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# taz.de -- Silvester-Gewalt in Leipzig-Connewitz: Beide Seiten kritisieren
> In Leipzig haben sich beide Seiten falsch verhalten: Polizei und
> Linksautonome. Eine differenzierte Diskussion scheint kaum möglich.
Bild: Randale in Leipzig-Connewitz
Wer nach den [1][Silvester-Ausschreitungen] von Leipzig-Connewitz eine
differenzierte Debatte führen möchte, braucht ein dickes Fell. Auf Twitter
kassieren User, die die Polizeistrategie hinterfragen, Beleidigungen und
Drohungen. Der Polizeipräsident persönlich bezeichnet Kritik an seinen
Leuten in einer Pressemitteilung als „erschreckend“. Teile der CDU werfen
insbesondere der Linkspartei vor, sie verharmlose und dulde Gewalt. Ein
mehrdimensionaler Blick auf die Ereignisse von Connewitz? Scheint derzeit
so akzeptiert wie eine Mitgliedschaft in der RAF.
Dabei ist es kognitiv eigentlich gar nicht so schwer, sowohl die
gewaltaffinen Randalierer als auch die staatlichen Gegenmaßnahmen zu
kritisieren. Dass in Leipzig Teile der linksextremen Szene auf Gewalt an
Silvester hinfiebern, ist zu verurteilen. Es greifen in diesem Fall noch
nicht mal die gängigen [2][linksextremen Rechtfertigungsmuster] für
politische Gewalt – sei es das der Notwehr oder das des Generierens von
Aufmerksamkeit. Aus dem Spektrum der demokratischen Parteien heraus gibt
es schon gar keine Unterstützung für die Täter.
Aber gleichzeitig gibt es genug gute Gründe, auch den Polizeieinsatz zu
kritisieren. Erstens: Die Verantwortlichen hatten sich dazu entschieden,
der drohenden Gewalt mit massiver, sichtbarer Präsenz zu begegnen. Diese
Strategie ist offensichtlich nicht aufgegangen. Natürlich ist es da legitim
zu fordern, in Zukunft andere Strategien zu wählen. Zweitens: In
Pressemitteilungen und in den sozialen Medien verhielt sich die Polizei in
der Silvesternacht nicht wie ein neutrales staatliches Organ, sondern wie
ein politischer Akteur. Das ist aber nicht ihre Rolle, auch wenn die
Reaktion der dafür verantwortlichen Beamten angesichts eines schwer
verletzten Kollegen nachvollziehbar sein mag.
Und drittens: Zwei Tage nach den Ausschreitungen mehren sich die Zweifel
daran, ob die Situation tatsächlich in allen Details so dramatisch war wie
von der Polizei dargestellt. Die Verantwortlichen müssen sich daher
Nachfragen gefallen lassen – auch dann, wenn andere die Gewalt gesucht
haben.
3 Jan 2020
## LINKS
[1] /Gewalt-in-Leipzig-Connewitz-an-Silvester/!5650003
[2] /Debatte-Gewalt/!5431913
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Silvester
Leipzig-Connewitz
Randale
Connewitz
Leipzig-Connewitz
Leipzig-Connewitz
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