# taz.de -- Klage gegen Diskriminierung: Leute, wehrt euch! | |
> Erstmals muss ein Vermieter Entschädigung zahlen, der Wohnungssuchende | |
> aufgrund ihrer vermeintlich ausländischen Herkunft benachteiligt. Gut so! | |
Bild: Du kommst hier nicht rein: Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt | |
Endlich mal wieder eine gute Nachricht: Das Amtsgericht Charlottenburg hat | |
Berlins größten privaten Vermieter, die Deutsche Wohnen, wegen | |
Diskriminierung eines Wohnungsuchenden zur Zahlung von 3.000 Euro | |
Entschädigung verurteilt. Das Urteil vom 14. Januar wurde Mitte dieser | |
Woche bekannt. Damit wurde erstmals ein Vermieter für etwas bestraft, was | |
für viele Menschen mit „ausländischem“ Namen, dunklerer Hautfarbe oder | |
einem islamischen Kopftuch alltägliche Erfahrung ist: dass die Wohnung ganz | |
zufällig immer schon weg ist, wenn sie anrufen oder dem Vermieter | |
schreiben. Ähnliches berichten auch Alleinerziehende, Menschen mit | |
Behinderung, alte Menschen, Arme … | |
Selbstverständlich diskriminieren nicht nur Vermieter*innen, auch | |
Arbeitgeber nehmen bisweilen lieber den Arno Schmidt als den Mustafa Özlem | |
– egal wie gut die Zeugnisse von Letzterem sind. Manche Clubs haben eine | |
„rassistische Tür“, manche LehrerInnen geben Kindern mit Roma-/Türkei- od… | |
sonstigem Hintergrund schlechtere Noten, manche Fußballfans machen | |
Affengeräusche bei bestimmten Spielern. Da hilft es bislang auch wenig, | |
dass solches Verhalten – zumindest im Bereich Dienstleistung – inzwischen | |
gesetzlich verboten ist. | |
Das Problem: Selbst wer 500-mal abgelehnt wurde mit seiner Bewerbung um | |
Arbeit oder um eine Wohnung kann selten beweisen, dass er/sie* | |
diskriminiert wurde – und um vor Gericht zu ziehen braucht es mindestens | |
ein „glaubhaftes Indiz“. Hier hat das Urteil aus Charlottenburg einen | |
ermutigenden Weg gewiesen, indem es das Testing des Klägers anerkannt hat, | |
der sich nach der Ablehnung durch den Vermieter erneut mit einem deutschen | |
Namen um dieselbe Wohnung bewarb – und prompt zur Besichtigung eingeladen | |
wurde. | |
Diesen Weg, so ist zu hoffen, werden künftig immer mehr Menschen | |
beschreiten, zumal die Beratungsstellen inzwischen sogar Anleitungen dazu | |
geben und Betroffene auf dem Klageweg begleiten. Auch wenn es natürlich ein | |
Armutszeugnis ist, dass Bürger*innen selbst zu Ermittler*innen werden | |
müssen, um ihre Rechte durchzusetzen. | |
25 Jan 2020 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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