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# taz.de -- Burggraben um das Parlament: Der Reichstag, ganz feudal
> Es wird darüber nachgedacht, um dem Reichstag in Berlin einen Graben zu
> buddeln – aus Sicherheitsgründen. Symbolpolitisch ist da noch Luft nach
> oben.
Bild: Über den Grabeninhalt muss noch gesprochen werden: Spreewasser? Piranhas…
Es gibt ein neues Sicherheitskonzept für den Reichstag. Darin enthalten
ist, [1][wie man in der Berliner Zeitung vom Donnerstag nachlesen kann],
nicht nur ein neues Besucherzentrum – sondern auch ein 2,5 Meter tiefer und
10 Meter breiter Graben.
Ein Graben? Klar. Die ehemaligen Volksparteien verlieren an Rückhalt und
die Demokratieverdrossenheit nimmt zu. Da ist es nur konsequent, wenn das
Parlament auch physisch eine Grenze zu seinen Wählern zieht. Und was wäre
da besser als etwas, das schon im Mittelalter effektiv Feudalherren von
Bauern zu trennen vermochte.
Natürlich geht es um etwas anderes: Der Graben ist eine Reaktion auf die
Terroranschläge der letzten Jahre – und selbstverständlich muss nach
Ereignissen wie am Breitscheidplatz über die Sicherheit an politisch
Bedeutsamen Orten nachgedacht werden, an denen obendrein großer
Publikumsverkehr herrscht. Dass man sich jetzt aber auf mittelalterliche
Wehranlagen rückbesinnt, trägt allerhöchstens dazu bei, Abgrenzung zu
signalisieren und Angst zu schüren.
Laut Konzept sollen Besucher außerdem in Zukunft durch einen Tunnel vom
geplanten Besucherzentrum zum Westportal des Reichstags gelangen. Wo also
1995 eine lichtdurchlässige Kuppel als Zeichen der Offenheit auf den Bau
gesetzt wurde, soll künftig ein dunkler Tunnel in das Prunkstück der
deutschen Demokratie geleiten. Symbolpolitisch ist da Luft nach oben. Oder
eben nach unten, wenn man neben Burggraben und Katakomben noch über
Fallgatter und Zugbrücke nachdenken möchte.
## Immerhin verschwinden dann die Stahlcontainer
Bislang stehen die Pläne unter Vorbehalt. Geprüft werde erst, sagt
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher, „ob solche
Sicherheitsmaßnahmen auch aus städtebaulicher Sicht ins Bild passen“. Aber
vielleicht bringt der Graben ja gerade einen gestalterischen Mehrwert für
den Platz der Republik. Um das Bild perfekt zu machen, könnte problemlos
Wasser von der Spree in den Graben umgeleitet werden. Piranhas oder Haie in
dem neu entstandenen Gewässer schrecken Terroristen wie Besucher sicher
zusätzlich ab.
Fertig werden soll das Projekt bereits Mitte 2023. Immerhin verschwinden
dann die uneinladenden Stahlcontainer, die momentan für die
Sicherheitskontrollen herhalten müssen. Schlussendlich muss man der Idee
auch zugutehalten, dass beim Ausheben eines Grabens – obwohl es sehr
kurzfristig kalkuliert scheint – zumindest keine Brandschutzanlage die
pünktliche Inbetriebnahme verhindern kann.
19 Jul 2019
## LINKS
[1] https://www.berliner-zeitung.de/berlin/sicherheitsvorkehrungen-am-bundestag…
## AUTOREN
Tobias Kannler
## TAGS
Geht's noch?
Reichstag
Terrorgefahr
Bundestag
Berlin
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