlau, sich eine Klausel in
den Vertrag schreiben zu lassen, die ihm das Recht einräumte, später für 25
Millionen Dollar Aufnahmegebühr eine MLS-Franchise zu eröffnen. Doch seit
der Jungunternehmer diese Option gezogen hat, kämpft er mit einer langen
Reihe von Widrigkeiten. Jahrelang und schlussendlich erfolglos verhandelten
Beckham und seine Mitinvestoren mit der Stadt, um ein schickes
Glitzerstadion direkt am Strand in Miamis Innenstadt bauen zu dürfen.
Aber auch die abgespeckten Pläne harren noch immer der Umsetzung. Im
vergangenen Sommer kündigte Beckham an, nachdem sich 60 Prozent der Wähler
für das 1 Milliarde teure Projekt ausgesprochen hatten, dass das neue
Stadion 2022 eröffnen soll. Ganz aber ist der politische
Genehmigungsprozess immer noch nicht abgeschlossen.
## Holpriger Start
Zudem hat sich das dafür vorgesehene Gelände, bislang ein Golfplatz, als
mit Arsen, Blei und Barium verseucht herausgestellt. Der Baubeginn für die
25.000 Zuschauer fassende Arena könnte sich um ein weiteres Jahr verzögern.
Zudem ist bis heute ein Rechtsstreit anhängig: Ein seit 1908 existierender
italienischer Verein namens Inter Mailand findet Beckhams Namenswahl für
sein Spielzeug gar nicht lustig. Wäre Beckham bloß bei seiner
ursprünglichen Idee geblieben, den Klub „Miami Vice“ zu nennen.
So holprig verlief die Gründungsgeschichte des Vereins, dass auch MLS-Boss
Don Garber zugeben musste, dass er „öfter, als er sich erinnern kann“,
infrage stellte, ob Inter Miami tatsächlich jemals ein Spiel austragen
werde. Auch Beckham gestand: „Es gab Momente, da habe ich gezweifelt. Ich
wurde immer wieder gefragt: Warum machst du deinen Klub nicht in einer
anderen Stadt auf?“ Warum? Weil es kaum eine Stadt in den USA gibt, die –
zumindest rein theoretisch – dermaßen gute Rahmenbedingungen für Fußball
bietet.
Südflorida ist einer der größten TV-Märkte in den USA; die Touristen können
gar nicht genug Unterhaltungsformate vorfinden und auch die Rentner, die
sich gern im sonnigen Süden zur Ruhe setzen, sind potenzielle Fans; und
nicht zuletzt bringt die große hispanische Community in Miami eine
fußballerische Grundausbildung mit, die in weniger diversen Regionen der
USA bis heute fehlt. MLS-Chef Garber sieht Inter Miami gar als „Zugang zum
südlichen Teil der Welt, also die Plattform, von der aus man die Märkte in
Mittel- und Südamerika erobern will.
Die lokalen Fans müssen allerdings am 14. März eine Dreiviertelstunde gen
Norden fahren nach Fort Lauderdale. Dort wo [2][Gerd Müller] für die Fort
Lauderdale Strikers von 1979 bis 1981 die letzten Tore seiner ruhmreichen
Karriere erzielte, soll der Inter Miami FC endlich sein Heimdebüt feiern –
gegen Los Angeles Galaxy, Beckhams alten Klub, und in einem alten, 18.000
Zuschauer fassenden Stadion, dessen Renovierung gerade noch rechtzeitig
fertiggestellt wurde und perspektivisch als Trainingsgelände und Sitz der
Jugendakademie dienen soll. Mit dabei sein will auch Garber, dessen Liga
seit mehr als zehn Jahren versucht, eine Franchise in Miami anzusiedeln:
„Dieser Klub wird so lange in Fort Lauderdale spielen, wie es nötig ist“,
verspricht Garber. „Aber er wird nicht ewig in Fort Lauderdale bleiben.“
Das hofft auch David Beckham.
6 Mar 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Thomas Winkler
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