| # taz.de -- Ein 19-Jähriger für das bunte Rügen: Die größte Demo seit dem … | |
| > Marvin Müller bringt im Ostseebad Binz über 600 zum Protest gegen die AfD | |
| > auf die Straße. Es ist dort der erste Protestzug seit Jahrzehnten. | |
| Bild: Mitten in der Demonstration: Marwin Müller | |
| Binz taz | Das Problem begann von seiner Haustür. Wenn Marvin Müller aus | |
| dem Ostseebad Binz die gerade mal 200 Meter vom Strand zu seiner Wohnung | |
| zurücklegte, führte ihn sein Weg auch am Arkona-Strandhotel vorbei. Auf | |
| dessen Hof sah er zuletzt immer häufiger Bratwurst essende | |
| AfD-PolitikerInnen, die sich dort zu Parteitagen und Vorträgen des Kreis- | |
| und Landesverbandes trafen. | |
| Das ärgerte den 19-Jährigen, der seit der Kommunalwahl im Mai jüngster | |
| Gemeindevertreter der SPD in Binz und damit wohl auch der jüngste | |
| Abgeordnete überhaupt in einer Gemeindevertretung auf der Insel Rügen ist. | |
| Als Müller vor etwa einem Monat hörte, dass der rechte [1][„Flügel“ der | |
| AfD] für Ende November ein Treffen in Binz mit etwa 200 TeilnehmerInnen | |
| sowie Reden der thüringischen und brandenburgischen AfD-Chefs [2][Björn | |
| Höcke] und Andreas Kalbitz plante, war das Maß endgültig voll. | |
| Müller kontaktierte PolitikerInnen des Kreis- und Landtages aller | |
| demokratischen Parteien sowie die frühere Landrätin Rügens, Kerstin | |
| Kassner, heute Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, um gemeinsam mit | |
| ihnen ein Zeichen gegen die AfD zu setzen. „Die politischen Differenzen der | |
| AkteurInnen waren mir relativ egal“, sagt Müller. „Unser gemeinsamer Nenner | |
| ist, dass wir eine demokratische und antifaschistische Grundhaltung haben.“ | |
| ## Ein breites Bündnis | |
| Sein Plan ging auf: Der Lehramtsstudent, der auch stellvertretender | |
| Landesvorsitzender der Jusos ist, holte Abgeordnete der Grünen und CDU an | |
| einen Tisch. Akteure aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft wie einige | |
| Kirchengemeinden, die Flüchtlingsinitiative Probleiberecht, die Bündnisse | |
| Rostock und Demmin Nazifrei, Greifswald für alle und auch der | |
| Tourismusverband Rügen schlossen sich an. Unter der Prämisse, politische | |
| Differenzen hintanzustellen, bildeten sie das Bündnis „Rügen für alle – | |
| Gemeinsam gegen Rechts“ und organisierten binnen vier Wochen die Kundgebung | |
| „Buntes GeFlügelfest – statt braunes AfD-Treffen“. | |
| Trotz Waschküchenwetter kamen am Samstag etwa 600 RügenerInnen und | |
| Angereiste. Sie skandierten „AfD in die See“ und „Rügen ist bunt“ und | |
| hielten Europafahnen oder Transparente mit Sprüchen wie „Hey Höcke! Mit | |
| Ge-Flügel-Pest haben wir bereits Erfahrung“ in die Höhe. | |
| Auf der Bühne, nur wenige Meter hinter dem von der Polizei bewachten | |
| Tagungsraum der AfD, verlas Heiko Miraß, Staatssekretär im | |
| Finanzministerium Mecklenburg-Vorpommerns, ein Grußwort der | |
| SPD-Landeschefin Manuela Schwesig. Nach zahlreichen Redebeiträgen, | |
| Gedichtlesungen und einem Chorauftritt setzte sich die Demonstration in | |
| Bewegung. | |
| Später zeigte sich Müller „total geflasht darüber, was hier heute passiert | |
| ist“. Seit den Kundgebungen der Bürgerrechtsbewegung 1990 habe es in Binz | |
| keine Demonstrationen mehr gegeben. 600 TeilnehmerInnen seien für den | |
| 5.000-Einwohner-Ort eine echte Hausnummer. Er habe den Eindruck, dass sich | |
| mehr Leute auf der Insel politisch engagieren wollen, sagt Müller, der nach | |
| dem Abitur beschloss, in der Region zu bleiben, um sein Land politisch | |
| mitzugestalten. | |
| 24 Nov 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Julia Boek | |
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