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# taz.de -- Mallorcas Tourismussteuer: Per Los ins Rotlichtviertel
> Der Deutschen liebstes Urlaubsziel erhebt eine Ökosteuer. Zwischen zwei
> und vier Euro, je nach Hotelkategorie, löhnen Erwachsene pro Nacht.
Bild: Am Strand von El Arenal
Sie sind stur geblieben. Sie haben keinen Rückzieher gemacht. Die Balearen
kassieren auch in diesem Jahr wieder eine Steuer von Touristen, zusätzlich
zu dem, was diese ohnehin für Bett, Bier und Buletten da lassen. Zwischen
zwei und vier Euro, je nach Hotelkategorie, löhnen Erwachsene pro Nacht.
Kreuzfahrer, die ohnehin nichts bringen und nur die Straßen verstopfen,
berappen lächerliche 2 Euro pro Tag. „Mallorca kassiert wieder ab“,
wehklagen deutsche Journalisten.
Uneinsichtig sind sie, die Spanier. Zocken weiter ab, obwohl ihnen doch vor
fünf Jahren schon, als das Übel begann, alle Wohlmeinenden den sofortigen
Liebesentzug des Sonnen- und Sangría-Volkes, den darauf folgenden
Zusammenbruch ihrer Volkswirtschaft und den im weiteren Verlauf
unvermeidlichen Untergang des Abendlands prophezeit hatten. Kam nicht so,
man wundert sich.
Als Ecotasa deklarieren sie diese Steuer, als Umweltabgabe. Etwas
schönfärberisch klingt das, zugegeben. Müssten sie gar nicht. Warum nennen
sie das Ding nicht einfach beim Namen: Es ist eine Eintrittsgebühr.
Und: Die geht in Ordnung. All die Hände-über-dem-Kopf-Zusammenschlager, die
Jünger der freien Marktwirtschaft, die damals das Ende derselben gekommen
sahen, wissen natürlich: Es ist exakt jene freie Marktwirtschaft. Es ist
die reine Lehre. Auf Regierungsebene eben. Mallorca & Co verfügen über ein
Gut, das große Nachfrage findet. Sie erhöhen den Preis für alle, die dieses
Gut nutzen wollen. Und die Nutzer zahlen – bis jetzt zumindest.
Wofür die Rathäuser dieses Geld verwenden wollen, ist allein ihre Sache. Ob
sie es in den sozialen Wohnungsbau und in Kläranlagen stecken, um ihren
gebeutelten Bürgern etwas Gutes zu tun (wie auf Mallorca), oder ob sie noch
ein weiteres Touristenbähnchen aus dem Hut zaubern – allein ihr Ding.
Wofür eine solche Steuer aber nicht taugt: die Masse der Touristen zu
begrenzen. Die Galapagos-Inseln etwa verlangen schon seit Jahren ein
Eintrittsgeld von 100 Dollar pro Ausländer. Von einem Rückgang des
Besucheransturms hat bisher noch niemand berichtet.
Sowieso, heißt es, sei der Versuch, Touristenzahlen über das Mittel einer
Gebührenerhebung zu begrenzen, undemokratisch, da Besserverdienende eine
solche leichter wegsteckten. Gut – wie wäre es dann damit: Künftig
entscheidet lediglich ein kleiner Test, wer Hotspots wie das
Rotlichtviertel von Amsterdam, die Ramblas oder die Rialtobrücke besuchen
darf?
Nichts, was ein Studium der Kunstgeschichte oder Wirtschaftsgeografie
voraussetzte. Nur ein paar Fragen, die zeigen, dass der Antragsteller sich
in den letzten Monaten ein wenig mit seinem Reiseziel beschäftigt hat. Was
ist eine Lagune? Wer war Anne Frank? Wie heißt der Trainer des FC
Barcelona?
Auch nicht gut? War nur so eine Idee. Dann bleibt nur noch: verlosen.
16 Feb 2020
## AUTOREN
Franz Lerchenmüller
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