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# taz.de -- „Emma“ sucht „Vätertöchter“: Wow, nicht alle Väter sind …
> Die „Emma“-Redaktion sucht nach Töchtern, deren Väter Mädchen wegen ih…
> Geschlechts nicht als minderwertig erachten. Was kommt als Nächstes?
Bild: Väter, die ihre Tochter genauso toll behandeln, als wäre sie ein Sohn? …
Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen [1][der sogenannte alte
weiße Mann] ein Imageproblem hat. Diese Orte sind etwa feministische
Kneipenabende oder Podiumsdiskussionen in marginalen Kunstgalerien. Orte,
die in kleinen Kosmen von Bedeutung sind, sich gesamtgesellschaftlich
jedoch nicht auf die Karriere und den Status alter weißer Männer auswirken.
Diese Männer mögen in solchen Kontexten den Ruf des (potenziellen)
Ausbeuters, Schlägers oder Vergewaltigers haben, doch sie werden weder
materiell enteignet noch von anderen Machtpositionen gestoßen.
Was ihnen bleibt, ist ein Knacks im Ego und ein schlechtes Gewissen, mit
dem vielleicht die Unbeschwertheit ihres Lebens etwas getrübt wird, doch
die vielen sozialen Vorteile sollten als Kompensation dafür ausreichen.
Immerhin wird niemand müde zu betonen, dass nicht jede Person, die weiß,
männlich und alt ist, per se schlecht ist, sondern dass es eher um die
Strukturen als um Individuen geht.
Wo stünden diese Männer heute ohne weiße Frauen, die sich mit ihnen
solidarisieren und sie für Selbstverständlichkeiten wie kein Ausbeuter,
Schläger oder Vergewaltiger zu sein abfeiern? Männer, die keine Frauen
unterbrechen? Engel. Männer, die mal den Abwasch machen? Halbe Revoluzzer.
Väter, die ihre Kinder nicht vernachlässigen? Nicht alle Helden tragen
Umhänge.
Die Lächerlichkeit und Absurdität dieser Medaillenvergabe erreichte
Dienstagabend seinen Peak, als die Emma-Redaktion auf Twitter nach
„Vatertöchtern“ suchte, um zu beweisen, dass es nicht nur den
„vielgeschmähten ‚alten weißen Mann‘ gibt“.
Was zur Hölle soll eine Vatertochter sein? Die erste Assoziation bringt das
Bild von Mädchen und Frauen hervor, die ein prägendes Verhältnis zu ihrem
Vater haben – entweder weil er eine unterstützende Rolle in ihrem Leben
eingenommen hat oder auch weil er nie da war und statt Unterhaltszahlungen
tief verankerte Daddy Issues hinterlassen hat. Tatsächlich meint die
Emma-Redaktion aber „die Männer, für die eine Tochter so viel wert ist wie
ein Sohn“.
Moment mal, es braucht 2019 noch Auszeichnungen für Väter, die ihre Töchter
aufgrund ihres Geschlechts nicht als minderwertig erachten?
Was kommt als Nächstes? Preise für Ehemänner, die ihre Frauen nicht
schlagen? Gedenkstatuen für Arbeitgeber, die noch nie ihre Angestellten
sexuell belästigt und das Abhängigkeitsverhältnis missbraucht haben?
Vielleicht noch eingetragene Feiertage für weiße Leute, die noch nie auf
Geflüchtete geschossen haben?
Diese Maßstäbe aus früheren Jahrhunderten klingen nach Satire, sie
implizieren jedoch eine Diskursverschiebung nach rechts. Anstatt dagegen
anzukämpfen, dass sexistische oder auch rassistische Gewalt zur Norm wird,
werden Einzelne dafür gelobt, anderen keinen Schaden zuzufügen. Natürlich
gibt es neben den vielen missbräuchlichen, gewalttägigen und abwesenden
Vätern auch korrekte Typen, doch die erkennt man nicht daran, dass sie mit
grundlegendem Anstand hausieren gehen.
31 Jul 2019
## LINKS
[1] /Plauderei-mit-alten-weissen-Maennern/!5575465
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Kolumne Habibitus
Emma
Vaterschaft
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Toxische Männlichkeit
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