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# taz.de -- Parlamentswahl in Kanada: Sieg mit Denkzettel für Trudeau
> Die Liberalen verlieren die absolute Mehrheit. Doch Premier Justin
> Trudeau wird Kanada weiter regieren können – mit Duldung durch kleinere
> Parteien.
Bild: Jubeln trotz Denkzettel: Justin Trudeau und seine Frau Sophie Grégoire T…
Ottawa dpa | Kanadas Premierminister Justin Trudeau kann seine liberale
Regierung trotz einer deutlichen Schwächung und des Verlusts der absoluten
Mehrheit fortführen. Mit voraussichtlich 156 errungenen Sitzen in Ottawa
blieb die Regierungspartei des 47-Jährigen [1][bei der Parlamentswahl]
deutlich unter ihren 184 Mandaten von 2015 – für eine absolute Mehrheit
wären 170 Sitze nötig gewesen.
„Wir werden zusammen vorwärtsgehen in eine bessere Zukunft“, sagte Trudeau
am frühen Dienstagmorgen in seiner Ansprache vor Anhängern in Montréal.
Sein Team werde für alle Kanadier kämpfen. Die Konservativen lagen aufgrund
des Direktwahlsystems mit wohl 122 Mandaten deutlich hinter den Liberalen,
obwohl sie insgesamt die meisten Stimmen erhielten.
Das Ergebnis bedeutet, dass die Liberalen zum Regieren nun die Duldung
kleinerer Parteien brauchen und sich aktiv Mehrheiten suchen müssen,
beispielsweise bei den Sozialdemokraten oder dem erstarkten regionalen Bloc
Québécois. Minderheitsregierungen sind in Kanada nicht Ungewöhnliches,
haben in der Regel aber eine kürzere Halbwertszeit als Kabinette, die sich
auf eine absolute Mehrheit stützen.
An seine Kritiker gewandt sagte der 47-jährige Trudeau, er habe ihre
Enttäuschung vernommen und werde sicherstellen, dass ihre Stimmen gehört
werden. Die liberale Regierung werde fortsetzen, was sie in den vergangenen
vier Jahren begonnen habe. Dazu gehörten der Kampf gegen den Klimawandel
und gegen die Waffengewalt.
## Herausforderer Scheer: „Sind in Lauerstellung“
Der konservative Spitzenkandidat Andrew Scheer gab sich kämpferisch
gegenüber Trudeau: „Seine Führung ist angeschlagen und seine Regierung wird
bald vorbei sein“, sagte er. Und wenn sie falle, würden die Konservativen
bereitstehen. „Wir sind die Regierung in Lauerstellung“. Scheer betonte,
dass die Konservativen insgesamt mehr Stimmen als die Liberalen erhalten
hätten.
Der Anführer des Bloc Québécois, Yves-François Blanchet, streckte den
Liberalen unter Vorbehalt die Hand aus: Die Regionalpartei könne mit jeder
Regierung kooperieren. „Wenn das, was vorgeschlagen wird, gut für Quebec
ist, dann wird der Bloc Québécois es unterstützen“, meinte er. Die Partei
der frankofonen Minderheit errang mit wahrscheinlich 32 Sitzen im Parlament
(2015: 4) einen großen Sieg.
Jagmeet Singh von den Sozialdemokraten, die mit wahrscheinlich 24 Sitzen
(44 in 2015) hinter den Erwartungen zurückblieben, versprach eine
„konstruktive und positive“ Rolle. „Wenn die anderen Parteien mit uns
zusammenarbeiten, haben wir eine unglaubliche Chance, das Leben der
Kanadier so viel besser zu machen.“ Elizabeth May von den Grünen lobte die
drei Sitze ihrer Partei als bestes Ergebnis ihrer Geschichte.
Es wird erwartet, dass die kleineren Fraktionen im Abgeordnetenhaus
deutlichen Einfluss auf die Regierung nehmen werden. Deren Bilanz in den
vergangenen vier Jahren war durchwachsen: Zwar hatte sie wie versprochen
Marihuana legalisiert und mehr als 25.000 syrische Flüchtlinge im Land
aufgenommen. Einige seiner Versprechen wie eine Wahlrechtsreform oder einen
ausgeglichenen Haushalt bis 2019 konnte Trudeau aber nicht halten.
Zudem sorgte der Premier in den vergangenen Monaten mit Skandalen für
Aufmerksamkeit. Dabei ging es unter anderem um ein altes Foto von ihm, das
ihn vor 20 Jahren mit [2][dunkel geschminktem Gesicht] – verkleidet als
Aladdin – auf einer Party zeigte. Der Ministerpräsident entschuldigte sich
für sein „rassistisches“ Verhalten.
22 Oct 2019
## LINKS
[1] /Vor-der-Parlamentswahl-in-Kanada/!5631926&s=Justin+Trudeau/
[2] /Justin-Trudeaus-Blackfacing/!5627564&s=Justin+Trudeau/
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Kanada
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Flüchtlingspolitik
Justin Trudeau
Kanada
Schwerpunkt Rassismus
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