| # taz.de -- Spielbank-Konzession in Hamburg: Lizenz zum Gelddrucken | |
| > Verfassungsbeschwerde gegen die Innenbehörde: Die Lizenz für den Betrieb | |
| > des Kasinos am Stephansplatz sei rechtswidrig erteilt worden. | |
| Bild: Es geht um viel Geld – für SpielerInnen, vor allem aber für Kasinobet… | |
| Hamburg taz | Wer darf die Goldgrube am Stephansplatz betreiben? Der | |
| Streit über die [1][Konzession für den Betrieb der Hamburger Spielbank] war | |
| eigentlich schon entschieden. Nun aber will die unterlegene Bewerberin die | |
| Niederlage nicht hinnehmen und legt Verfassungsbeschwerde ein. | |
| Ende 2019 hatte die Vergabestelle der Innenbehörde die Betriebslizenz für | |
| das prunkvolle Kasino in der Innenstadt erneut an die „Spielbank Hamburg | |
| Jahr + Achterfeld“ vergeben. Die gilt 15 Jahre lang. Nun legt die | |
| [2][Gauselmann-Gruppe] aus Nordrhein-Westfalen Verfassungsbeschwerde gegen | |
| die Vergabe ein. | |
| Die Stadt hatte die Gauselmann-Gruppe im März 2019 aus dem | |
| Konzessionsverfahren ausgeschlossen, weil diese ihre Firmenverflechtungen | |
| nicht offengelegt hätte. Gegen diese Entscheidung hatte Gauselmann bei der | |
| Vergabekammer der Finanzbehörde ein Nachprüfungsverfahren beantragt. Die | |
| Vergabekammer konnte allerdings keine eigenen Fehler im Verfahren | |
| feststellen. | |
| Auch eine Beschwerde der Gauselmann-Gruppe beim Hanseatischen | |
| Oberlandesgericht brachte keinen Erfolg. Die Richter bestätigten die | |
| Entscheidung im Kern und erklärten kurz vor Weihnachten, es sei ein | |
| legitimes Interesse der Stadt, zu erfahren, wer genau das Casino betreibt. | |
| Diese Ansicht teilt der Hamburger Anwalt [3][Gerhard Strate], der | |
| Gauselmann vertritt, durchaus. Doch für ihn ist in dem Konzessionsverfahren | |
| der „Eindruck entstanden, dass die Vergabestelle mit zweierlei Maß misst. | |
| Denn noch weniger als sein Mandant habe die konkurrierende Jahr-Gruppe der | |
| Konzessionsbehörde ausreichende Unterlagen über ihre Firmenverflechtungen | |
| vorgelegt. Einer der Gesellschafter der Jahrschen Spielbank KG ist die | |
| „Spielbank Hamburg Verwaltungs GmbH“ – doch welche natürliche Person hin… | |
| dieser Gesellschaft stehe, so Strate, gehe aus den Unterlagen nicht hervor. | |
| ## Voreingenommene Prüfung? | |
| Das aber ist Voraussetzung für jede Konzessionsvergabe und war für die | |
| Behörde der zentrale Grund, Gauselmann aus dem Rennen zu nehmen. „Die | |
| Familie Jahr hätte die Konzession nie bekommen dürfen, wenn die | |
| Vergabebehörde ihre eigenen Vorgaben ernst genommen hätte“, klagt der | |
| Anwalt. Einen entsprechenden Widerspruch hat die Vergabebehörde, die sich | |
| wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern mag, bis heute, trotz längst | |
| verstrichener Fristsetzung, unbeantwortet gelassen. | |
| In der Verfassungsbeschwerde werfen Strate und eine Düsseldorfer | |
| Anwaltskanzlei nun Hamburg eine „voreingenommene Prüfung der Bewerbung“ mit | |
| dem klaren Ziel vor, die Jahr-Gruppe, die die Konzession bereits seit 1977 | |
| inne hat, erneut zum Spielbank-Betreiber zu machen. Denn die Verbindung | |
| zwischen dem Hamburger Senat und der Familie Jahr, die auch Mitbegründerin | |
| des „Gruner & Jahr“-Verlags ist, gilt seit Jahrzehnten als innig. | |
| Zuletzt geriet dieses enge Verhältnis vor zehn Jahren in die Schlagzeilen, | |
| als der damalige Innensenator und spätere Bürgermeister Christoph Ahlhaus | |
| (CDU) im Alleingang versuchte, die Spielbankabgabe für Jahr & Co zu senken. | |
| Ahlhaus wurde von seiner Partei zurückgepfiffen. Am Ende ermittelte die | |
| Staatsanwaltschaft wegen Vorteilsnahme gegen Ahlhaus, weil einer der | |
| Spielbankchefs gleichzeitig Mitbegründer des Immobilienunternehmens war, | |
| bei dem Ahlhaus' Frau arbeitete und über das der spätere Bürgermeister | |
| sein Haus zu Vorteilskonditionen bezogen haben soll. Die Ermittlungen | |
| verliefen im Sande, doch Anfang 2010 beschloss der schwarz-grüne Senat, die | |
| Spielbankabgabe zu reduzieren, indem die Mehrwertsteuer auf sie angerechnet | |
| wird. Die Jahr-Gruppe sparte so Millionen. Und könnte nun erneut Millionen | |
| scheffeln. | |
| Auf „rund zehn Millionen Euro Reinertrag pro Jahr“ beziffert Strate den | |
| Gewinn des Lizenznehmers aus der „eindeutig rechtswidrig erteilten | |
| Konzession“. Und: „Bei der Rolling-Stones-Kartenaffäre ging es um einen | |
| Vorteil von höchstens 300 Euro, hier geht es um ganz andere Beträge. Wer | |
| steckt dahinter, und was sind die Motive?“, fragt der Jurist und hält die | |
| Beantwortung dieser Fragen „für einen Fall für die Staatsanwaltschaft“. | |
| 5 Feb 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Spielbank-Hamburg-Streit-ueber-Konze… | |
| [2] /Deutscher-in-den-Paradise-Papers/!5457877&s=gauselmann/ | |
| [3] https://www.lto.de/recht/podcasts/p/lto-podcast-gerhard-strate-wiederaufnah… | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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