| # taz.de -- Justiz in Frankreich: Ex-Premier vor Gericht | |
| > François Fillon, seiner Frau Penelope sowie einem Abgeordneten wird wegen | |
| > Unterschlagung öffentlicher Gelder ab Montag der Prozess gemacht. | |
| Bild: Noch läuft er frei herum: Frankreichs Ex-Premier François Fillon | |
| Paris taz | Frankreichs früherer Premierminister François Fillon steht ab | |
| Montag an der Seite seiner Gattin und seines Nachfolgers als Abgeordneter | |
| in der Nationalversammlung, Marc Joulaud, vor Gericht. Der spektakuläre | |
| Prozess hat in den Medien längst seinen Namen „[1][Penelopegate]“, weil | |
| Penelope Fillon beschuldigt wird, während vieler Jahre von ihrem Mann und | |
| danach von dessen Stellvertreter im Parlament Gehälter als Assistentin | |
| bezogen zu haben, ohne dafür eine effektive Arbeitsleistung erbracht zu | |
| haben. | |
| Das französische Strafrecht und die nicht minder unnachsichtigen Medien | |
| nennen das Delikt dieser mutmaßlichen Art von Unterschlagung öffentlicher | |
| Gelder zur Finanzierung einer Partei oder für private Zwecke „emploi | |
| fictif“. Fiktiv ist dabei das Pflichtenheft, reell dagegen die Bezahlung | |
| der Stelle aus staatlichen Mitteln. | |
| Diese Form der familieninternen Begünstigung ist im Gefolge des | |
| Fillon-Skandals übrigens gesetzlich ausgeschlossen worden. | |
| Familienangehörige dürfen nicht länger als MitarbeiterInnen von gewählten | |
| Politikern aus Subventionen finanziert werden. Damit hat [2][der | |
| Gesetzgeber aus dem Fall Filion] bereits eine Lehre gezogen. | |
| Für die Anklage geht es vor Gericht darum, zu beweisen, dass Penelope | |
| Fillon tatsächlich keine ihrer Entlohnung entsprechende Arbeit geleistet | |
| hat. Die Verteidigung der drei Angeklagten dagegen will das Gegenteil | |
| beweisen, obschon die Untersuchungsrichter in zwei Jahren bei | |
| Durchsuchungen und Nachforschungen in Archiven sowie bei der Befragung | |
| zahlreicher Zeugen keine Spuren oder Belege einer ernsthaften Tätigkeit der | |
| angeblichen Assistentin gefunden haben. | |
| ## Rückerstattung ans Parlament | |
| Was Fillon als Abgeordneter für seine Gattin und später als Senator in | |
| geringerem Ausmaß auch noch für zwei seiner erwachsenen Kinder in die Wege | |
| geleitet hatte, führte danach sein Nachfolger Joulaud aus Gefälligkeit | |
| weiter. Bei einem Schuldspruch droht nun den dreien eine maximale | |
| Haftstrafe von zehn Jahren. Zudem müssen sie damit rechnen, der | |
| Nationalversammlung eventuell unrechtmäßig bezogene Gelder in Höhe von mehr | |
| als einer Million Euro zurückerstatten zu müssen. | |
| Das Jahr 2017 hatte für den Konservativen Fillon, der bereits auf eine | |
| steile politische Karriere als Parlamentarier und mehrmaliger Minister und | |
| schließlich Regierungschef von Präsident Nicolas Sarkozy zurückblicken | |
| konnte, mit der Aussicht auf einen fast sicheren Sieg bei den | |
| Präsidentschaftswahlen begonnen. | |
| Die Popularität des scheidenden sozialistischen Staatschefs François | |
| Hollande war so sehr gesunken, dass dieser nicht einmal zu einer Wiederwahl | |
| antreten konnte. Und den jungen Ex-Präsidentenberater und | |
| Wirtschaftsminister Emmanuel Macron nahm Fillon als Kandidaten wie die | |
| meisten in Frankreich damals ohnehin nicht für voll. Beim absehbaren Finale | |
| gegen Marine Le Pen konnte sich Fillon so gut wie gewählt wähnen. | |
| Nach ersten Enthüllungen am 25. Januar 2017 in der Wochenzeitung Canard | |
| enchaîné zerplatzten diese Träume wie ein Ballon. In mehreren Etappen | |
| lieferten andere Medien wie Mediapart weitere Informationen. Diese konnten | |
| den Verdacht erhärten, dass das Ehepaar Fillon auf die geschilderte Weise | |
| jahrelang öffentliche Gelder zweckentfremdet habe, was der | |
| Präsidentschaftskandidat verzweifelt zu leugnen versuchte. | |
| Auch heute noch bezeichnet Fillon die Anwürfe als böswillige Unterstellung. | |
| Seine Frau Penelope wird zudem beschuldigt, sie sei von einem bekannten | |
| Verleger ebenfalls aus Gefälligkeit gegenüber Fillon beim Literaturmagazin | |
| Revue des deux mondes angestellt und für eine inexistente Arbeit fürstlich | |
| bezahlt worden. Der geständige Verleger ist in dieser Affäre eines „emploi | |
| fictif“ bereits verurteilt worden. | |
| 24 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Rudolf Balmer | |
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