| # taz.de -- Zehn Jahre Boko Haram in Nigeria: Wo Europa blind ist | |
| > Seit Jahren verbreitet Boko Haram in Nigeria Terror. Deutschland tut fast | |
| > nichts, um zu helfen. Selbst das Selbstverständlichste wäre ein | |
| > Fortschritt. | |
| Bild: Das Leid, das Boko Haram verursacht, ist groß. Europa ist es aber egal | |
| Seit zehn Jahren treibt Boko Haram, die islamistische Sekte mit dem | |
| selbstgewählten Spitznamen „Westliche Bildung ist Sünde“, [1][in Nigeria] | |
| nun schon [2][ihr Unwesen]. Es ist ein Krieg mit Zehntausenden Toten und | |
| mehreren Millionen Vertriebenen, der Afrikas größtes Land gelähmt, | |
| Gesellschaften zerstört und Nachbarländer in Mitleidenschaft gezogen hat. | |
| In seiner [3][verheerenden Wirkung] steht dieser Krieg dem des „Islamischen | |
| Staates“ im Nahen Osten nicht nach. | |
| Aber internationale Aufmerksamkeit ist Boko Haram nie in dem Ausmaß | |
| zuteilgeworden, wie es nötig gewesen wäre. Es ist eine klassische | |
| europäische Kurzsichtigkeit: Solange keine Nigerianer als | |
| Selbstmordattentäter europäische Hauptstädte terrorisieren, bleibt Nigeria | |
| auf der Rangliste von Krisenherden, mit denen man sich zu beschäftigen hat, | |
| weit unten. | |
| Leidtragende sind nicht zuletzt die Flüchtlinge aus Nigeria, die in Libyen | |
| stranden, auf dem Mittelmeer ertrinken oder in Italien, Frankreich und | |
| Deutschland herumirren mit der über ihnen schwebenden Drohung, sie so bald | |
| wie möglich nach Hause zu schicken – die Anerkennungsquote für | |
| nigerianische Asylsuchende in Deutschland, dem wichtigsten | |
| außerafrikanischen Zielland für fliehende Nigerianer, lag zuletzt bei | |
| kläglichen 12 Prozent. | |
| Es gibt relativ wenig, was von Europa aus Sinnvolles getan werden kann, um | |
| den Krieg in Nigeria zu beenden. Da aber Nigerias Militär stark auf | |
| europäische Ausrüstungs- und Ausbildungshilfe angewiesen ist, müssten | |
| zumindest die in diesem Bereich bestehenden Erkenntnisse der | |
| internationalen Partner über Korruption und Menschenrechtsverletzungen in | |
| Nigerias Militär mehr Konsequenzen haben als bisher. | |
| Und da die meisten, die vor Boko Haram fliehen, in ihrer Region bleiben, | |
| müssten zumindest die bestehenden UN-Hilfsappelle zu ihrer Notversorgung | |
| finanziert werden. Vertriebene, egal wo auf der Welt, brauchen Schutz und | |
| menschenwürdige Behausung. Es ist ein Armutszeugnis für Europas | |
| Außenpolitik, dass im Falle Nigeria sogar diese Selbstverständlichkeiten | |
| deutliche Fortschritte wären. | |
| 29 Jul 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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